Lego in die Löcher
Autor: Franz Tröger
Bamberg, Dienstag, 18. April 2017
Der aus Bamberg stammende Künstler Jan Vormann bessert weltweit Bauschäden mit den kleinen, bunten Plastiksteinen aus.
Bunt und schön schmiegen sie sich in die Löcher einer alten venezianischen Mauer, stützen in Dublin einen ruinösen Türstock oder glätten die Bruchkanten einer Treppe in São Paolo - die Legosteine, die der Künstler Jan Vormann in der Welt verteilt. Das Verfahren ist einfach: Bauschaden finden, Legobeutel zücken, ausbessern. Was sich daraus Vielfältiges ergibt, ist zurzeit in Bamberg im Kesselhaus zu besichtigen.
Weil sich die Originalbauten, darunter die chinesische Mauer, nur schwer ins Kesselhaus heben lassen, muss dort das "Dispatchwork", wie Jan Vormann sein Projekt nennt, auf andere Weise anschaulich gemacht werden. Da sind zuerst einmal die großen Fotos, die zeigen, wie passfähig und wie ästhetisch man mit Lego arbeiten kann, wenn man ein Künstler ist und sich Zeit nimmt.
Eine Idee macht Schule
Da gibt es aber auch, und das ist nicht weniger interessant, die kleinen Fotos. Auf denen sind Menschen aller Herren Länder zu sehen, Erwachsene und Kinder, die gerade im Sinne Jan Vormanns irgendwo in der Welt Mauern flicken. Denn die Idee hat Schule gemacht, was vom Künstler gern gesehen wird. Sein einziger Wunsch dabei: ihm ein Foto von der Aktion zuzuschicken. Auf seiner Homepage, die in der Ausstellung groß projiziert wird, ist die Weltkarte der Stadt-"Reparaturen" zu sehen: In Caracas gab es neulich welche, in Tel Aviv schon längst, in Dubai und Moskau noch nicht.
Mit dem Legostein hat Vormann dafür das ideale Material gefunden: simpel in der Handhabung, an sich unzerstörbar, in aller Welt bekannt. Dieses internationale Patchwork aus Mauern, Plastiksteinchen und Menschen will Jan Vormann, der in Bamberg geboren wurde und nun in Berlin lebt, so bald wie möglich in einer Publikation dokumentieren.
Besucher dürfen Ritzen füllen
Im Kesselhaus, obwohl eigentlich auch ein Sanierungsfall, der auf Gelder hofft, wurden nicht die vorhandenen Löcher gestopft, sondern man zog extra eine Schauwand ein. In der füllen verspielte Lego-Architekturen, die mal an kleine Paläste, mal an Grotten erinnern, die Durchbrüche und Türrahmen. In einer Vitrine liegt ein ramponierter Berliner Ziegelstein, auch er am Eck mit Lego wieder in Form gebracht; gegenüber laufen Filmchen, in denen man Aktivisten beim Bausteinsetzen zusehen kann. Wen es selber zu Taten drängt, der kann im Kesselhaus bei ein paar aufgeschichteten Mauersteinen die Ritzen mit bereit liegenden Legoklötzchen füllen. Oder noch besser: Man geht nach Hause, holt sich heimlich bei den Kindern einen Sack voll und macht sich in Bamberg auf die Suche. Löcher gibts's genug.
Öffungszeiten
Ort Jan Vormann: "Dispatchwork", Kunstraum Kesselhaus, Untere Sandstraße 42, Eingang vom LeinrittZeit Geöffnet bis 7. Mai, immer Do und Fr 15 - 18 Uhr, Sa und So 11 - 18 Uhr, auch am 1. Mai.