Laufen als Lebenselixier
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Montag, 02. Mai 2016
Fit wie ein Turnschuh ist Laszlo Vaskovics, der gerade wieder einen Marathon lief. Was rät der 80-Jährige Sportmuffeln, um auf Trab zu kommen?
Gerade glänzte er wieder in der Königsdisziplin der Läufer: Als Schnellster in seiner Altersgruppe meisterte Laszlo Vaskovics den Wien-Marathon. Und joggt der 80-Jährige nicht, dann rudert er "zum Ausgleich" oder fährt Ski - "gerne auch die schwarzen Pisten". Wenn es jemanden gibt, der in Bamberg Tipps zum Thema Fitness geben kann, dann ist das sicher der emeritierte Professor für Soziologie und ehemalige Vizepräsident der Universität, der gerade auch als Organisator den 19. Altenburg-Bergsprint vorbereitet. Ein Grund für uns, mit Vaskovics ein Interview zu führen.
Um einem Mädchen zu imponieren
Im hohen Alter noch laufen Sie Freizeitjoggern wie mir locker davon.
Waren Sie als Teenie schon eine Sportskanone oder kam Ihre Begeisterung fürs Laufen später?
Laszlo Vaskovics: Tatsächlich erkannte schon ein Sportlehrer, dass ich gute Voraussetzungen zum Läufer mitbringe. Dabei fing ich mit diesem Sport nur an, um einem Mädchen aus meiner Schule zu imponieren: einem wunderhübschen Mädchen, für das ich schwärmte.
Eine Schwärmerei brachte Sie also auf Trab - interessant. Blieben Sie seither mit eisernem Durchhaltevermögen am Ball?
Nein, ich musste nach der bürgerlich-demokratischen Revolution aus Ungarn fliehen, da ich als humanitärer Helfer in meiner alten Heimat Probleme bekam. Ich zog nach Wien, wo ich mir mein Studium selbst finanzierte und keine Zeit mehr für Sport hatte. Erst in den 60er Jahren kam ich übers Rudern wieder zum Laufen.
Größter Misserfolg
Im Ruhestand wurden Sie zum Marathon-Mann. Kam der Erfolg gleich im ersten Anlauf? Nein, mein erster Marathon in Frankfurt 2001 wurde der größte Misserfolg. Erfahrene Kameraden hatten mir drei Ratschläge mit auf den Weg gegeben: 1) Nicht zu schnell starten. 2) Viel trinken. Und 3.) Nicht von hübschen Athletinnen ablenken lassen. Ich schlug ihre Tipps in den Wind und musste nach 34 Kilometern aufgeben.
Auf welche sportlichen Etappen blicken Sie mit Stolz zurück?
Auf meinen zweiten Marathonlauf in Wien 2002, der zum Erfolg wurde, weil ich diesmal durchhielt. Und meinen dritten Marathon 2003 in Frankfurt, bei dem ich die alte Strecke besiegte. Danach kam München, Budapest, noch einmal Frankfurt und Wien.
Was war Ihr bewegendstes Lauferlebnis in all den Jahren?
Das hatte ich ebenfalls in Wien, wo mich mein Enkel beim Marathon begleitete.Tim hatte zuvor mit mir heimlich trainiert - keiner wusste etwas von unseren Plänen. Wir wollten alle überraschen. Und dann liefen wir und kamen gemeinsam ins Ziel: Ein 19-Jähriger ohne jede Marathon-Erfahrung und sein 80-jähriger Opa.
Training ab 6 Uhr morgens
Wie oft und wie intensiv mussten Sie trainieren, um solche Ziele zu erreichen?Laufen kann man glücklicherweise zu den unmöglichsten Zeiten. So bin ich in Bamberg als Lehrstuhlinhaber für Soziologie morgens gegen 5.30 Uhr aufgestanden und habe ab 6 Uhr trainiert. Ich lief um die Altenburg herum in den Bruderwald und wieder zurück. Oder ich machte mich abends nach der Uni auf den Weg. Todmüde lief ich oft los. Dann aber baut man beim Joggen all den Stress des Tages ab und kommt letztendlich ausgeruht nach Hause. Vor Marathons trainierte ich einige Monate lang mindestens jeden zweiten Tag, um pro Woche auf 50 bis 70 Kilometer zu kommen. Zuletzt noch zwei Mal 30 Kilometer in einem Stück - und ich war in Topform.
Klingt als müssten Sie keinen inneren Schweinehund überwinden.
Doch. Sehr unangenehm ist's beispielsweise bei starkem Gegenwind völlig durchnässt noch zehn Kilometer laufen zu müssen.
Interessierte Vierbeiner
Womit hatten Sie als Läufer noch zu kämpfen?
Eine schwierige Konstellation sind Läufer und Hunde. Es reizt des Menschen besten Freund eben, wenn man an ihm vorbeizischt. Diese Erfahrung habe ich machen müssen und bin irgendwann bei jedem Hund stehen geblieben. Ein Besitzer fragte mich mal, warum. Seine Antwort auf meine Antwort: "Stimmt, mein Hund beißt niemanden - außer Läufer."
Gerade sind Sie mitten in den Vorbereitungen für den 19. Altenburg-Bergsprint, den Sie mitorganisieren. Wie kamen Sie dazu?
Als Läufer. Vor acht Jahren wurden neue Organisatoren gesucht. Und ich meldete mich spontan mit einigen Mitgliedern meiner Laufgruppe. Bitter ist's, dass ich diesmal nicht selbst aktiv sein kann, da mir mein Trainer nach dem Marathon eine Schonfrist verordnete.
Gesundes Essen? Fehlanzeige!
Zuletzt Ihre "Fit-in-Franken"-Empfehlung, um schlaffe Zeitgenossen in
Marathon-Form zu bringen?Sie sollten mit kurzen Strecken anfangen, langsam schneller werden und längere Strecken laufen. Wichtig dabei ist allerdings, sich nie restlos auszupowern. Auf diese Weise kann man in jedem Alter erfolgreich Sport treiben. Was die Ernährung angeht, kann ich leider keine Empfehlungen geben, da ich in dieser Hinsicht alles andere als ein Vorbild bin: Ich liebe die nicht extrem gesunde Mischung aus österreichischer, ungarischer und Bamberger Küche.
Termine und Infos zum Altenburg-Bergsprint
Zum 19. Mal wird am 8. Mai die Altenburg im Rahmen eines Bergsprints erlaufen.
Als Veranstalter lässt der Altenburgverein in Zusammenarbeit mit dem SV Bamberg den "Willy-Heckel-Gedächtnislauf" alle zwei Jahre in der "Weltkulturerbelauf-freien" Zeit aufleben.Der Startschuss für das Rennen über die 4,5 km lange Strecke mit insgesamt 130 Höhenmetern wird um 10.30 Uhr im Teufelsgraben gegeben. Alle Teilnehmer von 12 bis 80 Jahren werden gleichzeitig auf die Strecke geschickt.
Die Strecke verläuft zunächst entlang der Altenburger Straße. Auf halber Höhe wird Bambergs Wahrzeichen einmal komplett umrundet, bevor es zum Schlussanstieg mit dem Ziel vor dem Eingang der Burg kommt.
Alles Weitere auch zu den Teilnahmebedingungen finden Sie im Netz.