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Landtagswahl in Bayern: die Rückkehr der Volkspartei


Autor: Christian Reinisch

München, Sonntag, 15. Sept. 2013

Das Jahr 2008 sei "damit Geschichte, liebe Freunde", rief Horst Seehofer seinen Anhängern zu. Mit Stolz in der Stimme und sichtlich angeschwollenem Selbstbewusstsein. In der Tat:
Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer steht in München nach der Bekanntgabe der Hochrechnungen zur Landtagswahl in Bayern mit hochgestreckten Daumen auf dem Podium. Foto: Inga Kjer/dpa


Der Ministerpräsident hat mit diesem Wahlsieg Geschichte geschrieben. Er hat bewiesen, dass auch in Zeiten zerfasernder gesellschaftlicher Interessen und abnehmender Parteibindungen absolute Mehrheiten machbar sind. Und er hat etwas geschafft, was ihm vor fünf Jahren nicht viele zugetraut hatten: nämlich seine ausgezehrte CSU so aufzurichten, dass sie wieder Volkspartei werden konnte - die Wähler findet quer durch alle sozialen und demographischen Schichten.

2008 - das war der Absturz einer durch die Arroganz von zu viel Macht überheblich gewordenen CSU (man denke nur an die Zweidrittel-Mehrheit, mit der Edmund Stoiber zu herrschen beliebte). Und für einen Moment sah es so aus, als seien in Bayern Verhältnisse eingezogen, wie sie in anderen Bundesländern normal sind. Dass eine Koalition gebildet werden muss, ja dass sogar eine Ablösung der seit Jahrzehnten regierenden Staatspartei eines fernen Tages möglich sein könnte.

Mit der Landtagswahl vom Sonntag steht aber fest: Bayern tickt tatsächlich anders. Die FDP, die fünf Jahre lang als Juniorpartner an Seehofers Seite mitregieren durfte: vom Wähler versenkt, zurückgeschickt in die außerparlamentarische Opposition. Die Liberalen wurden eben nicht als Korrektiv wahrgenommen, sondern als fürsorglich umarmtes Anhängsel der CSU - und somit entbehrlich.

Auch der Angriff der Opposition blieb letztlich stumpf. SPD, Grüne und Freie Wähler konnten zu keiner Zeit überzeugend darstellen, wie sie als höchst heterogenes Trio gemeinsam die CSU ablösen wollen. Ein Konzept dafür gab es nicht, und die Popularität des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude als SPD-Kandidat reichte bei weitem nicht aus für eine flächendeckende Mobilisierung.
Hinzu kam, dass es schlicht keine Wechselstimmung gab. Den Bayern geht's gut, und das weiß eine CSU traditionell für sich zu nutzen. Da reicht es, mit inhaltsfreien Plakaten vom Niveau "Bayern - das Land" an das Wir-Gefühl zu appellieren. Bayern ist gleich CSU - der wendige Populist Seehofer hat es verstanden, diese Identifikation wieder herzustellen. Und genau darin liegt sein Triumph. Ein Triumph wie er wohl nur in Bayern noch möglich ist.

Ergebnisse der Direktkandidaten und Parteien in den fränkischen Stimmkreisen finden Sie unter wahlen.infranken.de. Auch Detailinformationen zu den Direktkandidaten finden Sie auf dieser Seite.