Landratsstellvertreter mit AfD-Stimmen gewählt? Die Thüringen-Falle schnappt zu
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Donnerstag, 28. Mai 2020
Die Grünen im Kreistag legen Bruno Kellner (FW/ÜWG) den Rücktritt nahe, weil die AfD behauptet, ihm bei seiner Wahl zum stellvertretenden Landrat die entscheidenden Stimmen gegeben zu haben. Stimmt das? Die Landräte kontern.
Hat sich Bruno Kellner von der Alternative für Deutschland zum Landratsstellvertreter wählen lassen? Diesen Verdacht äußern die Grünen im Kreistag. Fraktionssprecher Bernd Fricke zieht Parallelen zur Skandalwahl des kurzzeitigen Ministerpräsidenten in Thüringen - und legt Kellner sogar den Rücktritt nahe. Ein Eklat.
Was war passiert? Bei der Wahl zum Stellvertreter des Bamberger Landrates traten Helga Bieberstein (Grüne/AL), Andreas Schwarz (SPD) und eben Bruno Kellner (FW) gegeneinander an. Von den 60 gültigen Stimmen bei 61 Wahlberechtigten entfielen in geheimer Wahl 32 auf Bruno Kellner. 31 wären nötig gewesen. Über 31 Stimmen verfügen CSU (23 Sitze plus Landrat Johann Kalb) und FW/ÜWG (7 Sitze) zusammen.
Als weiterer Stellvertreter wurde dann Johannes Maciejonczyk (CSU) gewählt. Da diese Wahl nicht geheim ablief, war hier die Stimmverteilung klar. Zu den 31 Stimmen von CSU und FW/ÜWG kamen die fünf der AfD-Fraktion und eine aus den Reihen des Bürgerblocks.
So weit, so gut. Händeschütteln war wegen Corona nicht möglich, aber man gratulierte sich im Kreistag und später in den sozialen Netzwerken. Auch die AfD gratulierte.
"Ich freue mich sehr, dass Bruno Kellner zum stellvertretenden Landrat und Johannes Maciejonczyk zum weiteren stellvertretenden Landrat mit unseren Stimmen gewählt wurden und die Wahl auch angenommen haben. Ich wünsche den beiden Herren alles erdenklich Gute in der Amtsführung", schrieb AfD-Kreisrat Florian Köhler auf Facebook und setzte einen provokativen Smiley dazu.
Schon bei der Kommunalwahl hatte Köhler Landrat Kalb provoziert, indem er tönte, er habe Kalb gewählt. Dieser distanzierte sich deutlich, bezeichnete die AfD als "das politische Virus dieser Zeit" und erklärte: "Es wird mit mir als Landrat keine Zusammenarbeit mit der AfD geben." Köhler beschimpfte ihn daraufhin als "Landclown".
Nun provozierte Köhler also erneut. Flankiert von seinem AfD-Kollegen Timo Köhler, der postete, zum Landratsstellvertreter sei "mit unserer vollen Unterstützung Bruno Kellner" gewählt worden. Sprich mit fünf AfD-Stimmen.Von Kellner oder Kalb kam keine Reaktion. Wohl aber von den Grünen.