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Landkreis Bamberg: für fünf Euro die Stunde mit dem Elektroauto unterwegs


Autor: Stefan Fößel

Bamberg, Freitag, 02. November 2018

Wie schnell bekommt man ein E-Auto des Landkreises, wie fährt es sich, wo kann man tanken? Ein Selbstversuch.


Es geht in jeder Hinsicht schnell. Ein Anruf in der Gemeinde Pettstadt (als Pressevertreter geben wir uns erst später zu erkennen) und schon bekomme ich für fünf Euro die Stunde einen BMW i3. "Sie haben Glück, das Auto ist gerade frei", sagt Christine Schrauder, die dem interessierten Mieter einen Überblick über Ladesäulen im Landkreis gibt, am Bildschirm den Vertrag mit ihm ausfüllt und draußen erklärt, wie das Auto funktioniert und wie man Strom tankt. Die Gemeinde-Mitarbeiterin lässt keine meiner vielen Fragen offen, hakt in Zweifelsfällen bei ihrem Kollegen nach oder recherchiert kurz im Internet.

Kurz darauf halte ich den Schlüssel für ein 170-PS-Auto mit Automatik und Elektroantrieb in Händen. Etwas zögerlich und nahezu geräuschlos fahre ich an. Der linke Fuß friert ab jetzt ein, ich brauche nur noch Gas und Bremse. Das fühlt sich ein wenig wie Autoscooter-Fahren an, nur mit deutlich mehr Leistung. Schnell gewöhnt sich auch der Elektro-Neuling an die recht einfache Bedienung und stellt auf freier Strecke fest, dass der BMW tatsächlich in gut sieben Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer beschleunigt. Vor allem innerorts sollte man aber bedenken, dass man als nahezu lautloser Verkehrsteilnehmer von anderen auch nicht so schnell wahrgenommen wird.

Über Ladestationen informieren

Da das Elektroauto in Pettstadt direkt an der Ladestation abgeholt wurde und entsprechend vollgetankt war, musste ich mir für meine kurze Testfahrt keine großen Gedanken über die Tankmöglichkeiten machen, nach gut 50 Kilometern ist beim Ladestatus nur einer von vier blauen Balken verschwunden. Allein im Landkreis Bamberg hätte ich in 28 Gemeinden mindestens eine Ladesäule mit zwei Ladepunkten gefunden, an denen es für E-Carsharing-Teilnehmer kostenlos Strom gibt. Zusammen mit den privaten Ladestationen kommt der Landkreis auf mittlerweile 100 Punkte, an denen man ein E-Auto in zweieinhalb Stunden volltankt.

Wer längere Strecken zurücklegen will, sollte sich zuvor im Internet über die Lademöglichkeiten informieren. So finden sich die nächsten Schnellladesäulen an der A3 am Rasthof Haidt bei Kleinlangheim oder an der Raststätte Aurach bei Erlangen. An diesen Säulen kann der i3 in einer halben Stunde 200 Kilometer Reichweite tanken. Ein entsprechender Stecker liegt im Kofferraum, ein anderer für die Steckdose daheim findet sich neben dem Motor. Dort müsste man freilich deutlich mehr Zeit investieren und könnte das Auto über Nacht aufladen.

Im Internet (unter anderem unter www.goingelectric.de) gibt es Übersichtskarten, die auch anzeigen, ob eine Ladesäule belegt ist oder nicht. Gerade weiter weg empfiehlt sich ein Blick auf die Abrechnungsmodalitäten: An einigen Säulen wird minutengenau abgerechnet.

So funktioniert E-Carsharing

Standorte Altendorf, Baunach, Burgebrach, Buttenheim, Frensdorf (ab Mai 2019), Gundelsheim, Hirschaid, Oberhaid, Pettstadt, Rattelsdorf, Scheßlitz, Schlüsselfeld, Strullendorf, Viereth-Trunstadt (bis April 2019), Zapfendorf

Buchung1 Buchungsanfrage per Telefon, E-Mail oder persönlich bei der jeweiligen Kommune. 2 Nach Terminbestätigung Vertrag zur Nutzung des E-Fahrzeuges, inkl. SEPA-Lastschriftmandat ausfüllen und unterschreiben. 3 Abgabe der Unterlagen beim zuständigen Mitarbeiter der Gemeinde. Vorlage des Personalausweises und des Führerscheines. Abholung der Fahrzeugschlüssel sowie des Fahrzeuges am angegebenen Standort.

Tarife

1 Stunde 5 €;

1 Tag / 24 h 25 €

(8 Uhr bis 8 Uhr);

1 Wochenende 69 €

(Fr., 11 Uhr bis Mo., 8 Uhr);

1 Woche 169 €;

1 Monat 595 € - im kommenden Jahr steigen die Preise.

Versicherungsfall Vollkasko/ Teilkasko: Selbstbeteiligung im Regelfall jeweils 300 Euro;

Ladesäulen Eine Übersicht über die Ladesäulen in Nah und Fern findet sich im Internet unter http://www.goingelectric.de/stromtankstellen/ und unter http://ladeatlas.elektromobilitaet-bayern.de/

Infos Weitere Informationen gibt es bei den Gemeinden sowie im Internet unter www.klimaallianz-bamberg.dehak/fö

"Keine Konkurrenz für uns"

Auf Elektromobilität setzt auch die Geschäftsidee von Liane Steiner. Mit ihrer Firma "EDriver" bietet sie einen Taxidienst an, der die Geschäftskunden mit dem Tesla chauffiert, das Angebot werde ganz gut angenommen. Das E-Carsharing-Projekt des Landkreises stelle für Steiner keine Konkurrenz dar, denn "wir fahren ja die Kunden". Bei einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern seien auch Fahrten nach Frankfurt oder München durchaus üblich. Die Geschäftsfrau ist auch persönlich vom Elektroauto überzeugt: "Ich möchte nichts anderes mehr fahren. Man hat etwas höhere Anschaffungskosten, dafür ist die Wartung viel einfacher. Außer Winterreifen und Scheibenwischerflüssigkeit habe ich bisher nichts gebraucht."