Landfrauen "Dieser Tag ist immer reserviert"
Autor: Anette Schreiber
Hallstadt, Donnerstag, 19. Februar 2015
Nur wenn sie krank sind, lassen sich Elisabeth Linsner, Maria Dorscht und Maria Pfister den Landfrauentag ent- gehen. Das gilt wohl auch für einen Großteil der weiteren 400 Land- frauen, die gestern wieder nach Hallstadt gekommen waren.
Über 50 Jahre führte Elisabeth Linsner mit ihrem Mann die Landwirtschaft im Buttenheimer Gemeindeteil Kälberberg. Und seit sie denken kann, gehört der Landfrauentag für die nun 73-Jährige dazu. Heute muss sie zum Glück nicht mehr früh um 4 Uhr aufstehen, Stall ausmisten und Kühe melken, um am Landfrauentag teilnehmen zu können. Die Landwirtschaft ist verpachtet, Tiere sind keine mehr zu versorgen, und doch gehört die Veranstaltung des Bayerischen Bauernverbands für die Frau fest ins Jahresprogramm.
"Es ist immer interessant und man erfährt was." Dieses Mal geht es ums Ehrenamt und dessen Bedeutung für die Gesellschaft. Ehrenamtlich engagiert, das sind die meisten Besucherinnen - als Ortsbäuerin wie Maria Dorscht aus Geisfeld oder deren Stellvertreterin wie Maria Pfister aus Würgau durch ihre Ämter sowieso.
Angesichts des demografischen Wandels entschiede gerade auf dem Land Wohlfühlatmosphäre über die Zukunft eines Ortes. Da sei Ehrenamt besonders gefordert: "Eine aktive Bürgerschaft, die sich um die eigenen Belange kümmert, die ein lebenswertes Umfeld schafft und für einen guten Ruf des Ortes auch über dessen Grenzen hinaus sorgt... kann zwischen Schrumpfen und Stabilität entscheiden." Aben stein erntet heftigen Applaus.
Bekanntes vertieft
Bekanntes habe er vertieft, resümiert Maria Pfister (46) aus Würgau. "Interessant war's," finden auch Elisabeth Linsner und Maria Dorscht (49). Was gefällt ihnen eigentlich so am Landfrauentag? "Alles", sind sich die Befragten einig. Das sei eine schöne Veranstaltung, man komme zusammen erfahre Neues und dann sei da natürlich die Modenschau zum Schluss.
Der Landfrauentag hat feste Elemente: Die Begrüßung obliegt Kreis- und Bezirksbäuerin Anneliese Göller aus Wingersdorf, die sich in ihrer charmanten Moderation immer noch zu steigern weiß. Und dann sind da immer die Ehrengäste, erklären die Landfrauen. Erstaunlich viel Prominenz machen sie in diesem Jahr aus, obwohl doch gar keine Wahlen anstehen. Dafür stehen etliche Premieren an: Hallstadts neuer Bürgermeister Thomas Söder (CSU) begrüßt erstmals als Hausherr der Bettelseehalle die vielen Gäste. Als neuer Bundestagsabgeordneter spricht Andreas Schwarz (SPD) ein Grußwort und last but not least erleben die Landfrauen mit Hans Kalb nun auch gleich noch den neuen Landrat.
"Das war unser Bürgermeister," verrät Elisabeth Linsner stolz ihrem Gegenüber. Natürlich kennt der Hans die Elisabeth und begrüßt auch sie mit Handschlag. Staatssekretär und MdB Thomas Silberhorns Grußwort hätten die Damen gerne gelauscht, aber er war nicht zu hören. Der "Faatzen Heiner" , seines Zeichens BBV-Kreisobmann ist näher am Mikro - und die Damenwelt bejubelt ihn. Ebenso weitere altbekannte Akteure wie Theresia Hollfelder, Notburga Brehm und Angelika Braun, die in Sketchen und später als Models die Halle rocken.
Viel Sympathie ist für die Strauß-Tochter Monika zu spüren.
Die Europa-Abgeordnete kommt spät. Wird von Elisabeth Linsner aber sofort erkannt, "da schau, die Hohlmeier," raunt sie ihrer Nachbarin zu. Mit einem flammenden Plädoyer für den Abbau von Bürokratie hat sie den verwaltungsgeplagten Berufsstand gleich auf ihrer Seite, Elisabeth Linsners beifälliges Nicken obendrein.
Neues hat sich die Bezirksbäuerin ihrerseits einfallen lassen: Ein Quiz. Die Fragen führen zurück zu den Ursprüngen aller Landwirtschaft und damit dem Boden.
Wie viel Liter Bier, Brötchen, Zucker und Kartoffeln lassen sich jeweils auf einem Quadratmeter produzieren? "Haben wir auch noch was gelernt," schmunzeln die Landfrauen, nachdem sie auch den von Gudrun Kraus dirigierten Landfrauenchor und Hirschaider Tanzgruppe beklatscht haben. Nach der fetzigen Dirndl-Modenschau weist BBV-Kreisgeschäftsführer Werner Nützel noch auf Veranstaltungen hin. "Schön war's, bis nächstes Jahr," verabschieden sich Elisabeth Linsner, Maria Dorscht und Maria Pfister.