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Laien begegnen dem Priestermangel


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Stegaurach, Sonntag, 17. April 2016

Im Erzbistum Bamberg gibt es 24 neue Wort-Gottesdienst-Beauftragte. Erzbischof Ludwig Schick überreichte den Männern und Frauen die Ernennungsurkunden.
Mit einem Wasserritual erinnerte Erzbischof Ludwig Schick die 24 Männer und Frauen an die Taufe. Foto: Marion Krüger-Hundrup


Auch das gibt es 2016 im Erzbistum Bamberg: So manchem Hochwürden graut es bei der Vorstellung, dass eine Frau im Chorraum seiner Pfarrkirche steht und einen Gottesdienst leitet. Oder dass ein Familienvater das Wort Gottes möglicherweise kompetenter auslegt als er selbst. "Ein Drittel der Hauptamtlichen unterstützt nicht die Wort-Gottes-Beauftragten", weiß Silke Weiser-Oberkofler nach einer repräsentativen Befragung aller Pfarrer im Erzbistum. Die Pastoralreferentin arbeitet im Auftrag der Abteilung Liturgische Bildung im Erzbischöflichen Ordinariat daran, Männer wie Frauen als Wort-Gottesdienst-Leiter fit zu machen.


Eineinhalb Jahre lang ausgebildet

Ihr Chef Hans-Joachim Ignatzi, Leiter dieser Ordinariatsabteilung, freut sich, in der Pastoralreferentin eine einsatzfrohe Mithelferin zu haben.
So ist es für ihn eine Selbstverständlichkeit, den erzbischöflichen Dank für die fundierte Ausbildung von 24 neuen Wort-Gottes-Beauftragten an Silke Weiser-Oberkofler weiterzugeben. Eine Ausbildung in der Theologie und Leitung des Gottesdienstes, die immerhin eineinhalb Jahre dauerte und am Freitagabend in der Stegauracher Pfarrkirche mit der offiziellen Beauftragung durch Erzbischof Ludwig Schick endete. "Ich sende Sie gerne, damit der Ruhm Christi und das Heil der Menschen gemehrt werden durch Sie und Ihr Tun!" versicherte er den frisch gekürten Männern und Frauen aus den Dekanaten Bamberg, Coburg, Erlangen, Forchheim, Hallstadt/Scheßlitz, Hirschaid, Neunkirchen/ Sand und Neustadt/Aisch.

Gleichwohl war es Hausherr Pfarrer Walter Ries und nicht der Erzbischof, der in seiner Begrüßung den Begriff "Priestermangel" in den Mund nahm. In heutiger Zeit, in der der Kirche ein kritischer Geist entgegen wehe, sei die Übernahme eines solchen Dienstes wie Wort-Gottesdienst-Leitung keine Selbstverständlichkeit, betonte Ries. "In Zeiten des Priestermangels ist dieser ehrenamtliche Dienst unersetzlich", fügte der Pfarrer hinzu und verwies auf das Zweite Vatikanische Konzil, das bereits die verschiedenen Charismen der Getauften hervorgehoben habe.

Tatsächlich begegnen die Wort-Gottes-Beauftragten auf ihre je eigene Weise dem zunehmenden Priestermangel, der sich im Ausfall sonntäglicher oder auch werktäglicher Eucharistiefeiern bemerkbar macht. Die ausgebildeten Laien ermöglichen es der Gemeinde, sich zu treffen und ihre Kirche als Feierort zu erleben. Denn Wort-Gottes-Feiern als eigenständige Gottesdienstform bereichern das Pfarreileben, besonders in den Filial- und Kapellengemeinden und gerade dann, wenn kein Priester zur Verfügung steht.

"Der liturgische Bereich ist nicht den Priestern vorbehalten, es haben schon immer Laien vorgebetet, Andachten zu verschiedenen Anlässen gehalten", macht Pastoralreferentin Weiser-Oberkofler im Gespräch mit dieser Zeitung weiter klar. Eine Wort-Gottes-Feier "schmälert nicht die Bedeutung der Eucharistiefeier", sondern sei ein vollwertiger Dienst in der und für die Kirche.


Dank des Erzbischofs

"Wir erfüllen unseren Dienst wie die Priester, Bischöfe und der Papst", brachte Thomas Siebenhaar (Dekanat Forchheim/Neunkirchen am Brand) für den 24-köpfigen Ausbildungskurs das Laiencharisma auf den Punkt. "Wir haben schon immer in unseren Pfarrgemeinden Aufgaben mit Engagement und Herz übernommen", fuhr Siebenhaar in der Aussendungsfeier fort. Mit dem neuen Dienst solle "die Frohe Botschaft verkündet werden, auch wenn kein Pfarrer in den immer größer werdenden Seelsorgebereichen da ist". Sein Kurskollege Andreas Schreiber (Dekanat Bamberg/Stegaurach) ergänzte, dass "man in diesem Dienst auch den eigenen Glauben festigen kann". Überhaupt könne der Glauben nur lebendig gehalten werden, wenn in der Kirche Gottesdienst gefeiert werde.

Erzbischof Schick bedankte sich bei allen, die sich als Wort-Gottes-Beauftragte zur Verfügung stellen. Er ermahnte die Ehrenamtlichen zugleich, dass ihre Lebensführung mit der Verkündigung des Wortes Gottes übereinstimmen müsse. Jeder, der in der Liturgie oder der Caritas eine Aufgabe wahrnehme, "muss sich immer wieder bekehren, muss vom Mitläufer zum Vorläufer werden, vom Bedienten zum Diener und vom Zuhörer zum Zeugen", so der Erzbischof. Sein klares Bekenntnis zu den neu Beauftragten lautete: "Wort-Gottes-Feiern sind nicht nur wegen zu wenig Priestern wichtig in unserer Kirche, sondern auch damit das Wort Gottes immer mehr zu uns kommt und uns anspricht."

Ein Wasserritual zur Erinnerung an die Taufe, Lesung, die Bereitschaftserklärung der Gottesdienstbeauftragten und ihrer Heimatpfarrer, Segensgebet, Einzelbeauftragung durch den Erzbischof, Fürbitten, schwungvolle Lieder mit der Stegauracher Kirchenband "uprising": Die ganze Aussendungsfeier war voller Symbolik, war stimmig, war ein würdiger Auftakt zu einem Dienst in den Seelsorgebereichen. "Es war sehr festlich, toll, atmosphärisch dicht und schön!" bilanzierten Nicole Heilmann und Edeltraud Sponsel (Dekanat Forchheim/Neunkirchen am Brand) bei der anschließenden Agape im Foyer der Kirche. "Die Feier hat mich sehr angesprochen, überhaupt die ganze Ausbildungszeit war ein schönes Zusammensein und herzliches Miteinander", meinte Gertrud Schubert (Dekanat Bamberg/Stegaurach).


Zunächst für fünf Jahre

Die 24 Männer und Frauen wurden zunächst für fünf Jahre beauftragt. Eine Verlängerung erfolgt auf Antrag der Pfarrer, die auch schon ihr Ja zur Ausbildung ihrer Gemeindemitglieder sagen mussten. Je nach Seelsorgebereich, zu dem die Pfarrei der Beauftragten gehört, werden Wort-Gottes-Feiern mehr oder weniger häufig angeboten. Derzeit gibt es insgesamt rund 800 ausgebildete Gottesdienstbeauftragte im Erzbistum Bamberg. Im kommenden Herbst soll es einen neuen Kurs geben, voraussichtlich für die Region Auerbach.