Lagarde-Kaserne in Bamberg: Kommt jetzt sozialer Wohnungsbau?
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Montag, 25. Juni 2018
Die Stadt Bamberg drückt aufs Tempo bei der Entwicklung der Lagarde und stößt Kulturschaffende vor den Kopf. Wird jetzt sozialer Wohnungsbau entstehen?
Die Stadt Bamberg plant, schnell weitere Teile der ehemaligen Lagarde-Kaserne an einen Investor zu verkaufen, um weiteren Wohnraum zu schaffen. Das zumindest wird aus einer jüngsten Pressemitteilung der Bamberger Großen Kooperationsgemeinschaft aus CSU, SPD, BuB und FDP deutlich, die die Verkaufspläne unterstützt. Die Fraktionen sehen darin große Chancen, um den Wohnungsmarkt weiter zu entspannen.
Allerdings ist noch nichts bekannt über Anzahl und Preis der geplanten Wohnungen. Die Stadtverwaltung wollte sich am Montag mit Verweis auf die nichtöffentliche Behandlung im Finanzsenat am Dienstag nicht äußern. Auch nicht zu der heftigen Kritik, die von Kulturschaffenden von "Kontakt - Das Kulturfestival" auf die Verwaltung einprasselt: Die kritische Stellungnahme zu den Verkaufsplänen ist überschrieben mit "Für dumm verkauft - 7123 und die Stadträte!"
Denn ein Teil der fast 15.000 Quadratmeter umfassenden Verkaufsmasse soll neben der US-Einkaufshalle ausgerechnet der Gebäuderiegel mit der Nummer "7123" entlang der Ecke Weißenburg- und Zollnerstraße sein, in dem früher Schlosserei und Schreinerei untergebracht waren. Diese Räume sah die Initiative als am besten geeignet an, um sie - wie bereits temporär in den vergangenen Jahren geschehen - dauerhaft mit Kultur zu bespielen. Das Gebäude war unter anderem auch noch in einer von der Stadt in Auftrag gegebenen und von den Stadträten im Konversionssenat viel gelobten Machbarkeitsstudie des Regensburger Büros Eloprop für ein soziokulturelles Zentrum auf der ehemaligen Lagarde-Kaserne zu finden.
Kein Widerspruch
"In der Eloprop-Studie ist noch die Rede von Gebäuden, die jetzt wenige Wochen später plötzlich verkauft sind", zeigt sich Michael Schmitt vom Kontakt-Team verwundert über die aus Sicht der Kulturschaffenden widersprüchliche Vorgehensweise, dass Studien und Bedarfsanalysen für kulturelle Nutzung der Lagarde durchgeführt und nicht umgesetzt würden.Schmitt beschreibt die Stimmung unter den Kulturschaffenden als "enttäuscht und überrascht" nach Bekanntwerden der Pläne - sie hatten sich mehr erhofft, da die Initiative in den vergangenen Jahren bereits viele Leerstände für kurze Zeit erfolgreich mit jeweils tausenden Besuchern bespielt hatte.
Martin Pöhner (FDP) erkennt dagegen im Vorgehen der Stadt keinen Widerspruch. Er sieht ein klares Bekenntnis der Verwaltung und des Stadtrats, ein Kulturquartier auf der Lagarde zu schaffen - allerdings im Bereich von ehemaliger Reit- und Posthalle. Damit bremst Pöhner die Vorstellungen der Kulturschaffenden für ein solches Quartier ein. "Es muss von der Größe her finanzierbar sein", verdeutlicht er. Für den Bereich rund um Reit- und Posthalle laufe bereits ein Realisierungswettbewerb. Die Eloprop-Studie sei dagegen Ergebnis eines "Wunschdenkens" gewesen.
Entscheidend für Pöhner ist die Mischung aus Wohnen und Kultur. Das sieht auch SPD-Fraktionschef Klaus Stieringer so. Es sei keine Entscheidung gegen Kulturangebote, sondern eine dafür, Wohnraum zu schaffen - "und das möglichst schnell". Die GroKo schreibt in ihrer Pressemitteilung, in der sie die Unterstützung der Investor-Pläne zusichert, dass man die Entstehung von finanzierbarem Wohnraum fördern will.
"Viel zu überstürzt"
Die Kulturschaffenden betonen, dass sie keinesfalls gegen die Schaffung von sozialem Wohnraum seien, trotzdem wollen auch sie möglichst schnell Räume für ihre Ausstellungen und Veranstaltungen. Deshalb stellen sie die Frage: "Warum werden jetzt so schnell Gebäude unter der Hand verkauft?" Im Blick haben sie dabei, dass im südlichen Teil der Lagarde derzeit ein Investorenauswahlverfahren für die Bebauung des derzeit versiegelten Geländes läuft, wo rund 300 Wohnungen oder mehr entstehen könnten. Dieses transparente Verfahren vermisst die Initiative bei den genannten Gebäuden im nördlichen Teil. Auf dem Lagarde-Gelände sollen einmal insgesamt rund 1000 Wohnungen entstehen. Ursula Sowa (GAL) kann die Kritik nachvollziehen. Unabhängig davon ist aus ihrer Sicht der Verkauf der Gebäude an der Weißenburg- und Zollnerstraße "viel zu überstürzt". Was der Fraktionschefin vor allem nicht gefällt: "Dass die Entscheidung nicht im Konversionssenat getroffen wird. Dort wurde immer gesagt, dass im Riegel eine Mischung aus Wohnen, Kultur und Dienstleistungen unterkommen soll." Nun schreibe man "ohne Not" aus.
Die Architektin plädiert ohnehin dafür, dass die Häuser des Gebäuderiegels um eine Etage aufgestockt werden sollten. Damit sei finanzierbarer Wohnraum und Platz für weitere Nutzungen leichter möglich. Sie habe große Zweifel, dass bei der Auswahl der Investoren echter sozialer Wohnungsbau entstehen wird. Sowa will auf zweite Lesung - dann im Konversionssenat plädieren. "Damit geben wir uns nicht zufrieden!"