Lässt der Investor das Haus in der Sandstraße verfallen?
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Mittwoch, 07. August 2019
Das Technische Hilfswerk sichert mit großem Materialaufwand das akut einsturzgefährdete Gebäude in der Sandstraße. Der Investor weist Vorwürfe zurück, dass er das Haus verfallen lässt.
Kurt Hofmann steht im schmalen Hof seines verpachteten Anwesens. Der Hof gehört seit etlichen Jahren zur Kneipe "Stilbruch". Der Blick des 77-Jährigen geht hoch zu der Überdachung im hinteren Teil des schmalen Hinterhofs, dort waren vor einigen Monaten bei einem Sturm Brocken von der Mauer des Nachbargebäudes runter gefallen. Der Hof sei sofort mit Balken und einem Dach gesichert worden. Ansonsten sei nicht viel passiert: "Ich wundere mich, dass nicht schon vor Jahren was gemacht wurde", meint Hofmann über das leere Gebäude nebenan, das sich seit Jahren im Verfall befindet. Und inzwischen so akut einsturzgefährdet ist, dass es notgesichert werden muss. Das mitten im Weltkulturerbe.
Keine Böden mehr
Vor dem Haus nebenan in der Oberen Sandstraße, um das es geht, steht im strömenden Regen Nancy Seliger. Die Sprecherin des Technischen Hilfswerks (THW) beschreibt, womit sie und ihre rund 30 Kollegen des Ortsverbands Bamberg, Haßfurt und Schweinfurt derzeit beschäftigt sind. "Weil unter anderem nicht mehr viele Böden da sind, sichern wir das Gebäude erst einmal von innen so, dass unsere Helfer darin sicher arbeiten können. " Ein Baufachberater des THW ist zur Sicherheit vor Ort, Sensoren am Gebäude warnen die Einsatzkräfte, sollte das Gebäude zu wackeln beginnen.
Es werden am Mittwoch auch die ersten Bohrungen gesetzt, damit das Gerüst aufgestellt werden kann. Die Holzbalken schneiden die Einsatzkräfte in der Kurve gegenüber der Weinstube Pizzini unter einem blauen Pavillon zu. Die Sandstraße ist gesperrt. Fußgänger können sich gerade noch so vorbei wagen.
Das Gerüst wird später zirka zwei Meter bis 2,50 Meter in die Straße rein ragen. Die Sicherung soll gewährleisten, dass Personen und Fahrzeuge im Fall eines Einsturzes nicht gefährdet werden. "Es ist doch eine Materialschlacht. Einiges musste neu beschafft werden, weil wir davon ausgehen, dass das Material länger verbaut bleiben wird. Es ist sicherlich nichts, was in zwei Wochen wieder abgebaut wird", meint Seliger.
Die Stadt hat das THW im Rahmen der Amtshilfe beauftragt, die Notsicherung zu übernehmen. In der vergangenen Woche hatte das Bauordnungsamt "zur Abwehr einer erheblichen Gefahr für Leben und Gesundheit" gegenüber dem Pächter im Keller des Gebäudes, dem Sound-n-Arts, eine sofortige Nutzungsuntersagung erteilt. Die Pächter waren davon komplett überrumpelt worden.
Verantwortungsloser Umgang?
Die Investmentfirma Dolphin Trust, die jetzt German Property Group heißt, ist Besitzerin der Immobilie. Sie sieht sich nun der Kritik ausgesetzt, dass sie das denkmalgeschützte Haus verfallen lässt. So wirft etwa die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg der Firma aus der Nähe von Hannover einen "verantwortungslosen Umgang" damit vor. "Leider ist dieses skrupellose Vorgehen des ,Investors‘ kein Einzelfall - er soll nicht nur in Bamberg, sondern auch in anderen Städten ähnlich tatenlos mit seinem Eigentum umgehen", schreibt die Schutzgemeinschaft auf Facebook. Der Denkmalschutzverein verweist auch auf einen Fernsehbericht des BR vom Mai. Darin wird die Investmentfirma so dargestellt, dass sie denkmalgeschützte Häuser in Bayern aufkauft, um sie zu sanieren. Doch auffallend viele der Gebäude würden verfallen.
Bei der Stadt Bamberg heißt es, dass die Kommunikation mit der Firma bisher "schwierig" gewesen sei. So soll es schon öfters Gespräche zwischen Stadtspitze und Investor gegeben haben. Sogar ein Ankaufsversuch durch die Stadt soll es gegeben haben, der aber letztlich an viel zu hohen Preisvorstellungen des Besitzers gescheitert sein soll.