Kurzfilmtage: Im 25. Jahr ab Rosenmontag
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Montag, 27. Januar 2014
Ein neuer Rekord: Rund 4600 Besucher verzeichneten die Bamberger Kurzfilmtage erstmals, wie Festivalorganisator Volker Traumann bilanzierte. Dabei haben die Vorarbeiten fürs Jubiläumsjahr schon begonnen - mit einem neuen Veranstaltungstermin im Februar.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: In diesem Sinne haben für die Organisatoren die Vorbereitungen für die 25. Bamberger Kurzfilmtage schon begonnen. "Im Jubiläumsjahr wandert der Starttermin erstmals vom Januar in den Februar", berichtet Volker Traumann. Auf diese Weise bliebe künftig mehr Zeit für die Filmauswahl, zumal sich das Programm breit gefächerter denn je präsentiert, wie allein der Vergleich zwischen 2014 und 2012 zeigt: Waren heuer 144 Streifen aus 17 Ländern zu sehen, so lag die Zahl bei den 22. Kurzfilmtagen noch bei 116 Beiträgen. "2015 beginnt unser Festival gleich nach dem Ende der Berlinale am Rosenmontag", sagt Traumann. Eine große Jubiläumsveranstaltung sei geplant, möglicherweise auch eine Retrospektive auf das Filmschaffen seit 1991 in Form einer DVD.
Aus Sankt Petersburg
Ein gutes Omen fürs Jubiläumsjahr ist der Besucherzuwachs.
Demnach verzeichnete das Festival Traumann zufolge heuer erstmals rund 4600 Zuschauer - im Vergleich zu 4500 2013 und rund 4000 im Jahr 2010. "Die weiteste Anreise hatte ein Filmemacher aus Sankt Petersburg, gefolgt von einem spanischen Journalisten mit Bamberger Wurzeln", der sich die Kurzfilmtage ebenfalls nicht entgehen ließ.
Leer ging diesmal der Festivalbeitrag aus, der zuvor schon für einen Oscar nominiert wurde: "Mr. Hublot" guckte als Luxemburger Animationsfilm in die Röhre, nachdem sich das Bamberger Publikum von Vorschusslorbeeren offenbar nicht beeinflussen ließt. Gegenüber Kurzspielfilmen hätte der Animationsbereich einen schweren Stand, meint Traumann: "Dementsprechend positiv überraschte mich die Entscheidung der Jugendjury, Natalie Heinleins ,Soviet Trumpeter' auszuzeichnen". Zumal sich das Gremium für das Musikvideo entschied, "ohne zu wissen, dass es sich bei der Filmemacherin um eine Bambergerin handelt".
Den Regionalfilmpreis sicherten sich sechs Mädchen, die mit Julia Flachmann als FSJlerin "You & Me" drehten. Bei einem Filmworkshop der Offenen Jugendarbeit der Stadt entstand das Musikvideo um die zehn- bis zwölfjährigen Freundinnen, die einen Sommertag skatend und tanzend zur Musik des Bamberger Soundbastlers Emrou verbringen. "In dem Film wollten wir zeigen, wo wir leben, und wie uns der Sommer in der Gereuth Spaß macht", meinte die zehnjährige Eva bei der Präsentation. Julia Flachmann und Projektleiterin Janna Wolf nahmen stellvertretend für die "Filmcrew" letztendlich die mit 300 Euro dotierte Auszeichnung entgegen.
Pleiten, Pech und Pannen
Viele Cineasten schwärmten wieder vom Flair des Bamberger Festivals. Aber nicht alles lief von Anfang an rund, wie Traumann berichtet.
"Für unsere Schirmherren-Aktion machten wir auf die Schnelle noch ein Foto und entwickelten das Motiv, das via Großbildleinwand mit drei gewaltigen Rechtschreibfehlern zu sehen war." Peinlich, peinlich. Natürlich wurde der Lapsus schnellstens korrigiert. Während sich die Veranstalter in den kommenden Monaten noch eine kostengünstige Lösung einfallen lassen müssen, um den Ton im Luli-Saal des ehemaligen Ufa-Kinos zu optimieren, der heuer wieder zum Kritikpunkt wurde: "Ein geschichtsträchtiger Veranstaltungsort, aber für jeden Soundtechniker die Hölle."
Preise fürs Debüt
Zuletzt aber zu den Filmemachern, deren Beitrag "Süße Seeluft" zum Publikumsliebling avancierte: Stefan Siebert und Thomas Hessmann.
Süße Seeluft - Making of from Thomas Hessmann on Vimeo.
Sie entwickelten den 19-minütigen Streifen als Abschlussarbeit ihres Kommunikationsdesign-Studiums und gewannen damit glatt den "Bamberger Reiter". "Worauf wir besonders stolz sind, weil es sich dabei um einen Publikumspreis handelt und wir unseren Film ja für die Zuschauer geschaffen haben", so Hessmann. Um zwei Sturköpfe dreht sich das Debüt der kreativen Köpfe. Darin trifft der alte, grollige Seemann Fritz am Ende seines Lebens auf Lars als aufmüpfigem Jugendlichen. "Und beide nähern sich an, nachdem sie mehr gemeinsam haben, als sich Lars und Fritz zunächst zugestehen", so der Drehbuchschreiber, der sich die Geschichte mit Siebert einfallen ließ und damit nicht nur in Bamberg punktete."Süße Seeluft" gewann demnach auch den Audience Award des Dortmunder Filmfestes, einen Jurypreis der Koblenzer Filmtage, das Festival "Filmz" des deutschen Kinos Mainz (in der Kurzfilm-Sparte) und Platz zwei beim International Filmfestival
Berlin "Contravision 2013".
Um sich künftig mehr Richtung Werbung zu orientieren, gründete Hessmann mittlerweile die Düsseldorfer Fruchtstraße Filmproduktion GmbH. Ein Traum des 33-Jährigen aber bleibt ein Langfilm, den er wieder zusammen mit Stefan Siebert verwirklichen möchte.