Kunsthändler zeigen ihre Schätze
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Donnerstag, 20. Juli 2017
Am Freitag werden die 22. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen eröffnet. Zwölf Galeristen präsentieren Objekte aus sieben Jahrhunderten.
Es gibt sie tatsächlich: Sammler edler Antiquitäten, die sich monumentale sakrale Kunst ins Wohnzimmer hängen. So etwa zwei meterhohe Altarflügel eines Marienaltars von 1567, die derzeit noch im Schaufenster des Kunsthändlers Matthias Wenzel in der Karolinenstraße bewundert werden können. "Das ist unser ganz besonderes Objekt für diese Wochen", erklärt Seniorchefin Renate Wenzel und vertraut darauf, dass ein "Sammler mit kulturellem Empfinden und Sachverstand" sich davon begeistern lässt.
Auch die elf weiteren Galeristen im weltweit einmaligen Antiquitätenviertel unterhalb des Dombergs sind gut gerüstet für die 22. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen, die unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) stehen. Am Freitag werden sie im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia von ihm vor geladenen Gästen eröffnet. Parallel zu den Bayreuther Wagner-Festspielen dauert die Leistungsschau der Bamberger Kunsthändler bis zum 21. August.
Geschäfte mit Niveau
"Wir hauen auf die Pauke um zu zeigen: Uns gibt es!", lacht Julia Heiss, die seit nunmehr 40 Jahren ihr im süddeutschen Raum einmaliges "Silber Kontor" gegenüber des Schlenkerla führt. Mit ihren Kollegen will sie auch heuer "das 1000-jährige Weltkulturerbe und Kunst präsentieren": "Unsere wunderschöne Altstadt bietet individuelle und spezifische Geschäfte mit Niveau!", wirbt Julia Heiss für einen Besuch der Galerien. Zumal "die Welt zu Schrott tendiert und die Schönheiten nicht mehr gesehen werden". Solche Pretiosen bietet die Händlerin mit ihrem dänischen Silber und Silberschmuck, das sie bei ihren regelmäßigen Reisen nach Skandinavien für Stammkunden, aber auch neue Interessenten ersteht. Wie jeder ihrer einschlägigen Nachbarn hat sie auch Objekte für den schmaleren Geldbeutel im Angebot: zum Beispiel handgeschmiedete Löffel für 60 Euro.Wesentlich tiefer in die Tasche greifen muss der Kunstsinnige, der ein Auge auf das kostbarste Exponat der Antiquitätenwochen wirft: ein "Kleines Triptychon" Antwerpener Schule aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Wieder einmal ist es Kunsthändler Walter Senger, der das wertvollste Stück veräußern kann. Siebenstellig dürfte die aufzubringende Summe sein. Und dann gehört noch - passend zum 500. Reformationsjubiläum - ein Martin Luther-Porträt von Lucas Cranach d.Ä. zu Sengers auch ansonsten reichhaltigen Bestand.
Das weckt jedoch keineswegs den Neid der Kollegen: "Konkurrenz gibt es unter uns nicht!" betont Reinhard Keller, der als Neuer im Bunde seit 2016 einen "kleinen, aber feinen" Laden in der Judenstraße unweit des Böttingerhauses betreibt. Keller fügt sich mit seinem Spezialangebot von gotischen Plastiken ein in die Philosophie der gemeinsamen Zusammenarbeit im Antiquitätenviertel. Gern verweist der eine Händler auf die benachbarte Schatzkiste, wenn ein Kunde bei ihm nicht fündig wird.
Aus sieben Jahrhunderten
Auf insgesamt 4000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in denkmalgeschützten Häusern finden Sammler und Neueinsteiger ein breites Spektrum an nationaler und internationaler Kunst aus sieben Jahrhunderten und der Moderne. Ob Heiligenfiguren aus der Riemenschneider-Werkstatt oder barocke Kommoden, ob Biedermeier-Kirschholzmöbel oder Gemälde von Gabriele Münter und Emil Nolde: Selbst ausgefallene Kundenwünsche können erfüllt werden.Obendrein schlägt die Villa Concordia eine geistige Brücke zwischen alter und zeitgenössischer Kunst in Bamberg. Stipendiaten des Künstlerhauses aus dem In- und Ausland beteiligen sich an den Antiquitätenwochen, in dem sie sich jeweils ein Objekt im Handel ausgesucht und einen neuen, eigens für diesen Anlass geschriebenen Text dazu stellen.
Eine eingeschliffene Sache sind die nunmehr 22. Kunst- und Antiquitätenwochen also beileibe nicht: "Jedes Jahr ist immer wieder spannend, stets gibt es neue Objekte!", freut sich Fiona Freifrau Loeffelholz von Colberg. Sie ist nun schon zum siebten Mal Organisatorin und Sprecherin dieser Wochen, und das nach eigenen Worten "sehr gern".