Künftig kein Blumenschmuck mehr in der Alten Hofhaltung in Bamberg
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Mittwoch, 26. April 2017
Besucher der Alten Hofhaltung müssen künftig auf die Pracht roter Geranien verzichten. Grund sind Sparzwänge des Gartenamts.

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Man muss wissen: Der Anblick prächtig blühender Pflanzkästen scheint gewissermaßen zum Urbild der Alten Hofhaltung in Bamberg zu gehören. Seit den 70er Jahren sind es Besucher gewöhnt, sich an der Pracht der roten und weißen Blumen zu freuen, wenn sie vom Domplatz durch die Schöne Pforte in das Innere der alten Bischofsresidenz strömen.
Die wenigsten werden sich daran gestört haben, dass das überbordende Rot auf den Fachwerkbalkonen ein etwas trügerisches Bild darstellt, was auch Gästeführer immer wieder moniert haben sollen. Denn aller Romantik zum Trotz: Blumenkästen mit Geranien hat es im 15. und 16. Jahrhundert, aus dem die Fachwerkgebäude stammen, natürlich nicht gegeben - ebenso wenig wie ein städtisches Gartenamt.
Etwa in diesen Tagen, nach dem letzten starken Frost, wären sie wieder ausgerückt - die Stadtgärtner, um den Touristen die Geranienillusion möglich zu machen. Eine dreistellige Zahl von Pflanzkästen hätte auf den Balkonen der Fachwerksgebäude aufgebaut und angegossen werden müssen. Robert Neubert vom Gartenamt weiß, wie viel Mühe das macht - trotz Bewässerungsanlage. Auf rund 15 000 Euro schätzt er den jährlichen Aufwand für Aufbau, Pflege und Abbau der Blumenkästen.
Sollte sich nicht noch ein privater Sponsor finden, ist es wohl kaum mehr zu ändern, dass der Sommer 2017 der erste in Bamberg ohne Geranienschmuck in der Hofhaltung seit mindestens 40 Jahren sein wird. Bürgermeister Christian Lange (CSU), zuständiger Referent, verteidigt die Entscheidung: Zum einen kommt das budgetierte Gartenamt um Einsparungen nicht herum, wenn es immer mehr Aufgaben mit schrumpfenden Personalstand von derzeit 76 Beschäftigten bewältigen muss. Stichwort Erba-Park, Bibermanagement und Konversion. Die Vielzahl der Aufgaben in den Grünflächen der Stadt mache es erforderlich, sich auf die Pflichtaufgaben zu konzentrieren.
Zum anderen: Bemühungen, den Freistaat zu einer finanziellen Beteiligung an den Geranienkosten zu bewegen, sind gescheitert. Der Eigentümer der Immobilien sieht sich nicht in der Verpflichtung, Bamberg in der Hofhaltung auszuhelfen. "Wir können uns nicht um die Pflege der Blumen der Stadt kümmern", sagt Bernhard Schneider.
In der Stadtverwaltung erfährt man auf Nachfrage einen weiteren Grund, der die Verbannung der Balkonpflanzen zumindest erleichtert haben soll. Aus historischer Sicht betrachtet gelten die Blumenkästen als neuzeitliche Erscheinung und damit als verzichtbares, wenn nicht sogar störendes Beiwerk. "Sie sorgen für Verunklärung, wurde uns von verschiedener Seite immer wieder gesagt", berichtet Robert Neuberth.
Kann die Lust an der originalgetreuen Präsentation der Bamberger Bausubstanz bedeuten, auf modernen Blumenschmuck ganz zu verzichten? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Für die Dreharbeiten des 2011 in die Kinos gekommenen Straßenfegers "Die drei Musketiere" mit Christoph Waltz als Kardinal Richelieu wurden die Blumenkästen in der Alten Hofhaltung jedenfalls aufwendig abgebaut. Originalton der Verantwortlichen, so die Stadtverwaltung: Blumenkästen gehören nicht auf spätgotische Fachwerkgebäude. Dom und Neue Residenz sind aus gutem Grund auch ohne Blumenschmuck.
Was sagt die Heimatpflegerin?
Doch hält dieses Argument einer kritischen Überprüfung Stand? "Es gibt keinen Grund zu fordern, dass die Geranien in der Hofhaltung sein müssen. Aber auch keinen zu sagen, dass sie da nicht sein dürfen", sagt Stadtheimatpflegerin Stephanie Eißing. Wohlwissend, welch starke Wirkung die Geranien in der Alten Hofhaltung entfalten, plädiert sie für eine offene Sichtweise, die Gestaltungsmöglichkeiten unserer Zeit nicht ausschließt. Sonst müsste man konsequenterweise auch den Blumenschmuck aus Klein Venedig entfernen.Auch Sebastian Niedermaier lässt nicht locker: "Es kann doch nicht sein, dass wir uns in Bamberg allein auf dem Stadtdenkmal ausruhen", kritisiert er die Abkehr von einer Tradition, die der Gärtnerstadt gut zu Gesicht gestanden habe. "Diese Blumen hatten so eine wunderbare Wirkung in der Alten Hofhaltung - ein wunderschöner Anblick."