Krippenstadt Bamberg
Autor: Rüdiger Klein
Bamberg, Dienstag, 01. Januar 2019
In einer kleinen Serie blicken wir auf die große Zahl an Krippen, die alljährlich im Stadtgebiet zu bewundern sind. Den Anfang macht die Gärtnerstadt.
Es gibt sie zuhauf - die Bräuche rund um das Weihnachtsfest. Einige sind neu, wie das Christbaumloben, das erst seit einigen Jahren aus dem Allgäu ins Frankenland geschwappt ist. Dabei laufen kleinere Grüppchen von Haus zu Haus, loben die Schönheit des dort aufgestellten Weihnachtsbaumes und hoffen, für das Lob mit einem Schnaps belohnt zu werden.
Viel älter - und dabei auch viel jugendfreier - ist da die über 1700 Jahre alte Tradition der Krippe zum Weihnachtsfest. In Bamberg gibt es diesen Brauch wenigstens seit 400 Jahren. Und doch ist die Tradition der Weihnachts- und Krippenstadt Bamberg kein Selbstläufer. Die Krippenfreunde, die Museen, zahlreiche Behörden und Institutionen, aber auch Privatleute halten Jahr für Jahr an diesem Welterbe der Christenheit fest. Sie schützen damit christliches Brauchtum und erhalten es für die folgenden Generationen lebendig.
Ab dem 4. Jahrhundert belegt
Bereits die frühchristlichen Gemeinden kannten die Darstellung der Geburt Christi. Das gewickelte Jesuskind in der Krippe, Ochs und Esel, Hirten und Maria waren anfangs die Bildelemente. Joseph tritt erst ab der Mitte des vierten Jahrhunderts zu dieser Szenerie nach dem Lukas-Evangelium hinzu. Die Anbetung der Könige findet man ab Ende des vierten Jahrhunderts ebenso zahlreiche Nebenszenen, wie zum Beispiel die Verkündigung an die Hirten.
Der Stall mit der Krippe darin wird nach und nach zu einem imposanten Architekturprospekt aufgewertet, der vor einer Stadtkulisse steht, die oft Bethlehem symbolisieren soll, später aber auch einen Bezug zur jeweiligen Heimatregion.
Der hl. Franziskus feierte schließlich - verbürgt im Jahr 1223 - die Weihnachtsmesse im Freien. Ochs und Esel sind mit dabei und ein aus Ton gefertigter Jesusknabe in einem Futtertrog. Spätestens im 15. Jahrhundert war dann ein ganz moderner Bildgedanke ausgeprägt: Die Gläubigen sollten sich mittendrin im Weihnachtsgeschehen wissen, sie sollten über das von Christus ausgehende Heilsgeschehen nachdenken und sich in seine Lebensgeschichte hinein versenken. Die Krippenfiguren werden zu Akteuren auf einer Bühne.
Mit Beginn des 18. Jahrhunderts kommt die Krippe mit einem wahren Schatz an biblischen Szenen und Motiven auch bei der bäuerlichen Bevölkerung und bei der Bürgerschaft in den Städten an. In der Folge der Aufklärung waren Krippen in den Kirchen und Klöstern zwar zeitweise verboten, das beschleunigte aber die Verbreitung der Krippen in den Privathaushalten. Krippenfiguren aus Papier, Blech, Gips und Ton brachten die traditionellen Krippenschnitzer in Bayern zusehends in Bedrängnis. Die Krippe geriet im frühen 20. Jahrhundert zur Massenware und verlor an Wertschätzung. Da gründete sich 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, der bayerische Krippenverein. Die Tradition suchte man fortan zu bewahren und eine behutsame Modernisierung wagte man von da an auch.
Exponate in der Gärtnerstadt
Ein schönes Beispiel für die Übernahme der Krippendarstellung in die jeweilige Heimatregion liefert die Krippe von St. Otto. Vor der Giechburg und der Pankratius-Kapelle auf dem Gügel ist das Weihnachtsgeschehen platziert und ein Gärtner weist charmant auf das Heilsgeschehen im Stall zu Bethlehem hin.