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Kreuzung am Berliner Ring bereitet Autofahrern Probleme - was hilft?


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Mittwoch, 24. Juli 2019

Am meisten Unfälle, am meisten Verkehr: In Bamberg gibt es keine auffälligere Kreuzung als die an der Memmelsdorfer Straße/Berliner Ring. Autofahrer wünschen sich eine schnelle Lösung, doch die Experten bremsen. Und das hat Gründe.
Aus der Luft betrachtet ist die Komplexität der Kreuzung am Berliner Ring/Memmelsdorfer Straße zu erkennen.  Foto: Ronald Rinklef


An der Kreuzung Memmelsdorfer Straße/Berliner Ring hat es in den vergangenen drei Jahren laut Statistik der Polizei 72 mal gekracht. Bei 27 Unfällen haben sich Menschen verletzt. Die meisten Probleme bereiten dabei die Linksabbieger. Eine 77 Jahre alte Gartenstädterin, die sich bei der FT-Redaktion gemeldet hat, schildert, dass sie an der Stelle, wenn sie aus Richtung Hallstadt vom Berliner Ring mit ihrem Auto in Richtung Gartenstadt nach links abbiegen will, immer Probleme und brenzlige Situationen erlebt.

Das Problem: "Als Linksabbieger kann ich nichts sehen, da die Autos gegenüber, die auch nach Links abbiegen wollen, die Sicht verdecken." Auf den Gegenverkehr am Berliner Ring, der ebenfalls rollt. An der Ampel haben die Linksabbieger in Richtung Gartenstadt keine Vorfahrt - sie müssen auf den Gegenverkehr achten. Und oft stehen sie so lange, bis der Verkehr in der Memmelsdorfer Straße wieder rollt.

Gründe gegen die Ampel

Für die Autofahrerin ist klar, es muss eine schnelle Lösung her, und die liegt auf der Hand: Das Beste wäre ein Grünabbiegerpfeil wie an den Kreuzungen Berliner Ring zur Starkenfeld-, Moos- und Geisfelder Straße. Das wird auch in Fahrlehrerkreisen so gesehen.

Doch die Experten bei der Stadt winken ab: Laut dem Leiter des Bereichs Verkehrsplanung beim Stadtplanungsamt, Bernhard Leiter, sind dort fast 57.000 Fahrzeuge im Schnitt am Tag unterwegs. Mehr ist in Bamberg woanders nicht los: Es ist die meistbefahrene Kreuzung in der Domstadt.

Und das verhindert laut dem Experten, dass eine Ampellösung geschaffen werden kann. Denn: "Wir haben an der Kreuzung keine Leistungsreserven mehr, die man hernehmen könnte, um einen gesicherten Linksabbieger einführen zu können."

Staus und Auffahrunfälle

Man habe das seit etlichen Jahren im Detail untersucht. Die Probleme treten demnach vor allem zu Spitzenzeiten am Morgen und Abend auf. "Tageszeitlich unterschiedliche Ampelprogramme sind schon ausgereizt", sagt Leiter. Würde aber ein Grünpfeil installiert, würde das Folgen haben für den restlichen Verkehr. Der Geradeausverkehr aus Richtung Strullendorf am Berliner Ring müsste demnach deutlich länger bei Rot stehen, dadurch würden auch Staus und Auffahrunfälle provoziert.

Was das genau heißt, erklärt Alfred Friedrich, der beim Verkehrsplanungsamt für Verkehrstechnik zuständig ist. Friedrich kennt jede der 109 Ampeln im Stadtgebiet aus dem Effeff. Und zur Kreuzung Memmelsdorfer Straße am Berliner Ring hat er in der Vergangenheit bereits mehrere Anfragen bekommen.

Er sagt: Die erst vor kurzer Zeit erfolgten Umstellungen der Linksabbieger-Ampeln an den Kreuzungen am Berliner Ring auf Höhe Starkenfeld-, Moos- und Geisfelder Straße können nicht verglichen werden. Denn: "Bei Umstellung der jetzigen Signalisierung an der Kreuzung Memmelsdorfer Straße auf gesichert geführte Linksabbieger wäre eine Leistungsreduzierung von 50 Prozent mit allen negativen Begleiterscheinungen gegeben."

Konkreter: Um eine nur fünf Sekunden dauernde Linksabbiegergrünphase zu schalten, müsste die aktuelle Grünphase der Gegenrichtung um 13 Sekunden reduziert werden - und das ist viel, bedenkt man, dass eine komplette Umlaufzeit einer Ampel im Schnitt 90 Sekunden beträgt. Und: "Dabei können bei geschalteten fünf Sekunden Grünzeit gerade mal zwei Autos abbiegen." Was beim Verkehrsfluss keine Verbesserung darstelle. Die "grüne Welle" am Berliner Ring wäre passé.

Doch: Welche Lösung gibt es stattdessen? Wohl nur eine bauliche, wie Bernhard Leiter sagt. Ein höhengleicher Ausbau der Kreuzung sei nicht mehr möglich. Eine höhenverschiedene Kreuzung, bei der etwa die Memmelsdorfer Straße unter dem Berliner Ring verlaufen würde, ginge schnell in die Millionen. Doch gibt es laut Leiter momentan "noch keine Maßnahme, die so im Detail ausgearbeitet ist".

Für die Autofahrerin aus der Gartenstadt ist das nicht zufriedenstellend. Sie meidet es inzwischen, an der Stelle abzubiegen. Stattdessen fährt sie weiter bis zur Zollnerstraße, dort sei das Linksabbiegen kein Problem.