Ein Konvoi bringt jedes Jahr Geschenke in die besonders armen Regionen Osteuropas. Mit den Kindern erleben die Freiwilligen hochemotionale Momente.
Es sind diese herzzerreißenden Momente, die Johannes Spies immer wieder berühren. In einer rumänischen Schulklasse hat der Gundelsheimer einem Jungen soeben ein Geschenkpaket überreicht. Der Inhalt: drei Handpuppen. "Da dachte ich zuerst: Das gefällt ihm nicht. Wir schenken ihm besser etwas anderes." Doch Spies irrt sich gewaltig. Der Junge hüpft lachend durch die Klasse und spielt ausgelassen mit den Puppen. "Der war so glücklich. Das sind wirklich schöne Momente."
Seit fünf Jahren begleitet der 33-Jährige den "Weihnachtspäckchenkonvoi" von Round Table, Ladies' Circle und Old Tablers Deutschland. Heuer brachten die 125 Helfer mit 30 Lkw knapp 80.000 Pakete in die ärmsten Regionen Rumäniens, Moldawiens und der Ukraine. Es sind Geschenke von Kindern für Kinder. Für Kinder, die fast nichts besitzen. "Ihre Freude ist überwältigend. Sie packen Süßigkeiten, Spielsachen oder Hygieneartikel aus und die Augen strahlen."
Seit zwei Jahren ist Spies Gruppenleiter. Heuer gehörten elf Männer und eine Frau zu seinem Team. An den vier Tagen vor Ort verteilten sie von Alba lulia in Siebenbürgen aus knapp 5000 Päckchen in Schulen, Waisenhäuser, Kindergärten und Behinderteneinrichtungen. 1000 davon kamen von Schulen aus Oberhaid und Bamberg. "Die Zahl der Pakete wächst von Jahr zu Jahr. Das ist wirklich toll." Dass die Präsente für die Kinder mehr sind als nur eine kleine Freude, wird Spies Jahr für Jahr aufs neue bewusst. Er berichtet von Schulen, in denen es kein Licht gibt und wo die Wände voller Schimmel sind. Und er hat Familien getroffen, die in einer windschiefen Holzhütte oder in umfunktionierten Umkleidekabinen unter einer maroden Stadiontribüne leben. "Man realisiert schnell, wie luxuriös unser Leben in Deutschland doch ist."
Nur ein einziges Mal wird es bei der diesjährigen Tour bedrohlich. In einem Roma-Dorf belagern urplötzlich aggressive Erwachsene einen Lkw. "Das war nicht ohne. Einige von uns hatten richtig Angst. Die Roma sind schon sein Volk für sich."
Trotz dieses Erlebnisses wird Spies auch im Dezember 2015 wieder nach Rumänien reisen. "Die Kinder haben es verdient. Weil sie nichts haben und trotzdem alles teilen würden." Und weil die deutschen Kinder immer spendabler werden, hat der Gundelsheimer für das kommende Jahr noch eine Zusatzaufgabe: "Ich muss definitiv den Lkw-Führerschein machen. Sonst kriegen wir die ganzen Päckchen nicht mehr aus Bamberg raus."