Druckartikel: Konversion: Wo Bamberg ab Ende des Jahres wachsen will

Konversion: Wo Bamberg ab Ende des Jahres wachsen will


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Mittwoch, 06. Juli 2016

Häppchenweise kann die Stadt nun die Konversionsfläche entwickeln. Vor allem beim Filetstück "Lagarde" stehen die Zeichen auf Ankauf zum Ende des Jahres.
Der Freistaat hat seinen Verzicht auf weitere Flächen der ehemaligen US-Kaserne in Bamberg erklärt. Nun könnte die Stadt bereits Ende des Jahres unter anderem Eigentümerin der Lagarde-Kaserne werden.


Von einem Meilenstein der Konversion spricht Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD): Nach dem Zuschlag für das "Digitale Gründerzentrum" steht seit dieser Woche offiziell fest, dass neben dem Muna-Areal am südöstlichen Stadtrand und der Offizierssiedlung mit ihren 33 Wohneinheiten, auch der Golfplatz nahe der A 73 und vor allem die Lagarde-Kaserne von der Stadt erworben werden können. Der Freistaat hatte am Dienstag auf sein Erstzugriffsrecht verzichtet. "Ziel ist es, dass die Stadt bis Ende des Jahres Eigentümerin der Lagarde-Kaserne, der Offizierssiedlung und des Golfplatzes ist", gibt Konversionsreferent Christian Hinterstein die weitere Marschroute vor.

Freilich gibt es noch Hürden auf dem Weg. Zwar ist der Grenzverlauf des von der Bundespolizei beanspruchten Geländes inzwischen vorläufig festgelegt, und auch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hat bereits signalisiert, dass die Kaufverhandlungen für die restlichen Flächen aufgenommen werden könnten, doch muss noch das Bundesverteidigungsministerium grünes Licht geben. Außerdem muss der Rahmenplan für die Lagarde-Kaserne angepasst werden. Die Bundespolizei beansprucht allein auf der "Lagarde" vier der 22 Hektar. Die Stadt will ihr Ziel, auf dem Konversionsgelände, Platz für 5000 Menschen zu schaffen, nicht aus den Augen verlieren. Das müsse jetzt auch in die Überlegungen zur Gestaltung der "Lagarde" einfließen, betont Hinterstein. Abzustimmen sei, in welchem Umfang Wohnen, Arbeit und Kultur untergebracht werden könnten. Vorstellbar seien beispielsweise rund 1000 Wohneinheiten.


Wertgutachten wird erstellt

Nach Wunsch der Stadt soll es gerade bei der Entwicklung der Lagarde-Kaserne zwischen Berliner Ring und Weißenburgstraße möglichst schnell gehen "Wir sollten keine Zeit verlieren", sagte OB Starke am Dienstag im Konversionssenat. Bereits im August wird in einem Workshop, an dem Vertreter des Stadtrats teilnehmen, der Rahmenplan diskutiert. Am 21. September könnte der Senat diesen bereits beschließen. Laut Referent Hinterstein arbeitet der Wertgutachters wieder, auch die Altlastengutachten laufen. Dies ist ebenso auf der Muna der Fall.

Bis das zirka 140 Hektar große Areal jedoch gekauft werden kann, wird es dauern: Hier befinde man sich mitten im Bebauungsplanverfahren. Einen Zeitplan könne er noch nicht nennen, so Hinterstein. Auf dem Muna-Areal könnte künftig ein Gewerbegebiet entstehen. Das gilt auch für den benachbarten Schießplatz an der Geisfelder Straße. Dort beansprucht die Bundespolizei aber inzwischen die gesamte Fläche: "Der Schießplatz ist vom Bundesbedarf erfasst", so Hinterstein. Heißt: Ein Ankauf ist derzeit nicht möglich.

Die Bundespolizei nutzt auch im Osten des Areals den bestehenden Zaun entlang der A73, damit bleibt der Golfplatz von der Nato-Siedlung aus erreichbar. Außerdem sollen - quasi als Gegengeschäft für die Lagarde-Kaserne - drei Boarding-Häuser der Flynn-Housing-Area durch die Bima von der Stadtbau zurück gekauft werden.

Am Zuschnitt des Geländes wird sich auch künftig was tun: Die Ausbildung soll ab September mit zirka 800 Polizeianwärtern beginnen, in der Spitzenzeit könnten neben 2200 Anwärtern bis zu 800 Mitarbeiter auf dem Gelände beschäftigt sein. Der Regelbetrieb soll ab 2020 mit rund 1000 Polizeischülern anlaufen. Einen genauen Flächenbedarf dafür hat die Behörde noch nicht festgelegt. Die Stadt hofft aber, weitere Teile des Areals erwerben zu können. Infrage käme der Lindenanger, der laut Hinterstein ähnlich wie die Pines mit Wohnungen entwickelt werden könnte.


Positive Reaktionen

Im Konversionssenat wurde die Nachricht über die jetzt erfolgte Freigabe positiv aufgenommen: "Endlich geht es weiter mit der Mini-Konversion", sagte etwa Peter Neller (CSU). Dies solle nicht undankbar klingen: "Wir wissen, welch ein Kraftakt das war." Klaus Stieringer (SPD) sprach von einem "historischen Meilenstein". Auch Ursula Sowa (GAL) wertete es als historisches Zeichen: "Wir haben mal wieder Klarheit."