"Kontakt"-Festival: Der Maisel-Braumeister erzählt
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Mittwoch, 28. Mai 2014
Rainer John prägte Jahrzehnte den Biergeschmack der Bamberger. Der frühere Braumeister führt zum "Kontakt"-Festival, das vom 29. Mai bis zum 1. Juni stattfindet, noch einmal durch das Maisel-Gebäude.
Da steht Rainer John nun vor dem Loch, wo einst die kupferne Sudpfanne stolz glänzte. Jetzt kann man nur noch erahnen, wie es einst hier zugegangen ist vor Jahren. 100 Hektoliter Bier hat John hier mit seinen Kollegen gebraut - und das "dreimal am Tag", sagt der 72-Jährige.
Die 1894 gegründete Maisel-Brauerei schloss 2008 ihre Tore. Die Brauerei war insolvent. In knapp zehn Jahren hat das einstige Familienunternehmen - das in guten Zeiten nicht nur am Firmensitz in der Moosstraße, sondern in ganz Bamberg über großes Immobilienvermögen verfügte - bereits zwei Mal den Besitzer gewechselt. Zuletzt haben dänische Investoren hier Bier brauen lassen.
Dann war es aus. Ausstoß null. Das Loch im Sudhaus steht symbolisch für das Ende. Rainer John ist 2004 bereits in Rente gegangen.
"Kontakt"-Festival
Rainer John wird am Donnerstag , 29. Mai, noch einmal am "Kontakt"-Festival durch die Brauerei führen. Er wird seine Anekdoten vom Bierbrauen erzählen, wie die Brauerei damals zur 100-Jahr-Feier 1994 ein Weizenbier entwickelte, wie Braumeister John damals vor lauter Nervosität darüber, dass das Bier auch gelingt, kaum Schlaf fand, wie der Bockbieranstich auch zur Maisel Bräu kam, oder wie ein speziell dunkler Bock gerade nach dem Mauerfall in Ostdeutschland gefallen fand.
Wenn Rainer John erzählt, dann hört auch Jens Kußmann vom Organisationsteam des "Kontakt"-Festivals gebannt zu. Der Student hat zur Vorbereitung einen Menschen gesucht, der noch die Geschichte des markanten Bamberger Gebäudes erzählen kann, das heute in Teilen unter Denkmalschutz steht. Das gehört zum Konzept: "Wir wollen auch, dass man die Geschichtlichkeit sieht", sagt Jens Kußmann. Die Postler Projekt GmbH aus Lauter im Landkreis Bamberg, die das Gebäude nach der Insolvenz aufgekauft hatte, hat das weiter leer stehende Gebäude den Veranstaltern dafür zur Verfügung gestellt.
Bis das Feuer ausging
Rainer John kann die Räume mit Leben füllen. Er erzählt gerne die Anekdote mit den Studenten, die ihm früher mal in der Sauna begegnet sind, denen Maisel-Bier gar nicht zusagte. Das war nicht ganz nach deren Geschmack, meint John. "Tja, was machst du da?" In der Sauna. Der Braumeister dachte an den Ausstoß, der habe ja gestimmt. 70 000 Hektoliter im Jahr. Er hat ihnen nicht verraten, dass er für den Geschmack des Biers verantwortlich war. Die vielen Abnehmer waren für ihn ja Bestätigung genug - und die ganzen prämierten Biere. John selbst hat das Maisel-Bier jedenfalls geschmeckt.
Bis das Feuer unter der Sudpfanne dann endgültig ausging. Rainer John berichtet nun wieder von den Zeiten, bevor die Flamme in der Maisel-Brauerei erloschen ist.
Die Geschichte der Maisel-Brauerei
Wurzeln Die Geschichte der Gründerfamilie geht auf das Jahr 1386 zurück. Ein gewisser Hanns Maysell aus Aigen wird in Bamberger Dokumenten urkundlich erwähnt.
Gründung Die Brauerei Maisel wird im Jahr 1894 von den Brüdern Rudolf und Thomas Maisel gegründet. Es entstehen die heute noch markanten Backsteingebäude an der Moosstraße.
Erster Verkauf 1999
Zweiter Verkauf 2006
Führung Braumeister Rainer John führt am Donnerstag, 29. Mai, ab 17.30 Uhr durch das Maisel-Gebäude. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.