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Kommen und Gehen im Bamberger Einzelhandel


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Sonntag, 31. Mai 2015

Auffallend viel Bewegung herrscht gerade im innerstädtischen Einzelhandel in Bamberg. Einigen Geschäftsschließungen stehen mindestens genau so viele Neueröffnungen gegenüber. Ein Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
s.Oliver schließt am Grünen Markt, Hallhuber folgt. Foto: Barbara Herbst


Bei allen berechtigten Klagen von Geschäftsleuten am Grünen Markt und in den Theatergassen: Es gibt auch gute Nachrichten aus dem innerstädtischen Einzelhandel. In mehrere länger leer gestandene Geschäftsräume ist Leben zurückgekehrt, in anderen stehen Neueröffnungen an.

Auch am Grünen Markt, wo Passanten angesichts der Geschäftsaufgabe von s.Oliver - dem Vernehmen nach läuft der Mietvertrag aus - einen großen neuen Leerstand befürchten könnten, gibt es keinen Anlass zur Sorge: Der Nachmieter steht schon in den Startlöchern, das Münchner Damenmodenlabel Hallhuber. Nach Auskunft von Unternehmenssprecherin Anna Kunka wird der neue "Store" voraussichtlich im September eröffnet.

Hallhuber betreibt nach eigenen Angaben bereits 237 (Stand: April 2015) Läden im deutschsprachigen Raum sowie in Großbritannien, Belgien und den Niederlanden. Seit kurzem gehört die Marke zu dem Mode- und Lifestyle-Konzern Gerry Weber International AG.

Hallhuber folgt s.Oliver

Hallhuber sei für Bamberg auf jeden Fall ein Gewinn, urteilt Klaus Stieringer für den Stadtmarketingverein. Pius Schiele, Sprecher der Interessen-Gemeinschaft (IG) Lange Straße, sieht den Zuzug eines weiteren Filialisten nicht nur positiv.
Was ihn freut, ist, dass in dem Geschäftshaus neben der Martinskirche ein nahtloser Wechsel zu erfolgen scheint, unterbrochen wohl nur vom unvermeidlichen Umbau.

Die Filialisten sähen halt überall gleich aus; das ist es zum Einen, was Schiele bedauert. Zum Anderen vermisst er bei den überregional agierenden Firmen die Bindung an eine Stadt. Die probierten Standorte aus und zögen sich nach wenigen Jahren zurück, wenn sie nicht die Erwartungen erfüllen. Dann folge der nächste Filialist.

Auch wenn auswärtige Unternehmen höhere Mieten zu zahlen bereit und in der Lage seien - Schiele glaubt, dass die Besitzer von Geschäftshäusern in Bamberg besser beraten wären, wenn sie sich um individuelle Mieter bemühen, die dann auch langfristig bleiben. Unterm Strich kommt aber auch er zu einer positiven Aussage: "Probleme mit der Wiedervermietung haben wir nicht."

Er bestätigt damit, was man vom Stadtmarketingverein seit Jahren hört: Es gebe für Bambergs Innenstadt viel mehr Bewerbungen als Flächen.

Das Kommen und Gehen von Geschäften in der Stadtmitte, das im Frühsommer 2015 besonders ausgeprägt zu sein scheint, wertet Citymanager Stieringer nur positiv. Er spricht von "Rotation", die wichtig sei und in einer lebhaften Einkaufsstadt etwas ganz normales.

Bis zur Sanierung neu vermietet

Überraschend schnell wurde der Laden im so genannten Poppenberger-Haus am östlichen Rand der Fußgängerzone reaktiviert. Bei der Stadtbau GmbH, der das markante Gebäude an der Ecke Hauptwachstraße/Vorderer Graben gehört, ist von einer Interimslösung die Rede.

Laut Geschäftsführer Veit Bergmann kann die notwendige und angekündigte Generalsanierung des Hauses frühestens 2017 beginnen, wenn die Verträge mit allen Mietern auslaufen. So lange wolle man den zentralen Laden aber nicht leer stehen lassen, aus optischen und wirtschaftlichen Gründen.

Mieterin auf Zeit ist jetzt Martina Brunner. Bisher verkaufte sie ihre Lifestyle-Artikel in Bamberg nur auf Märkten und suchte, wie sie sagte, schon länger nach einem festen Ladengeschäft.

Schräg gegenüber, in der Hauptwachstraße 10 (besser bekannt ist die Adresse durch "Schuh im Hof"), gab es vor einer Woche zwei Neueröffnungen. Julia Odenbach machte sich mit einem kinderfreundlichen Café samt Garten und einem Verleih von luxuriöser Mode und Accessoires selbstständig.

Bewegung auch in der Langen Straße: In den Schaufenstern zweier kleiner Läden, die schon länger zu sind, kündigen Nachfolger ihr Kommen an.

Im so genannten Wallensteinhaus zeichnet sich ein fliegender Wechsel ab: Juwelier Bauer hat die gegenüber liegenden Geschäftsräume dazu gemietet, in denen bis vor kurzem junge Mode verkauft wurde. In Kürze gibt es dort einen Juweliertrendladen, wie ihn Bauer schon im Ertl-Zentrum betreibt. Dort laufe das Konzept sehr erfolgreich, weshalb man sich schon länger mit der Idee trage, es auch in der Stadt zu verwirklichen, sagt Bauer-Mitinhaberin Elisabeth Schreiber.

Mit den frei gewordenen Räumen in unmittelbarer Nähe habe sich jetzt die Gelegenheit geboten. Im Zusammenhang damit steht die Schließung der Topas-Goldgalerie in der Hauptwachstraße, ein weiterer Ableger des alteingesessenen Juweliergeschäftes.

Inhaberin geht in Rente

Gleich neben Bauer kündigt sich die Schließung der Boutique "Outfit" in der Langen Straße an. Nicht etwa, weil die Geschäfte schlecht gehen würden, sondern, weil sie das Rentenalter erreicht hat, hört Inhaberin Magdalena Lockenmeyer auf - nach zehn Jahren und zum Jahresende. Dass die Verkaufsfläche länger unvermietet bleiben könnte, befürchtet Lange-Straßen-Kenner Schiele nicht: "Das ist eine gute Lage."