Können Auto-Feuerlöscher Leben retten?
Autor: Io Görz
Bamberg, Mittwoch, 20. November 2013
Erste Hilfe, das kann auch bedeuten, einen Menschen aus einem brennenden Auto zu befreien. Doch können Auto-Feuerlöscher wirklich Leben retten?
In der Nacht auf den 17. November starb ein Mann, als er bei Trunstadt in seinem Auto verbrannte. Ein Ersthelfer versuchte noch, ihn zu befreien, zog sich allerdings selbst Verbrennungen zu. Dieser tragische Fall wirft die Frage auf, ob spezielle Feuerlöscher für das Auto neben Verbandskasten und Warndreieck zur Standardausstattung in Pkw gehören sollten.
Ein Feuerlöscher verspricht natürlich die Möglichkeit, Autobrände zu löschen oder zumindest einzudämmen, um verletzte Personen aus der Gefahrenzone zu bringen. Doch haben Feuerlöscher auch einige gravierende Nachteile. Vor allem fehlt den meisten Autofahrern die Übung, und so wird der vermeintliche Lebensretter möglicherweise zur Gefahr: Bei üblichen Pulverlöschern kann das Opfer ersticken, wenn man falsch mit dem Gerät umgeht. Und auch ohne jemals eingesetzt zu werden, birgt der Feuerlöscher Risiken: Falsch angebracht wird er bei Bremsmanövern zum Geschoss. Spezielle Halterungen werden jedoch von einigen Autoherstellern angeboten.
Will man sich einen Feuerlöscher für das Auto zulegen, so wäre es nicht schlecht, erst einmal zu üben - einfach bei der Feuerwehr fragen, rät Hubert Paulus vom ADAC-Technikzentrum Landsberg. Bei Fahrzeugbränden gibt es vieles, auf das man achten sollte, um auch die eigene Sicherheit zu gewährleisten. Die Motorhaube sollte beispielsweise nur einen Spalt weit geöffnet werden, da sonst durch zu viel Sauerstoff eine Stichflamme entstehen kann. Um zu verhindern, dass der Feuerlöscher schnell leer wird, sollte er nur stoßartig eingesetzt werden.
Der ADAC nimmt Abstand von Forderungen nach einer Feuerlöscherpflicht in Pkw. In Bussen und Gefahrgut-Lkw sind sie Pflicht, die Fahrer werden geschult und die Geräte werden regelmäßig kontrolliert. Sinnvoll wäre es, die Feuerlöscherpflicht auf alle Lkw auszudehnen, so Hubert Paulus. Dadurch wären mehr Feuerlöscher auf der Straße unterwegs, die zum Einen mehr Löschleistung haben und zum anderen durch geschulte Fahrer eingesetzt werden können.
Es bestehe aber generell keine Veranlassung, sofort loszuziehen und sich einen Auto-Feuerlöscher zuzulegen, denn die "Möglichkeiten, mit dem Löschen Hilfe zu leisten, sind sehr begrenzt", dämpft Paulus Erwartungen an die Geräte. Zudem sind Fahrzeugbrände nach schweren Kollisionen recht selten: Nur bei etwa einem Prozent gehen Autos in Flammen auf.
Ein Mythos, mit dem Hubert Paulus aufräumt und der dazu beitrage, dass Leute nicht helfen, ist das explodierende Auto. Im Gegensatz zu Film und Fernsehen ist das in der Realität nicht möglich. Daher kann man sich auch einem brennenden Auto nähern. Da die meisten Opfer ersticken statt zu verbrennen, ist es meist ratsam, sich zuerst darum zu kümmern, Verletzte aus ihrem Wagen zu befreien und dann erst den Brand zu löschen. Am allerwichtigsten ist es natürlich, Rettungskräfte baldmöglichst zu alarmieren.