Knirscht es in der Rettungskette?
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Freitag, 26. Juli 2019
Ein Sanitäter beklagt Probleme in der Abstimmung mit der Integrierten Leitstelle. Deren Geschäftsführerin verweist hingegen auf die in aller Regel gute Arbeit ihrer Disponenten.
Mal fehlen ihm wichtige Informationen, mal kommt ein angeforderter Rettungswagen nicht - für den Rettungssanitäter Rainer K. (Name geändert) knirscht es manchmal bei der Zusammenarbeit mit der Integrierten Leitstelle (ILS) Bamberg-Forchheim. Zwar werde der überwiegende Teil der Einsätze von der Leitstelle Bamberg professionell und routiniert bearbeitet. Es gebe aber auch "immer wieder Kommunikationsprobleme und Einsätze, die besser hätten laufen können".
K. nennt ein Beispiel: Wenn etwa Feuerwehrkräfte, die bei einem Verkehrsunfall vor dem Rettungsdienst an der Einsatzstelle sind, über den Feuerwehrkanal erste Informationen zum Zustand der Patienten an die Leitstelle übermitteln, bleibe die Besatzung des Rettungswagens zunächst uninformiert.
ILS-Geschäftsführerin Christine Feldbauer erklärt dazu, dass die Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst an verschiedenen Tischen bearbeitet werden. Die Disponenten stünden dabei zwar in ständigem Austausch. Gleichzeitig müssten aber mehrere Kommunikationsstränge per Funk und Telefon bedient werden. "Es kann in der Hektik schon mal vorkommen, dass dabei Details auf der Strecke bleiben", sagt Feldbauer. Auch die bayernweit vorgegebene Technik mache es nicht möglich, dass ständig alle in Echtzeit auf dem gleichen Stand sind.
Notarzt oder nicht?
Der Rettungssanitäter K. beklagt außerdem, dass "zu Einsätzen, wo Rettungswagen und Notarzt sonst gemeinsam anfahren, nur der Rettungswagen alarmiert wird, obwohl beim Anruf bereits erkennbar gewesen wäre, dass der alleine nicht ausreichend ist". So dürfe im Regelfall nur ein Notarzt Medikamente verabreichen. Für Feldbauer ist "keineswegs immer beim Anruf schon erkennbar, dass ein Notarzt erforderlich ist". Ihre Disponenten werteten die Informationen der Anrufer aus, zögen dabei den Notarzt-Indikationskatalog zu Rate und entschieden dann. "Die Kapazitäten in der Notfallversorgung sind nicht so großzügig bemessen, dass man immer alles einsetzen kann. Vielleicht war also gerade kein Notarzt verfügbar", vermutet Feldbauer.
Laut K. sei auch ein anschließendes Gespräch mit den Mitarbeitern der ILS nicht möglich. Diese hätten keine Zeit und fühlten sich gleich angegriffen. Das stellt für die ILS-Geschäftsführerin einen Ausnahmefall dar: "Ich habe oft beobachtet, dass meine Disponenten mit den Kollegen vom Rettungsdienst Einzelgespräche in der Leitstelle oder am Telefon führen."
Der Rettungssanitäter bemängelt zudem, dass wenn die Polizeieinsatzzentrale einen Einsatz erstellt und an die Rettungsleitstelle weitergibt, diese kaum die Möglichkeit habe, weitere Informationen zu gewinnen. "Stimmt so nicht", erwidert Feldbauer. "Wenn die Polizeieinsatzzentrale einen Einsatz aufnimmt, verbindet sie das Gespräch in der Regel an die ILS weiter und bittet den Anrufer, in der Leitung zu bleiben." Dann könne die Person, die den Anruf entgegennimmt, Fragen stellen und die nötigen Informationen für die Einsatzlenkung einholen. Das klappe nur ausnahmsweise nicht. "Ein häufiger Grund mag sein, dass der Anrufer lieber helfen will und auflegt."
Polizeikommissar Alexander Krapp von der Polizeiinspektion Bamberg-Land beschreibt es so: "Die ILS kann uns Einsätze direkt aufs Tablett schicken und umgekehrt auch. Daneben stehen wir in telefonischem Kontakt, die Leitstelle kann nachfragen und macht auch davon Gebrauch." Krapp weist auf halbjährliche Treffen mit Vertretern von Rettungsdiensten, Feuerwehren und ILS hin, bei denen auch Einsätze nachbesprochen und mögliche Missverständnisse aufgeklärt werden sollen. "Freilich kann es immer mal sein, dass etwas nicht optimal läuft oder eine Situation vielleicht nicht gleich richtig eingeschätzt wird. Aber eine grundsätzliche Problematik sehe ich nicht. Das könnten wir uns auch gar nicht leisten."