Klinikum am Bruderwald: Bettenturm Nummer 4 kommt
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Donnerstag, 26. März 2015
Der Stadtrat hat eine Grundsatzentscheidung für die Erweiterung des Klinikums am Bruderwald gefällt. Zudem soll ein Verkehrs- und Parkkonzept entwickelt werden, das bereits in der Bauphase für Entlastung sorgen soll.
Das Eine geht nicht ohne das Andere. Auf diesen Nenner kann man den Beschluss der Stadträte-Mehrheit bringen. Das Eine, das ist der Neubau des vierten Bettenturms. Das Andere: eine Lösung für die vor allem in Stoßzeiten angespannte Verkehrs- und Parkplatzsituation rund ums Klinikum.
Dieses könnte in Zukunft aussehen wie auf der obigen Fotomontage. Ein optisch gleicher Anbau mit Platz für 123 Betten und rund 200 neue Mitarbeiter. "Wir können dann von Drei- auf Zweibettzimmer wechseln, was für eine bessere Hygiene sorgt. Und endlich wird die Flurbetten-Problematik gelöst sein", sagte Xaver Frauenknecht, Vorstandsvorsitzender der Sozialstiftung, im Stadtrat.
Insgesamt wird dieser fünfte Bauabschnitt des Klinikums am Bruderwald rund 51 Millionen Euro kosten. Davon sind 33,6 Millionen durch Fördermittel gesichert und 8,5 Millionen sollen durch Refinanzierung aus dem neu eingegliederten Reha-Bereich abgedeckt werden. Bleibt ein Eigenanteil der Sozialstiftung von 9,3 Millionen Euro.
Viele Zahlen. Weitere kommen auf FT-Nachfrage von Brigitte Dippold, Sprecherin der Sozialstiftung: Aktuell arbeiten im Klinikum 2264 Angestellte, 43 100 Patienten werden pro Jahr stationär behandelt. Rund 67 000 Patienten suchen zudem die Ambulanz oder das MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) auf.
Und wie kommen sie? Meistens mit dem Auto. "Der Parkplatz-Suchverkehr ist enorm", sagt Otto Müller, stellvertretender Vorsitzender des Bürgervereins am Bruderwald. Da würde auf Wiesen geparkt, im Wald, oder in den Wohngebieten - "die Falschparker kriegen ständig Strafzettel, das ist natürlich auch für sie unbefriedigend."
Anwohner wollen auch Zufahrt
Ursprünglich seien die Anwohner gegen eine zweite Zufahrt zum Klinikum über die Waizendorfer Straße gewesen, weil es eine schöne Gegend zum Spazierengehen sei. "Aber mittlerweile ist die Belastung zu groß. Ein vierter Bettenturm geht nicht ohne zweite Zufahrt und zusätzliche Parkplätze", so Müller.
Letzteres forderte Stadtrat Josef Kropf (BBB) in einem Antrag, nachdem er bei einem Aufenthalt im Klinikum "die katastrophale Parksituation" fast täglich habe beobachten können. Sein Wunsch: Ein klares Konzept zur Entschärfung.
Die CSU bestand ihrerseits auf einer Baustellenzufahrt über die Waizendorfer Straße und zeitnah zur Inbetriebnahme des vierten Bettenturms eine dauerhafte Anbindung. CSU-Stadtrat Gerhard Seitz, der auch Chefarzt der Pathologie ist, findet, dass sich Stadt und Sozialstiftung die Kosten für eine Zufahrt teilen sollten. Die Parkplätze seien Sache des Klinikums.
Ausführlich debattiert wurde zu dem Thema im Stadtrat allerdings nicht. Denn das Gremium einigte sich darauf, dass Sozialstiftung und Stadtverwaltung eigens ein Verkehrs- und Parkkonzept entwickeln sollen, und zwar sowohl für die Bauphase des vierten Bettenturms als auch die Zeit danach. "Wir wollen die Sitzung nicht mit der Diskussion überfrachten", sagte OB Andreas Starke (SPD).
So geht Klaus Stieringer, ebenfalls SPD, davon aus, dass durch den fünften Bauabschnitt am Klinikum dessen Wettbewerbsfähigkeit verbessert werde. Helmut Müller (CSU) sprach gar von "einem großen Tag" für die "Superstadt" Bamberg. Auch Dieter Weinsheimer (FW) bezeichnete den Beschluss als "klares Bekenntnis" zum Standort, merkte aber an, dass man sich um die Belange des Personals kümmern müsse, das nicht immer zufrieden sei.
Während Daniela Reinfelder (BUB) "mit Stolz und Freude" dem Bauprojekt zustimmte, betonte Norbert Tscherner (BBB): "Die verkehrliche Erschließung muss gleichrangig mit dem ersten Spatenstich laufen." Martin Pöhner (FDP) forderte, dass bis zur Inbetriebnahme des vierten Bettenturms ein "Fahrplan" zur Lösung der Verkehrsproblematik her müsse.
Kritische Haltung der Grünen
Die Grünen nahmen die kritischste Haltung an. Wolfgang Grader wünschte sich eine tiefergehende inhaltliche Auseinandersetzung, speziell zur nachhaltigen finanziellen Entwicklung. Grader, der auch Stiftungsrat der Sozialstiftung Bamberg ist, sprach sich dennoch für den Bettenturm aus. Dieser stehe für eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung der Zukunftsregion Bamberg.
Ursula Sowa, ebenfalls GAL, fehlte das Einverständnis vom Landkreis. Ihre Gegenstimme sowie die einer weiteren Fraktionskollegin blieben die einzigen.
Nachdem der Grundsatzbeschluss nun durch ist, könnte der Bettenturm voraussichtlich im Jahr 2018/2019 in Betrieb genommen werden.
Bis dahin müssen auch die Kolleginnen von Sabine Diller, Stationsleitung auf der Frühgeborenen Kinderintensivstation, bis zu 25 Minuten nach einem Parkplatz suchen. Vor allem bei Schichtwechsel zwischen 13 und 14 Uhr, wie sie erläutert. Für die Früh- und Nachtschicht sei die Situation immerhin entspannter. Auch Otto Müller vom Bürgerverein sagt: "Abends kehrt Ruhe auf den Straßen ein."
Kommentar von Redakteurin Anna Lienhardt:
Der Stadtrat hat die Grundsatzentscheidung gefällt: Der vierte Bettenturm für das Klinikum am Bruderwald darf gebaut werden. Genauso wichtig ist in diesem Zusammenhang der Auftrag an Sozialstiftung und Stadtverwaltung, ein Verkehrs- und Parkkonzept für den Bereich zu erarbeiten. Das muss nun zügig und vor allem zuverlässig entwickelt werden, sowohl für die Bauphase als auch die Zeit danach. Denn die Anwohner rund ums Klinikum sind genug geplagt. Ebenso aber auch (Ambulanz-)Patienten, Krankenhaus-Mitarbeiter und Besucher. Ein größeres Haus mit mehr Versorgungskapazität macht nur dann Sinn, wenn gleichzeitig für größeren Zustrom Platz geschaffen und eine bessere Verkehrsanbindung gesorgt wird.
