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Kliniken in Stadt und Landkreis Bamberg rüsten sich für Ansturm


Autor: Stefan Fößel

Bamberg, Dienstag, 17. März 2020

Die Zahl der Infizierten in Stadt und Landkreis Bamberg ist mittlerweile auf 19 gestiegen, in der Anlaufstelle in Scheßlitz werden täglich mehr als 100 Abstriche genommen. Die Krankenhäuser bauen derzeit die Intensivversorgung aus.
Die Zahl der Quarantäne-Betten am Klinikum Bamberg könnte um 85 erweitert werden. Foto: Ronald Rinklef/Archiv


Zusätzliche Intensivbetten werden geschaffen, Beatmungsgeräte bestellt, die Bereitschaftspraxis am Klinikum in die Bamberger Akademie hinter dem Philippus Kindergarten verlegt - die Gesundheitseinrichtungen in Stadt und Landkreis Bamberg rüsten sich für den Katastrophenfall. Darüber informierten Landrat Johann Kalb (CSU) als Leiter der Gesundheitsbehörden und Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD). "Alle Beteiligten des Gesundheitssystems arbeiten äußerst professionell zusammen und agieren auch in dieser psychisch und physisch herausfordernden Situation sehr besonnen", betonte der Landrat.

Am Dienstagnachmittag gab es im Stadtgebiet neun bestätigte Corona-Fälle, im Landkreis waren es zehn. Nur ein Infizierter befindet sich in stationärer Behandlung, die restlichen "mit leichten bis mittleren Symptomen" in häuslicher Quarantäne. Die Zahl der ermittelten Kontaktpersonen bewegt sich auf 300 zu, in der Anlaufstelle Scheßlitz werden täglich mehr als 100 Personen getestet. Diese im bayernweiten Vergleich sehr frühzeitig geschaffene Einrichtung hat mittlerweile Vorbildcharakter für andere Landkreise. Sehr gut läuft dort bislang auch die Zusammenarbeit von Sozialstiftung und gemeinnütziger Krankenhausgesellschaft, laut Starke "wie eine freiwillige Fusion".

Auch Georg Knoblach vom Ärztlichen Kreisverband zeigte sich voll des Lobes, dass diese Stelle gegen den Widerstand der Kassenärztlichen Vereinigung und auf eigenes finanzielles Risiko geschaffen worden ist. "Dank des frühzeitigen Krisenmanagements ist Bamberg in Zeiten des Corona-Virus eine gute Region."

Ab Donnerstag wird sich die Sozialstiftung dann auf eine neue Bamberger Corona-Anlaufstelle am ehemaligen Bundessortenamt in der Südflur konzentrieren. Dort wird ein Container aufgestellt und derzeit noch an der Energie- und Wasserversorgung gearbeitet.

Betretungsverbot für Heime

Ab heute gilt auch eine von Landkreis und Stadt Bamberg erlassene Allgemeinverfügung zum Betretungsverbot für Alten- und Pflegeheime, akut-stationäre Einrichtungen sowie Reha-Einrichtungen und Krankenhäuser. Diese dürfen nun nur noch von den dort Beschäftigten, von Patienten bzw. Bewohnern der Einrichtung betreten werden, genehmigt sind therapeutisch oder medizinisch notwendige Besuche, das Betreten durch Handwerker oder Lieferanten für nicht aufschiebbare Maßnahmen, Angehörigenbesuche bei Vorliegen eines dringenden Notfalls sowie medizinisch-therapeutisch empfohlene Angehörigenkontakte. Ausgenommen sind Einrichtungen für Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen sowie hospiz- und palliativmedizinische Einrichtungen. Personen, die eine Einrichtung betreten dürfen, haben ihren geplanten Besuch telefonisch bei der Einrichtung anzukündigen. Die Einrichtungen können, gegebenenfalls auch unter Auflagen, Ausnahmen zulassen, wenn ein besonderes berechtigtes Interesse vorliegt. "Auch wenn gerade für ältere Bewohner Besuch ein wichtiges Thema ist, muss das nun leider sein", stellte Starke fest.

Die Kliniken der gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft des Landkreises (GKG) halten 16 Intensivbetten bereit, davon neun in der Juraklinik in Scheßlitz und sieben in der Steigerwaldklinik Burgebrach. In beiden Häusern zusammen gibt es derzeit acht Beatmungsplätze. Zwar hat die GKG derzeit noch keine ausgewiesenen Isolationsbetten bzw. eine Isolierstation, doch sind in der Juraklinik zwei Betten mit eigener Schleuse ausgestattet. Alle weiteren Zimmer sind Einzelzimmer und könnten isoliert werden. In der Steigerwaldklinik können vier Intensivbetten als Isolationsbetten betrieben werden. Zudem könnten auch Normalstationen als Isolationsbereiche ausgewiesen werden, ohne Möglichkeit der Beatmung. Im Normalbetrieb werden an beiden Standorten drei OP-Säle betrieben, ab heute wird der OP-Betrieb auf einen Saal pro Standort zurückgefahren, um dort noch Notfall- und nicht aufschiebbare OPs durchführen zu können.

Die Einrichtungen der Sozialstiftung Bamberg befinden sich laut Vorstandsvorsitzendem Xaver Frauenknecht "in einer Phase der Prävention". Es gehe darum, die Ausbreitung von Corona zu minimieren. Die Einrichtungen würden alles in ihrer Macht stehende tun, um die Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Dabei geht es nicht nur um Corona-Patienten, denn es gibt weiterhin Menschen mit Herzinfarkten, Schlaganfällen, Verunfallte, die intensiv versorgt werden müssen. Die Zahl der Quarantäne-Betten von 14 Zimmern (mit bis zu doppelt so vielen Patienten) könne in Krisenzeiten "um 85 Betten in separatem Isolierbereich mit separatem Eingang und separater Infrastruktur" erweitert werden. 28 Intensivbetten verfügen über Beatmungsgeräte. "Dieses Angebot könnte verdoppelt werden, sofern noch 30 Beatmungsgeräte geliefert werden. Der Bedarf wurde über das Ministerium angemeldet", stellt Frauenknecht fest.

Von der Besuchersperre im Klinikum sind nur Palliativstation, Kinderklinik (ein Elternteil), die Begleitung von Notfällen sowie eine Begleitperson bei Geburten ausgenommen.

Besucher, die im Rahmen dieser Ausnahmefälle das Klinikum betreten dürfen, müssen vor Betreten des Klinikums einen Fragebogen zum Gesundheitszustand ausfüllen und mit ihrer Unterschrift bestätigen.

Der Ambulanzbetrieb wurde bereits so umgestellt, dass nur noch Notfälle behandelt werden. Auch die ambulante Reha wurde bereits ausgesetzt. Und die Tagespflegen der Sozialstiftung bieten mittlerweile nur noch eine Notgruppe am Ulanenpark an.