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Klimawandel als Chance nutzen


Autor: Harald Rieger

LKR Bamberg, Mittwoch, 26. Oktober 2016

Der Klimaexperte Prof. Johannes Lüers referierte über mögliche Auswirkungen der Klimaveränderung für Oberfranken.
Maisernte im Landkreis Bamberg: Klimaexperten gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2080 bis zu 60 Prozent der aktuellen Pflanzenarten aussterben werden. Foto: RiegerPress


Bereits jetzt wird das Jahr 2016 als Jahr der Wetterextreme in die Geschichte eingehen. Denn es war gekennzeichnet durch Überschwemmungen, Starkregen, Hitze und Trockenheit. Werden auch die nächsten Jahre derart "chaotisch" bleiben? Kann man den Klimawandel doch noch ändern? Und wie wirken sich extreme Wetterschwankungen auf die oberfränkische Landwirtschaft aus? Diesen und anderen Fragen ging der Wetterexperte der Universität Bayreuth, Johannes Lüers, im Rahmen des 27. Landwirteforums der Sparkasse vor rund 200 Landwirtschaftskunden des Geldinstituts nach.

"Sicherlich hat sich auch in Franken das Klima in den letzten dreißig Jahren stark verändert, aber aus jedem Wandel bietet sich auch eine Chance, zumal wir sehr gut über das Wetter Bescheid wissen", berichtete Lüers. Denn ohne Wandel gäbe es heute die Menschheit nicht und Veränderungen seien immer der Antrieb des Lebens.

Die Frage sei nur, ob sich der Klimawandel allmählich einstelle oder eher abrupt. Auf eine schleichende Veränderung können sich Mensch, Tier und Pflanzen besser einstellen als auf katastrophale Wetterschwankungen.


Extreme Niederschläge

Doch wie hat sich das Wetter in Oberfranken geändert? So war beispielsweise 2014 das wärmste Jahr in der Region und 2015 das zweitwärmste. Die Jahre 1996 und 2010 dagegen seien etwas kühlere Jahre gewesen. In den Jahren 1976 und 2003 hat es laut dem Wetterexperten nur sehr wenige Niederschläge gegeben. "Wir können beobachten, dass die Niederschläge extremer werden. Zwar nehmen die Niederschläge in der Summe immer mehr ab, gleichzeitig aber regnet es an den Regentagen deutlich stärker als je zuvor", berichtete der Professor. Niederschläge mit 300 bis 400 Liter in einer Stunde seien keine Seltenheit mehr. Hinzu komme, dass in Trockenzeiten der Regen nicht mehr tief genug ins Erdreich eindringen könne. Denn der trockene Boden sei nicht in der Lage das Wasser aufzunehmen. Rund 70 Prozent dieser Niederschläge würden daher sofort verdunsten. "Wir werden künftig immer längere Trockenperioden bekommen, aber auch kurze und heftige Niederschläge."


Trinkwasser sichern

Die Folgen daraus: Das Trinkwasser müsste anders als bisher über Quellen im Erdreich gesichert werden. Beispielsweise durch Wasserspeicher oder Rückhaltebecken, die die großen Regenmengen auffangen würden.
Auch droht durch die raschen Wetterveränderung eine Reduzierung der Sortenvielfalt an Pflanzenarten, da die Pflanzen nicht mehr genug Zeit hätten, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Dies bedeute, dass die einzelnen Arten anfälliger beispielsweise gegen Krankheiten werden. "Noch nie war das Artensterben größer als heutezutage. Bis zum Jahre 2080 werden bis zu 60 Prozent der Arten aussterben. Daher sollten wir auf keinen Fall die alten Sorten gänzlich verbannen", riet Johannes Lüers.

Um den Klimawandel entgegenzuwirken bedarf es zudem technische, aber auch gesellschaftliche Veränderungen. So müsse die Menschheit unter anderem auf fossile Brennstoffe setzen, lieber den öffentlichen Personennahverkehr als das eigene Auto nutzen und den CO2 -Ausstoß eher heute als morgen verringern. "Wir müssen nicht den Kopf in den Sand stecken. Aber wir müssen auf den Klimawandel reagieren, schließlich wissen wir ja, was auf uns zukommen wird", resümierte der Forscher.