Kleine grüne Daumen genießen die Ernte
Autor: Evi Seeger
Pommersfelden, Donnerstag, 11. August 2016
Kinder lernen auf dem Heinershof die Geheimnisse der Pflanzenwelt kennen - und ein Biotop, in dem Lebensmittel wachsen.
Ein Blick in den Garten des Heinershofs, Umweltstation, Kinderhort und Schullandheim in der Gemeinde Pommersfelden, lässt erkennen: Hier sind Menschen mit einem grünen Daumen am Werk. Aber es kommt noch besser! Heinershof-Chefin Tina Sickmüller und ihr Team haben am Ortsrand ein großes Gewächshaus gebaut, und was dort wächst, lässt selbst erfahrene Hobbygärtner vor Neid erblassen.
Wie ein Dschungel ranken Tomaten, Paprika, Auberginen, Melonen, ja sogar Artischocken bis zur Gewächshausdecke. Heinershof-Mitarbeiterin Monika Pflaum kann sich gar nicht sattsehen an der Ernte des Tages. Schüsselweise haben die Kinder Früchte eingesammelt, die nun verarbeitet, gegessen oder für den Winter konserviert werden.
Das Zauberwort für Tina Sickmüller heißt "Permakultur". Es steht für permanente, nachhaltige Landbewirtschaftung, durch die funktionierende und zukunftsfähige Ökosysteme
Man müsse diese Erkenntnis nur zu nutzen wissen. Es geht also um Ökologie, Biodiversität, Vernetzungen bei dieser Anbauform. Im Garten hat Sickmüller das System der Reihenmischkultur (nach Gertrud Franck) eingeführt. Nach einem rotierenden System in der Abfolge A-C-B-C werden die Synergieeffekte der einzelnen Kulturen berücksichtigt. Mit A wird die Kultur bezeichnet, die eine ganze Saison lang stehen bleibt. B bezeichnet Pflanzungen, die pro Saison zweimal wechseln und mit C schließlich solche, die immer wieder gepflanzt und geerntet werden können. Klingt ein bisschen verwirrend, folgt aber einem festgelegten Plan und einer "Lineatur" im Garten.
Die Sache mit dem A B C
Um die Übersicht über die Reihen zu behalten, sind Namensschilder für die Pflanzen notwendig und die Gruppenbezeichnung A, B oder C. Beispiel: Wo B steht, kommt auch wieder eine B-Pflanze hin. Gut als Orientierung sei dieses System, wenn wie im Heinershof mehrere Personen im Garten arbeiten, sagt Monika Pflaum. Für die Kinder sei es interessant, zu sehen, welche Pflanze schnell keimt, welche länger braucht. So werde der Boden nicht nur mehrfach genutzt, es träten auch keine Ermüdungserscheinungen auf. "Die Pflanzen halten sich gegenseitig auch die Schädlinge vom Leib", freut sich Monika Pflaum. Wenn doch etwas "krankt", ist die Brennnessel ihr Allheilmittel.
Sie wird als Mulch unter die Pflanzen gelegt, frisch als "Medizin" verwendet und nach ein paar Tagen als Jauche zum Düngen genommen. Neben dem Gemüsegarten und dem Gewächshaus wurde auch noch ein Gemüseacker nach dem Prinzip angelegt. Auf allen Flächen sei versucht worden, möglichst viele Netzwerke zu schaffen, sagt Sickmüller. Sie bezeichnet das auch gerne als "ein Biotop, in dem Lebensmittel wachsen". Das Projekt sei ein Modell für einen pflegerischen zukunftsfähigen Umgang mit den Ressourcen. Von der Planungsphase an wird das Projekt begleitet und dokumentiert vom Filmclub Bamberg.