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Klare Signale für mehr Miteinander


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Donnerstag, 04. April 2013

Um das "richtige" Stadtmarketing zum Wohl Bambergs sollte es an sich gehen. Doch eine von der GAL veranstaltete Podiumsdiskussion stand ganz im Zeichen der wieder entbrannten Debatte um Menge und Art der Veranstaltungen in der Stadtmitte.
Zuhörer ergriffen immer wieder das Wort. Foto: Matthias Hoch


Sie wollen künftig weniger übereinander und mehr miteinander reden - die Wortführer von Stadtmarketing und Lärm geplagten Innenstadtbewohnern. Namentlich Citymanager Klaus Stieringer und Gisela Schlenker vom Bürgerverein Bamberg-Mitte bekundeten dies am Ende einer Podiumsdiskussion am Mittwoch Abend, in der es einmal mehr um die derzeit heiß diskutierte Frage ging, wie viele Großveranstaltungen die Stadtmitte und die dort Wohnenden vertragen.

"Kein Mensch möchte eine tote Innenstadt", versicherte Gisela Schlenker, wünschte sich aber mehr Gesprächs- und Kompromissbereitschaft von den Veranstaltern größerer Feste.

Sie warb um Verständnis, wenn bei manchen Bürgern inzwischen die Nerven blank liegen: Die Events seien nur die Spitze des Eisbergs. Wer mitten in Bamberg lebt, müsse inzwischen an 365 Tagen mit Lärm, Dreck und Vandalismus rechnen.



Die Bambergerin stand zugleich zu ihrer in im Fränkischen Tag vom 28./29. März geäußerten Kritik an nächtlichen Auswüchsen und wünschte sich, dass auch der Stadtmarketing-Verein den Betroffenen mehr Gehör schenken möge als bisher.

Stieringer legte dar, dass man wiederholt auf Beschwerden reagiert, gewisse Veranstaltungen abgeschafft und Lautstärke reduziert habe. Gleichwohl sei er bereit, verstärkt die Nöte und Anliegen anzuhören und ernst zu nehmen. Er selbst hofft, wie er sagte, auf "eine Streitkultur, die nicht im Wahlkampf anfängt und im ,Fränkischen Tag' aufhört".

Vom Vorwurf, sie betreibe Wahlkampf in eigener Sache, ließ sich das CSU-Mitglied Schlenker durch SPD-Stadtrat Stieringer nicht aus der Ruhe bringen.

Mit Parteipolitik habe ihr Einsatz nichts zu tun; sie sammle seit Jahren die Beschwerden Lärmgeplagter, die keine Lobby hätten. Wie zum Beweis hatte sie in den Grünen Saal der Harmonie volle Aktenordner mitgebracht - gefüllt mit einer Vielzahl von Briefen von entnervten Innenstadt-Bewohnern.

Schlenker saß am Mittwoch Abend unter den zahlreichen Zuhörern, während Stieringer einer von vier Podiumsteilnehmern war, die die Bamberger Grünen (GAL) bzw. deren neuer Arbeitskreis Wirtschaft eingeladen hatte. Man wollte mit Gästen und Zuhörern an sich über künftige Ziele und Strategien des Stadtmarketings reden.

Doch die Diskussion kehrte immer wieder zum gegenwärtigen Bamberger Aufreger-Thema zurück. Es bescherte der Premieren-Veranstaltung des GAL-Arbeitskreises zugleich mehr Publikum, als erwartet: Es kamen mehr Leute als Stühle bereit standen. Für die Veranstalter zeigte sich Wolfgang Grader begeistert. Man habe, ohne es zu ahnen, ein heißes Eisen erwischt, als man die Veranstaltung plante - vor zwei Monaten.

Neben Stieringer diskutierten Andreas Lösche, Kreisvorsitzender der Grünen und Künstlermanager, Michael Böhme, Koordinator des Stadtmarketing Coburg, sowie Harald Kurz-Brauner, Gastronom und früheres Vorstandsmitglied bei Stadtmarketing.

In unterschiedlichen Nuancen waren sich alle einig, dass die Bürger mehr als bisher eingebunden werden sollten. Nur wenn alle an einem Strang ziehen und ihren Städte positiv und selbstbewusst gegenüber stehen, haben sie nach Böhmes Überzeugung eine Zukunft und Überlebenschancen im wachsenden Wettbewerb.

Bamberg braucht nach dem Dafürhalten der Diskussionsteilnehmer zwar eine neue Form des Miteinanders, steht im Großen und Ganzen aber beneidenswert gut da. Stieringer und seinem Team attestierten die drei anderen auf dem Podium gute und erfolgreiche Arbeit.

Lösche und Böhme als Kenner der Szene zeigten sich vor allem davon beeindruckt, dass der Stadtmarketing-Verein ein Blues-und-Jazz-Festival sowie "Bamberg zaubert" allein mit Sponsorengeldern finanzieren kann. Das sei eine bemerkenswerte Leistung.

Die Stadt Coburg bezuschusst ihr Samba-Fest mit 100 000 Euro und muss dennoch 20 Euro Eintritt von Besuchern verlangen, wie Böhme sagte. Er gab zu: "Wir schauen immer wieder mit Neid nach Bamberg!"

Harald Kurz-Brauner stellte gar die These auf, die Brose-Ansiedlung wäre ohne die "weichen Standortfaktoren" nicht möglich geworden. Dass Bambergs Lebensqualität weithin gerühmt werde, führt der Gastronom zu einem Gutteil auf die Arbeit von Stadtmarketing zurück. Auch wenn er bei dessen Mitgliederversammlungen die Diskussion über die eigenen Ziele vermisst. Die sollte seiner Meinung künftig regelmäßig in großen Abständen - "zwei Jahre oder so" - geführt werden.

Obwohl sich Moderatorin Katharina Groll bemühte, kehrte die Diskussion immer wieder zur aktuellen Lärmdebatte zurück.

Stieringer sieht eine Ursache in einer zu frühen Sperrstunde und zu wenigen Angeboten für die vielen Studenten. "Wir schicken die Leute um 2 Uhr auf die Straße und wundern uns dann, dass sie draußen Krach machen."

Vielleicht müsse man das Nachtleben von überwiegend bewohnten Stadtgegenden trennen, schlug Kurz-Brauner vor. Das solle nicht heißen, dass Bürger der Party Platz machen müssten, präzisierte er nach einem Einwurf aus dem Publikum: Wer heute in eine Ecke wie die Austraße mit ihren vielen Lokalen zieht, sollte seiner Meinung nach einfach wissen, was ihn erwartet.

Volker Wrede, der künstlerische Leiter des Jazz-und Blues-Festivals, kündigte aus dem Publikum heraus an, er habe diesmal mit Rücksicht auf die Innenstadt-Bewohner für die Bühne am Gabelmann Bands ausgesucht, die möglichst leise spielen.

Die überwiegend sachlichen Beiträge bewogen Wolfgang Grader zu einem rundum positiven Fazit des Abends: "Wir ringen um ein lebenswertes Bamberg." Allen Beteiligten liege die Stadt am Herzen.

Dass auch etliche Stadträte und einige Vertreter der Stadtverwaltung gekommen waren, wertete der Grünen-Politiker als positives Zeichen. Da müsse doch "'was draus werden".