Druckartikel: Klappernde Lokalgeschichte

Klappernde Lokalgeschichte


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Gundelsheim, Montag, 20. März 2017

Archivpflegerin Maria Köppl hat Dokumente und Fotos von der Gundelsheimer Mühle am Leitenbach zusammengetragen.
Archivpflegerin Maria Köppl (links) und Ausstellungsbesucherin Agnes Pflaum machen einen Rundgang durch die Gundelsheimer Mühlengeschichte. Foto: Marion Krüger-Hundrup


Agnes Pflaum ist begeistert: "Das sind ja alles interessante und tolle Fotos!", lobt die 63-jährige Gundelsheimerin, die zwischen Alltagsbesorgungen im Ort einen Abstecher in den Kulturraum am Rathaus gemacht hat. Sie hat sich anlocken lassen von der aktuellen Ausstellung "Es klapperte eine Mühle am Leitenbach", die die gemeindliche Archivpflegerin Maria Köppl liebevoll zusammengestellt hat. Dokumente, 170 gut beschriftete Fotos und diverse Zeitungsausschnitte beleuchten sozusagen "klappernde" Lokalgeschichte: "Das muss ich mir alles öfter anschauen, auf einmal kann ich das nicht alles aufnehmen", lacht Agnes Pflaum.

Besonders aufmerksam studiert sie die historischen schwarz-weiß Fotos, auf denen Personen abgebildet sind: "Ich muss genau hinschauen, um jemanden wiederzuerkennen", räumt die Ausstellungsbesucherin ein. Dabei sind es wohl gerade diese Abbildungen, die die Gundelsheimer an ihre einstigen Mitbürger und deren Nachkommen erinnern.

Denn von der Mühle am inzwischen zugeschütteten Mühlbach, die seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar und vermutlich noch älter war, ist im heutigen Ortsbild nur noch das Wehr übriggeblieben. Die Mühle stand in der jetzigen Hauptstraße dort, wo sich mit der Hausnummer 19 b das Blumengeschäft befindet. "Es gibt kein Mühlrad mehr, keine Mühlsteine, keine Mühltechnik", weiß Archivpflegerin Köppl, die akribisch die Gegebenheiten am Leitenbach erforscht hat. Diese Farbfotos beleben die Stellwände im Kulturraum und reizen dazu, selbst einen Ausflug in die Mühlenlandschaft zu unternehmen.


Früher eine von vielen

Die pensionierte Studienrätin für Geschichte und Englisch verbrachte so manche Stunde im Staatsarchiv Bamberg und zog an etlichen Sonntagnachmittagen mit dem Fotoapparat durch die nähere Umgebung. Entlang des Leitenbaches, der unterhalb von Wattendorf entspringt, gab es viele Mühlen. Die Reubels-Mühle in Hallstadt ist jedoch die einzige, die noch in Betrieb ist. Die Gundelsheimer "unterschlächtige Wasser- und Getreidemühle" wurde vor 50 Jahren aufgegeben. Gehörte die Mühle einst zum Besitz des Bamberger Zisterzienserinnen-Klosters St. Theodor, befand sie sich seit 1830 im Besitz der Familie Wittmann: "eine Mühlendynastie aus der Fränkischen Schweiz", erzählt Maria Köppl.

Der Besitzer sei wohl neben dem Gastwirt "der wohlhabendste Mann in Gundelsheim" gewesen. Sein Mühlenanwesen umfasste den Garten auf der Mühlinsel, die Mühle selbst mit Wohnhaus, Scheune und Ställe für Kühe, Schweine und Pferde, dazu ein Holzlagerplatz. In Gundelsheim selbst gab es nur eine Handvoll Bauern. Dafür brachten Bauern aus der ganzen Umgebung ihr Getreide und Holz zur Wittmann'schen Mühle.

Letzter Pächter von 1950 bis 1967 war Johann Gruber, ein Heimatvertriebener aus dem Sudetenland. Da sein Sohn als möglicher Nachfolger nach Hamburg verzog, gab Gruber die Pacht ab, Besitzer Johann Wittmann die Mühle auf. Eine Enkelin und ein Enkel leben noch heute in Gundelsheim.

Die Ausstellung "Es klapperte eine Mühle am Leitenbach" ist bis zum 23. April werktags zu den Öffnungszeiten des Gundelsheimer Rathauses zu sehen, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr.