Hitzewelle in Franken: Kippen wegzuwerfen ist tabu - Waldbrandgefahr!
Autor: Timo Stöhr
LKR Bamberg, Donnerstag, 22. Juni 2017
Die Hitze macht Franken zu schaffen. Der Wetterdienst hat die höchste Waldbrand-Gefahrenstufe ausgerufen. Luftbeobachter sind unterwegs.
Die Waldbrandgefahr ist derzeit sehr groß und stimmt der Wetterbericht, ist in den nächsten Tagen auch nicht mit viel Regen zu rechnen. Es bleibt heiß in Franken.
Die Regierung von Oberfranken hat deshalb Luftbeobachtungen bis Freitag angeordnet. "Die Wettervorhersage ist so, dass sich das nicht groß ändern wird", sagt Oliver Hempfling, Pressesprecher der Regierung von Oberfranken. Auch in Unterfranken werden die Wälder aus der Luft beobachtet.
Im Landkreis Bamberg gilt derzeit die Stufe 5, die höchste Warnstufe für Waldbrandgefahr. Deshalb werden auch über dem Landkreis Bamberg je nach Flugobjekt, das die Luftrettungsstaffel Bayern stellt, Hubschrauber oder kleinere Flugzeuge kreisen und die Wälder, vor allem Kiefer- und Fichtengebiete der Jurahochfläche und des Hauptsmoorwaldes, genau beobachten, wie Hempfling mitteilt.
Von den Standorten Bindlach und dem Bamberger Flugplatz aus wird Oberfranken überflogen. Das Entscheidende bei den Beobachtungsflügen ist jedoch, dass ein geschulter Luftbeobachter dabei ist. Nicht der Pilot inspiziert die Wälder und gefährdeten Gebiete von der Luft aus, sondern ein Luftbeobachter. "Sie haben Lehrgänge in der Feuerwehrschule in Würzburg erhalten", sagt Hempfling.
Erfahrung zählt bei der Prävention
Warum es wichtig ist, geschulte Leute an Bord zu haben, ist leicht erklärt. Denn der Luftbeobachter muss durchaus eine Ahnung von dem Ausmaß haben, sollte er eine Rauch- oder Brandentwicklung feststellen. "Damit nicht ein Auto mit vier Feuerwehrleuten zum Einsatz fährt, wenn mehrere Hektar Wald brennen", sagt der Pressesprecher. Die Feuerwehren sind derzeit ohnehin in Habachtstellung. Die Alarmierung bei einer Waldbrandgefahr läuft dann so ab, dass zunächst eine der vier integrierten Leitstellen in Bayreuth, Bamberg, Coburg oder Hof informiert und die Beobachtung von dort an die nächstgelegene Feuerwehrstellen weitergeleitet wird. "Der Luftbeobachter informiert, wie groß die Rauchentwicklung ist", sagt Hempfling. Je nachdem werden dann nicht nur die zuständige Feuerwehr, sondern auch die umliegenden informiert.
Forstbetriebsleiter Stephan Keilholz jedenfalls ist froh und sehr dankbar über diese Luftbeobachtung, da Brandherde im Wald schwer zu lokalisieren sind. "Je früher Brandherde entdeckt werden, desto leichter ist es, eine Ausbreitung zu verhindern", sagt Keilholz.
2015 Brand an den Bahngleisen im Kreis Bamberg
Der letzte Waldbrand liegt gut zwei Jahre zurück und war zwischen Bamberg und Strullendorf. Damals gab es einen extrem trockenen Frühling. Auf einem sechs Hektar großen Waldgebiet rund 700 Meter östlich der sogenannten Rentnersruh am Kanal hatte sich am frühen Abend des 17. April 2015 das Unterholz entzündet, war allerdings nicht auf die Wipfel übergegangen. Ein Glück: Denn Wipfelbrände gelten wegen der Höhe als schwer beherrschbar. Rund 180 Feuerwehrleute aus der Stadt und dem Landkreis Bamberg waren am Einsatzort. Über zwei zwei Kilometer lange Schlauchleitungen vom Kanal pumpten die Wehrmänner Tonnen von Löschwasser in das brennende Waldgebiet. Weil in der Nähe viele Brunnen der Stadt liegen, durfte nur Wasser und kein Schaum gespritzt werden. Gegen 24 Uhr war die Gefahr gebannt.Über Ursachen derartiger Brände kann oft nur spekuliert werden. Als wahrscheinlich galt eine weggeworfene Zigarettenkippe. Auch unbeabsichtigter Funkenflug kann fatale Folgen haben, wie der noch größere Brand 2003 vor Augen führte. Damals gingen die Ermittler davon aus, dass der heiß gelaufene Radreifen eines durchfahrenden Zuges die Katastrophe auslöste.
Fakt ist, dass im Waldgebiet besonders zum Bahngleis hin vor allem Kiefern und Fichten stehen, deren reichlich herumliegendes Unterholz wegen des Ölgehalts der Nadeln gute Nahrung für das Feuer boten und dass der Boden im Frühling 2015 stark ausgetrocknet war. Seit Februar hatte es damals kaum mehr als 40 Liter geregnet, nicht einmal ein Drittel der üblichen Menge. Auf dem Waldbrandindex des Wetterdienstes befand sich Nordbayern damals in Stufe 3 (mittlere Gefahr). Heute ist die Lage viel gefährlicher: Am gestrigen Mittwoch galt in weiten Teilen des Landkreises Bamberg die höchste Waldbrandstufe 5.
Waldumbau positiv
Vorteilhaft wirkt sich der Waldumbau aus. In viele Wälder wurden mittlerweile viele Buchen und Eichen gepflanzt. "Das überschattet den Boden, die Blätter brennen nicht so leicht", sagt Keilholz."Die meisten Waldbrände sind menschengemacht", informiert Stephan Keilholz. Der Grund sind weggeworfene Zigarettenkippen. Die Regierung appelliert dringend an alle Waldspaziergänger, kein offenes Feuer im Wald zu verwenden oder zu rauchen. Zwischen dem ersten März und dem 31. Oktober gelte ohnehin ein Rauchverbot im Wald. Schon ein Funke oder eben die ausgedrückte Zigarette reichen aus. Gras, Nadelstreu und am Boden liegende Zweige entzünden sich und lösen einen folgenschweren Brand aus.
"Zudem sollte wegen des Brandrisikos durch heiße Fahrzeugkatalysatoren keinesfalls auf leicht entzündbarem Untergrund geparkt werden", informiert die Regierung, damit Wald- oder Wiesenbrände vermieden werden können.
Besondere Gefahr bei Johannisfeuern
Besondere Vorsicht Aufgrund der anhaltenden Trockenheit und damit verbundenen Wald- und Grasbrandgefahr mahnt das Landratsamt Bamberg zu besonderer Vorsicht bei Johannisfeuern, die in vielen Orten des Landkreises am kommenden Wochenende abgebrannt werden. Derzeit gilt in weiten Teilen Landkreises Bamberg die höchste Waldbrandstufe 5.
Sicherheitsvorschriften Grundsätzlich muss ein Johannisfeuer im Vorfeld der Gemeinde angezeigt und der örtlichen Feuerwehr und der Integrierten Leitstelle Bamberg-Forchheim mitgeteilt werden, um Fehlalarme zu vermeiden.
Verbot bei starkem Wind Der Brandschutz, so das Landratsamt, muss vom Veranstalter ausreichend sichergestellt werden. Bei den Waldbrandstufen 4 und 5 sollten, bei starkem Wind dürfen offene Feuer grundsätzlich nicht entzündet werden. Aus diesem Grund müssen tagesaktuell der Wald- und Grasbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes unter www.wettergefahren.de bzw. www.dwd.de beachtet werden.
Sicher ist sicher Die Bamberger Dompfarrei zum Beispiel hat ihr für Freitag geplantes Johannisfeuer auf dem Rothof wegen Waldbrandgefahr abgesagt. Alternativ findet eine Grillfeier mit Feuerschale im Hof des Dompfarrheimes statt.