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Kinos in Bamberg: "Von den Kinoeinnahmen könnten wir 'Lichtspiel' und 'Odeon' nicht am laufen halten"


Autor: Andreas Hofbauer

, Donnerstag, 09. Juli 2020

Die Geschäftsführerin der beiden Bamberger Kinos "Lichtspiel" und "Odeon" erklärt, dass die monatlichen Kosten nicht alleine durch die Einnahmen an der Kinokasse zu decken seien.
Die Kosten für den Betrieb der beiden Kinos "Lichtspiel" und "Odeon" in Bamberg sind höher als die Einnahmen durch Ticketverkäufe.


Müssten die Bamberger Kinos „Lichtspiel“ und „Odeon“ ausschließlich von den Kinoeinnahmen betrieben werden, wäre es wirtschaftlicher gewesen in Zeiten der Coronavirus-Pandemie nicht wieder zu öffnen. Davon ist die Geschäftsführerin der Kinosäle, Diana Linz, überzeugt. Sie leitet gemeinsam mit Gerrit Zachrich den Tagesbetrieb der Kinos. Der ausschlaggebende Grund, warum sie die Kinos doch wieder in Betrieb genommen haben, ist für Linz der große Zuspruch der Stammkundschaft sowie die Unterstützung von Bund und Ländern. „Stein des Anstoßens, an dem wir uns gesagt haben, wir müssen wieder aufmachen, war die Spendenaktion von den ‚Lichtspielfreunden‘“ schildert die 40-Jährige.

„Über 500 Spender haben für uns gesammelt um dabei zu helfen unsere monatlichen Kosten zu decken“. Die Ausgaben der beiden Kinosäle in Verbindung mit Mitarbeitergehältern sowie den Leihkosten der Filme, belaufen sich laut den Aussagen der Geschäftsführerin auf rund 20.000 Euro pro Monat. „Manchmal ein bisschen mehr, das kommt auf den individuellen Monat an“, fügt sie hinzu. Wichtig sei aber, das Geschäftsmodell der Kinos zu verstehen, um die Auswirkungen der Pandemie auf den Betrieb der Kinos zu verstehen.

Ticketverkäufe bezahlen die Rechnungen nicht: "Das liegt am Konzept der Kinos", so die Geschäftsführerin

„Wir planen immer so, dass wir uns im Winter ein Polster ansparen, von dem wir in den üblicherweise nicht so erfolgreichen Sommermonaten zehren können“, sagt Linz. „In der Sommerzeit sind unsere Haupteinnahmequellen dann Sonderveranstaltungen. All das fällt durch die Pandemie natürlich flach, weil der vorgeschriebene Abstand dort nicht eingehalten werden kann“, meint sie. Deswegen sei es aktuell so, dass die beiden Geschäftsführer zeitweise privates Vermögen zuschießen, um die laufenden Kosten zu decken.

Trotzdem sieht sie zumindest der nahen Zukunft positiv entgegen. Diana Linz freut sich: „Ich bin super glücklich wie schnell und unkompliziert wir Hilfe von Bund und Staat bekommen haben.“ Bereits vier Tage nach ihrem Antrag auf einen Zuschuss vom Staat sei das Geld auf dem vereinbarten Konto gewesen. Auch der Umstand, dass einige ihrer Mitarbeiter noch in Kurzarbeit seien, würde dazu beitragen, den Druck auf die Finanzen zu verringern.

Um die finanzielle Situation der Kinobetreiber weiter zu entspannen, bräuchte es eine Anpassung der Abstandregelungen. Die Geschäftsführerin erläutert: „Wenn wir uns an Österreich und der Schweiz orientieren würden, die jeweils einen Meter Abstand zwischen den Kinobesuchern vorschreiben, dann könnten wir den Kinobetrieb auf 50 Prozent hochfahren, statt wie aktuell nur etwa 20 Prozent der maximalen Besucheranzahl reinzulassen.“ Aber selbstverständlich gehe auch bei ihr die Gesundheit der Menschen vor. Und „aktuell ist es noch nicht kritisch“, gibt Linz an. Aber sie mahnt auch: "Von den Kinoeinnahmen könnten wir unsere Miete nicht bezahlen."

Zahlreiche Zuschriften und Spenden für den Kinobetrieb

Besonders freue sie sich darüber, dass sie zahlreiche motivierende Zuschriften erreicht hätten. „So viele nette Nachrichten, die alle ankündigen ihre gekauften Kinogutscheine nicht vor nächstem Jahr einzulösen, einfach um uns und unser Schaffen zu unterstützen, das ist super“, freut sie sich. Besonders verblüfft war sie, dass neben den „Cineasten“, also besonders begeisterten Kinogängern, auch sogenannte „Best-Ager“, also Besucher ab 60 Jahren, bei der Neueröffnung vor den Kinos Schlange gestanden haben. „Wir haben außerdem sogar ein paar Vorstellungen für Kinder und Jugendliche vor ausverkauften Sälen zeigen können.“ 

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Nach dem aktuellen Stand, so Linz, sei der Betrieb „bis zum Oktober gesichert“. Möglich machen das diverse Zuschüsse, wie etwa 10.000 Euro für jeden betriebenen Kinosaal vom Staatsministerium für Kultur und Medien unter der Leitung von Monika Grütter (CDU). Für die Zeit danach würden die Planungen aktuell noch laufen. „Dinge wie die Instandhaltung, Digitalisierung und Ähnliches können ja auch bezuschusst werden, deswegen klopfen wir da noch unsere Möglichkeiten ab“, erklärt sie das weitere Vorgehen. Nach dem Sommer rechnen die Geschäftsführer wieder mit steigenden Besucherzahlen. „Aktuell ist der Besuch im Biergarten einfach verlockender, als der im Kino. Und das ist ja auch verständlich“, meint Linz. Schließlich kenne sie den Großteil ihrer Besucher auch persönlich, und wisse um deren Bedürfnisse.

Eine der besonderen Aktionen im Somme findet dennoch statt. Die Kinobetreiber haben kürzlich ein "Silent-Open-Air-Kino" angekündigt.