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Kinderpornografie: Mehr Fälle in Franken


Autor: Irmtraud Fenn-Nebel

Bamberg, Sonntag, 23. Februar 2014

Erschreckend: In Franken nehmen Verstöße gegen den Kinderpornografie-Paragrafen 184 b zu. Nur etwa die Hälfte führt zu Anklagen und Verurteilungen.
Symbolbild: dpa


Die aktuellen Zahlen sind noch unter Verschluss: Erst im März wird das Innenministerium die Kriminalstatistik 2013 vorstellen. Wegen der Brisanz des Themas dürfen die fränkischen Polizeipräsidien auf Nachfrage aber zumindest eine Einschätzung abgeben: Die Tendenz bei Beschaffung, Besitz und Verbreitung kinderpornografischer Inhalte ist vor allem in Mittelfranken stark steigend.

2009 wurden in Mittelfranken 99 Fälle von Kinderpornografie im Sinne des Paragrafen 184b angezeigt, 2011 waren es 126, 2012 sank die Zahl auf 79. Für 2013 rechnet Elke Schönwald, Leiterin der Pressestelle am Polizeipräsidium Mittelfranken in Nürnberg, wieder mit einem Anstieg und Zahlen über dem Mittelwert, der bei 105 liegt.

Im Gegensatz zur Polizei, die mit der Bekanntgabe ihrer Statistik auf den Bericht des Innenministers warten muss, hat die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ihre Zahlen bereits veröffentlicht.

Ihre Fälle haben sich mehr als verdoppelt: Waren es 2012 noch 100, leitete die Staatsanwaltschaft im vergangenen Jahr 260 Verfahren wegen Verbreitung, Besitzes oder Erwerbs kinderpornografischer Schriften ein.


Lange Ermittlungen

Etwa die Hälfte führte zu Anklagen und Verurteilungen. Gegen die Angeklagten ergingen meist Strafbefehle mit einer Geldstrafe ab 120 Tagessätzen, womit die Betreffenden als vorbestraft gelten. Für 2014 rechnet die Staatsanwaltschaft mit einer steigenden Zahl von Vergehen gegen Paragraf 184b.

Die Zahlen von Staatsanwaltschaft und Polizei lassen sich übrigens nicht miteinander vergleichen. "Die Polizeistatistik ist eine reine Auslaufstatistik", erklärt Jürgen Stadter, Polizeisprecher in Oberfranken (Bayreuth). "Sie zieht oft lange Ermittlungen nach sich." Komplexe Fälle - etwa wenn PC-Festplatten voll sind mit kinderpornografischem Material, wenn "Tauschringe" auffliegen oder Listen - erfordern viel Zeit.

Die Ermittlungen können gut ein Jahr andauern, bis sie an die Staatsanwaltschaften übergeben werden. Entsprechend tauchen sie auch erst im Folgejahr der Anzeige in der Statistik auf.

Schaut man ein paar Jahre in der Statistik zurück, schwankt die Zahl der Fälle in Oberfranken deutlich. Stadter gibt sie für 2009 mit 68 an, 2010 waren es 51. 2011 stiegen sie auf 92 und fielen 2012 leicht ab auf 86 Fälle.
Die Staatsanwaltschaft ist auch hier etwas schneller mit ihrer Statistik für 2013: Die Bayreuther Behörde zum Beispiel hat im vergangenen Jahr in 35 Fällen wegen Kinderpornografie ermittelt. Meistens ging es um Erwerb und Besitz entsprechenden Materials, worauf Geld- oder Freiheitsstrafen stehen. Die Verbreitung von Schriften oder Fotos wird mit Freiheitsentzug bis zu zehn Jahren bestraft.

Polizeisprecher Stadter rechnet für 2013 mit einer "minimal steigenden Tendenz" in Oberfranken. Ihm geht das Thema auch persönlich an die Nieren. "Hinter jedem Bild steckt ja ein Kind", sagt er. "Ich möchte gar nicht wissen, wie hoch die Dunkelziffer ist."


Tendenz steigend

Die Dunkelziffer kann man auch im Polizeipräsidium Unterfranken in Würzburg nicht abschätzen. Fest steht dort: 2011 wurden 64 Fälle von Besitz und Verschaffen kinderpornografischen Materials geahndet, 2012 waren es 50. Die Verbreitung von Kinderpornografie wurde 2011 in 15 Fällen angezeigt, 2012 neun Mal. Für 2013 ist die Tendenz nach Kenntnis eines Polizeisprechers allerdings genau wie in den anderen beiden fränkischen Regierungsbezirk eindeutig: steigend.