Kelby Darnell ist ein Fake: Keine Sandkerwa in den USA
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Freitag, 22. August 2014
Die Geschichte war perfekt inszeniert: Ein 24-jähriger US-Amerikaner will die Bamberger Sandkerwa in die Staaten bringen. Das zumindest dachten alle, die die Videos von Kelby Darnell auf Facebook gesehen hatten. Wir auch.
Da ist in mehreren Facebook-Videos ein leidenschaftlicher junger Amerikaner zu sehen, der in Lederhosen in höchsten Tönen von seinem letztjährigen Bamberg-Besuch zur Sandkerwa schwärmt.
Schnell hat der sympathische Kelby Darnell, der "Sandkerwa" in seinem Englisch auf niedliche Weise falsch ausspricht, einen großen Fan-Kreis entwickelt. Das Video wurde Hunderte Male geteilt. Die Begeisterung war groß. Jeder wollte irgendwie helfen, um den großen Traum des völlig unbedarften Kerls wahr werden zu lassen. Keiner konnte ahnen, dass es Kelby Darnell, der aus der gleichnamigen amerikanischen Stadt Bamberg in South Carolina kommt, gar nicht gibt.
Beitrag von Bamberg Tourism.
Denn es stellte sich heraus: Es war eine virale Marketingaktion der Tourist-Information Bamberg. So viele Menschen sind darauf reingefallen. Auch unsere Zeitung wurde auf die perfekt inszenierte Geschichte aufmerksam.
Nach ausführlichem Mailkontakt mit Kelby Darnell, veröffentlichte die Redaktion einen Artikel über das Vorhaben des jungen US-Amerikaners.
Die Resonanz zeigte: Auch die Leser wollen helfen. Sie gaben Tipps, wie der 24-Jährige am besten Bamberger Bier in die USA exportieren könnte, was es alles braucht, um ein solches Fest zu organisieren. Ebenso reagierten Amerikaner auf die Begeisterung von Kelby für die Sandkerwa und die Domstadt.
So ein wenig ins Fäustchen haben sich Andreas Christel und Michael Heger von der Tourist- Information schon gelacht. Schließlich war es eine Aktion, die geheim war. Nur die Führungsebene wusste davon. Auch viele Mitarbeiter hatten keine Ahnung. Andreas Christel und Michael Heger betonen, dass mit der Aktion keiner an der Nase herumgeführt werden sollte. "Letztlich ging es um Leidenschaft", sagt Heger, der für das Marketing zuständig ist. Die Bamberger hätten, indem sie so positiv auf Kelby Darnell und seine Idee reagiert haben, diese Leidenschaft für ihre Stadt gezeigt.
Starke Rückgänge im US-Markt
Die Aktion selber hat einen nüchternen Hintergrund. Seit dem angekündigten Abzug der US-Truppen aus Bamberg seien starke Rückgänge in der Zahl der US-amerikanischen Übernachtungen zu verzeichnen: 2011 waren es noch 21.706, im Jahr 2013 nur noch 12.012.
"Der amerikanische Markt ist ein wichtiger für uns", sagt Andreas Christel, Tourismusdirektor. Die Aktion mit Kelby sei ein Versuch gewesen, über soziale Medien auch ein junges Publikum in Amerika zu erreichen. Das sei gelungen.
Die USA sind zwar noch an der Spitze der Übernachtungen in Bamberg. Laut Angaben der Touristeninformation holen Österreich und die Schweiz aber kräftig auf. Das europäische Ausland sei ohnehin immer stärker unter den Urlaubsgästen vertreten.
Insgesamt sei die Touristen-Bilanz aber erfreulich: Im ersten Halbjahr 2014 verzeichneten die Beherbergungsbetriebe 129.682 Gästeankünfte. Das ist ein Zuwachs von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Und vielleicht wird die Sandkerwa ja irgendwann doch noch ein Exportschlager.