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Keiner will Glyphosat in seinem Bier


Autor: Hans Kurz

LKR Bamberg, Freitag, 26. Februar 2016

Die Brauer im Landkreis Bamberg sind auf die Kontrollen ihrer Rohstofflieferanten angewiesen.
Gerste gilt als Hauptverdächtiger in Sachen Glyphosat. Foto: Archiv/Martin Gerten, dpa


Ist Bier aus dem Bamberger Land frei von Glyphosat? Dass unter den 14 Bieren, in denen das Münchner Umweltinstitut Rückstände des Pflanzenschutzmittels gefunden haben will, kein fränkisches war, liegt zunächst daran, dass die in Deutschland meistverkauften Biermarken unter die Lupe genommen wurden.

Ob und in welchen Mengen Glyphosat gesundheitsschädlich sein kann, ist eine andere Debatte. Drin haben im Bier will es natürlich kein Brauer. Das wird bei Nachfragen im Landkreis Bamberg schnell klar. Mit 100-prozentiger Sicherheit garantieren kann kein Brauer, dass sein Bier frei davon ist. Aber es deutet einiges darauf hin, dass Bier, das nicht aus industrieller Großproduktion stammt, weniger anfällig ist.

So betonen der Bayerische Bauernverband und der Deutsche Brauer-Bund unisono, "dass Glyphosat in Deutschland gar nicht zur Vorerntebehandlung bei Braugerste eingesetzt werden darf" - und schieben den Schwarzen Peter ins

Ausland ab. Etwa die Hälfte der in Deutschland verarbeiteten Braugerste stamme aus Ländern, "in denen weniger strenge Bestimmungen gelten". Außerdem würde Glyphosat die fürs Mälzen unerlässliche Keimfähigkeit des Getreides beeinträchtigen. Immerhin räumen die Brauer ein, dass Glyphosat mit dem Wind von benachbarten landwirtschaftlichen Flächen, auf denen der Einsatz erlaubt ist, sozusagen ins Bier geweht worden sein könnte.

Auch die Hopfenbauern weisen jede Beteiligung weit von sich. Der Verband der Hopfenpflanzer gibt an, dass "das Totalherbizid Glyphosat aus Sicherheitsgründen im Kulturhopfenanbau generell nicht eingesetzt wird, da schon der geringste Kontakt zum Abtöten der Rebe und der Hopfendolden führen kann". Daher seien weder theoretisch noch praktisch Rückstände von Glyphosat im geernteten Hopfen möglich. Bei Laboruntersuchungen seien bisher auch nie Glyphosat-Rückstände im geernteten Hopfen gefunden worden. Dennoch wolle man "Untersuchungen in Richtung Glyphosat nochmals intensivieren". Allerdings wird vom Hersteller Monsanto für Herbizid MON 79991 mit dem Wirkstoff Glyphosat auch der Hopfenanbau als Einsatzgebiet genannt.

Was können also die fränkischen Brauer tun? Sie müssen sich auf ihre Rohstofflieferanten verlassen können, und sie müssen diese Sicherheit auch einfordern können, beim Hopfen wie beim Malz.
Gerade das Malz gilt als Hauptverdächtiger in Sachen Glyphosat. Gemälzt wird jedoch von den allerwenigsten Brauereien noch selbst. In der Region sind es nur noch die beiden Bamberger Rauchbierproduzenten Spezial und Schlenkerla.

Eine wichtige Anlaufstelle für Brauer in der Region ist die Bamberger Mälzerei. Dort setzt man der Homepage zufolge auf "Qualitätssicherung in eigenen Betriebslabors" und "sortenreine Qualitätsgerste aus nahen Anbaugebieten".

Bei der Mälzerei Weyermann nimmt der Leiter der Qualitätssicherung, Andreas Richter, ausführlich Stellung zur Problematik. Getreideproben würden regelmäßig auf "Rückstände von Schwermetallen, Mykotoxinen und 202 verschiedene Pestiziden" untersucht. Eine Untersuchung auf Glyphosat sei momentan nicht gefordert. Weyermann führe jedoch freiwillig seit 2014 systematische Untersuchungen nach Glyphosat bei Bio-Gerste (dreimal jährlich) und bei konventionell angebauter Braugerste (einmal jährlich) durch. "Auch hier wurden keinerlei Überschreitungen festgestellt", betont Richter.

Endgültige Klarheit - auch für die Brauer selbst - könnte aber wohl nur eine umfassende Untersuchung aller Biere auf dem deutschen Markt bringen. Unabhängig von der Debatte um gesundheitliche Gefahren. So ist zu befürchten, dass das Bier lediglich als populärer Botenstoff in der aktuellen Debatte um das Pflanzengift Glyphosat herhalten muss.