Druckartikel: Keine Zeit für eine Kerwa

Keine Zeit für eine Kerwa


Autor: Manfred Welker

Herzogenaurach, Mittwoch, 24. Sept. 2014

Als klar wird, dass die Gefechte noch lange dauern werden, wurden im Deutschen Reich die Lebensmittelvorräte aufgenommen. Nach dem Krieg führten die Ortschaften ihre Gefallenen in Lsiten auf. Die waren sogar in kleinen Dörfern wie Hesselberg erschreckend lang.
Herbert Warter aus Hesselberg mit Erinnerungsblatt der Ortschaft an den Ersten Weltkrieg


Der Erste Weltkrieg hat viele Opfer gefordert und in der Region seine Spuren hinterlassen. An die Feier einer Kerwa war vor 100 Jahren in Hesselberg, kurz nach Kriegsbeginn, nicht zu denken.

Herbert Warter aus Hesselberg hat sich mit seiner Heimatgemeinde beschäftigt und viele Unterlagen und Erinnerungen zusammengetragen. In Anbetracht der Kriegsdauer - ein schneller Sieg wie der im Krieg 1870/1871 war nicht mehr möglich - wurde im Königreich Bayern bei den landwirtschaftlichen Betrieben die Vorratsermittlung zum 1. Dezember 1914 in den Gemeinden durchgeführt. Im Regierungsbezirk Oberfranken hat sich die Ortsliste für die Gemeinde Hesselberg erhalten, für die Anlegung war der Gemeindevorstand zuständig.

Die Aufnahme erfolgte aufgrund des Reichsgesetzes vom 20. Mai 1914, betreffend statistische Aufnahmen der Vorräte von Getreide und Erzeugnisse der Getreidemüllerei, nach Bekanntmachungen des Reichskanzlers vom 29.

Oktober 1914. Stichtag war der 1. Dezember 1914. Die Vorräte waren in Zentnern nachzuweisen.


Detaillierte Listen

Anzugeben waren Getreide wie Weizen, auch Kernen (Spelz und Dinkel), Roggen, Menggetreide (Mengkorn), Mischfrucht (Getreide mit Hülsenfürchten gemischt), Hafer, Gerste (Brau- und Futtergerste ausschließlich Malz). Angegeben werden mussten auch noch nicht ausgedroschene Vorräte, die in Scheunen, Mieten usw. untergebracht waren. Diese waren schätzungsweise nach dem Körnerertrag mit einzurechnen.

Erfasst werden sollte auch das vorhandene Mehl. Das Mehl aus Weizen und Kernen (Spelz, Dinkel) und Roggenmehl, einschließlich des zur menschlichen Ernährung dienenden Schrots oder Schrotmehls sowie anderes Mehl, das aus Gerste, Hafer, Mais oder Menggetreide stammen konnte.

In der Gemeinde Hesselberg mit Mohrhof wurden 48 Zentner Weizen, 363 Zentner Roggen, 93 Zentner Hafer und 100 Zentner Gerste erfasst. An Weizenmehl waren 62 Zentner und an Roggenmehl 138 Zentner vorrätig.
Aus seinem Elternhaus in Hesselberg hat Herbert Warter ein Erinnerungsstück an den Ersten Weltkrieg bereits vor Jahren nach einem Brand gerettet. Die Lithographie des Verlags K. Stupp in Nürnberg wurde von der Firma A. Behrend in Nürnberg als Massenware gedruckt. Lokalen Bezug erhielt das Blatt durch eine Fotografie mit den Porträts der Gefallenen, die in der Mitte aufgeklebt wurde.

Das Bild trägt den Untertitel: "Der gefallenen Helden & Kriegsteilnehmer der Pfarrgem. Hannberg. 14*18." In der Mitte sind die 43 Gefallenen des Ersten Weltkriegs mit Porträtfoto und Namen sowie Todesdatum und Todesort aufgeführt.


Tod in Ost und West

Sie fanden überwiegend in Frankreich den Tod, Namen wie Ypern, Skt. Mihiel, Cambrai, La Basse, Beaucamps, Reims, Arras und Apremont zeigen das deutlich. Tote blieben aber auch auf dem östlichen Kriegsschauplatz, in Galizien, in Russland und in Rumänien.


Drei aus einer Familie

Flankierend sind die Namen der Kriegsteilnehmer verzeichnet. Aufgeführt sind die Ortschaften Hannberg, Heßdorf, Hesselberg und Großenseebach.

Nach Hannberg kehrten 25, nach Großenseebach 29 und nach Hessdorf 31 Kriegsteilnehmer wieder zurück. Allein aus Hesselberg kamen 19 Kriegsteilnehmer, darunter findet sich drei Mal der Name Warter.

Einer davon war sein Onkel Johann Baptist Warter, geboren am 3. Mai 1897, der eingezogen wurde und das Grauen überlebte. Nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule wurde er Gutsverwalter in Elsendorf/Mainburg in Niederbayern.

In Hesselberg wurde eine Tafel zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs im Vorbau der Kapelle angebracht. Pfarrer Heinrich Fischer von Hannberg weihte sie im September 1923. Nach der Einweihung hatte sich die gesamte Festgesellschaft im Anwesen Hausnummer 20 (alt), jetzt Neuhauser Straße 9 vor dem Scheunentor für ein Foto aufgestellt. Unter Pfarrer Fritz Fröhlich wurde eine Erneuerung der Kapelle und damit auch der Gedächtnistafeln in Angriff genommen.

Die Beauftragung des Künstlers Michael Weingartner aus Pfaffenhofen für das Kriegerdenkmal in Hesselberg durch die Gemeinde erfolgte am 2. September 1973. Diese Tafel ist überschrieben mit "Wanderer, gehst du vorüber + gedenke der Opfer +".

Darunter sind die Namen der Gefallenen aufgeführt: Adam Bayer, Konrad Bayer, Adam Bertlein, Johann Dorsch, Johann Gumbmann, Georg Martin, Georg Schickert, Johann Schmitt und Georg Schneider.