Druckartikel: Keine Linksabbiegerunfälle seit Umstellung am Berliner Ring

Keine Linksabbiegerunfälle seit Umstellung am Berliner Ring


Autor: Stefan Fößel

Bamberg, Donnerstag, 29. November 2018

Die eigene Grünphase für Linksabbieger hat sich an der Kreuzung Starkenfeldstraße/Berliner Ring bewährt. Das soll auch für weitere Kreuzungen gelten.
Seit August haben auch die Linksabbieger in der Geisfelder Straße eine eigene Grünphase ohne Gegenverkehr. Seit April wird diese erfolgreich an der Starkenfeldstraße erprobt. Foto: Ronald Rinklef


Für Karl-Heinz Füllgraf war die Umstellung der Ampelsignale für Linksabbieger eine gute Entscheidung, die er schon viel früher begrüßt hätte. "So etwas habe ich schon vor zehn Jahren gefordert", sagt der Bamberger Fahrlehrer. "Der Begegnungsverkehr bei 70 km/h kann sehr gefährlich sein." Nachdem es noch in der jüngeren Vergangenheit gehäuft Unfälle mit Linksabbiegern am Berliner Ring gegeben hatte, sei die neue Regelung in jedem Fall ein Sicherheitsgewinn.

Das belegt auch eine erste Zwischenbilanz: "Nach übereinstimmender Ansicht von Polizei und Verwaltung haben sich die Umrüstungen sehr positiv auf die Verkehrssicherheit ausgewirkt", sagt Robert Schmidt vom städtischen Straßenverkehrsamt. Ines Schellmann, die bei der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt für den Bereich Verkehr zuständig ist, hatte im vergangenen halben Jahr keinen einzigen Unfall mit der Ursache "Linksabbiegen" an der Kreuzung Starkenfeldstraße/Berliner Ring zu verzeichnen.

Erst eine Beschwerde

Nach intensiven Gesprächen ab November 2017 wurde im April an der Starkenfeldstraße als Pilotprojekt eine eigene Grünphase ohne Gegenverkehr für die Linksabbieger eingeführt. Die Autos bleiben seither zunächst an der Haltelinie stehen, eine Rot-Gelb-Grün-Abfolge ersetzt den bisherigen Grünpfeil, auf den ein blinkendes Gelb-Signal folgte.

Im August erfolgte eine solche Umstellung auch für die Kreuzung Berliner Ring/Geisfelder Straße (noch in der Justierungsphase), in den Herbstferien kam die Moosstraße hinzu. "Wir sehen eine insgesamt sehr positive Entwicklung und in der ganzen Umstellungsphase gab es bislang erst eine Beschwerde", stellt Ines Schellmann fest.

Freilich sind Veränderungen an den Ampelschaltungen des Berliner Rings stets eine sensible Materie. An allen Kreuzungen herrscht ein sehr hohes Verkehrsaufkommen von bis zu 55 000 Fahrzeugen am Tag, an den Ring sind zudem wichtige Querverbindungen angeschlossen. Die Grünphase für den stärkeren, stadteinwärts fahrenden Linksabbiegerverkehr vom Berliner Ring in die Starkenfeldstraße dauert mittlerweile maximal 13 Sekunden. Biegt keiner links ab, wird auch die Grünphase nicht geschaltet. In Spitzenverkehrszeiten und bei entsprechend langer Grünphase kommt es laut Robert Schmidt in der Gegenrichtung auch zu einem "etwas erhöhten Rückstau", der sich jedoch noch in einem verträglichen Rahmen bewege. In der Querrichtung (Starkenfeldstraße) herrsche allerdings "nach wie vor hoher Verkehrsdruck mit entsprechendem Rückstau".

Die Kreuzung Berliner Ring/Geisfelder Straße stelle hingegen ein Nadelöhr in Richtung Norden dar, weil hier der zweispurige Verkehr vom Münchner Ring und vom Berliner Ring zusammengeführt werden. Um hier auch zu Spitzenzeiten einen Rückstau über die nur 200 Meter entfernte Nachbarkreuzung zu vermeiden, gibt es für die stadtauswärts Fahrenden nur recht kurze Grünphasen, die gerade einmal zwei bis drei Autos nutzen können. Die neue Signalgebung für Linksabbieger führt auch hier stadteinwärts gelegentlich zu Rückstau.

"Aber für uns gilt die Devise: Sicherheit vor Leichtigkeit. Man kann leider nicht alles haben", sagt Schmidt. Laut Straßenverkehrsamt führt die neue Signalgebung sowohl an der Geisfelder wie auch an der Starkenfeldstraße dazu, dass zu Spitzenverkehrszeiten Geschwindigkeit aus dem Berliner Ring herausgenommen wird.

Keine großen Zeitverluste

Als Robert Schmidt die bisherigen Erkenntnisse im Umweltsenat vorstellte, wurde die geänderte Ampelschaltung von den Stadträten durchwegs als Verbesserung erkannt. So weit wie Petra Friedrich (GAL), die nun von der Verwaltung eine Übersicht über alle Kreuzungen forderte, für die sich eine Umstellung ebenfalls lohne, wollten die anderen Fraktionen freilich nicht gehen. Wie Bürgermeister Christian Lange (CSU) erklärte, würden entsprechende Prüfungen ohnehin ständig durch das Straßenverkehrsamt erfolgen. Wo Handlungsbedarf bestehe, werde das auch kommuniziert.

Für Fahrlehrer Karl-Heinz Füllgraf ist die Umstellung der Ampelschaltung "in jedem Fall ein Sicherheitsgewinn". Was Linksabbiegern jedoch noch immer ein wenig das Leben schwermache, seien manche Schilder auf Verkehrsinseln. "Die nehmen an einigen Stellen die Sicht", sagt Füllgraf. Größere Verkehrsbehinderungen auf dem Berliner Ring kann er in der Regel nicht erkennen, das sei in manchen anderen Städten viel schlimmer. Was er sich jedoch von manchen Fahrern wünschen würde, wäre "dass sie richtig in die Kreuzung hineinfahren, um dies auch noch den Autos dahinter zu ermöglichen". Auch sein Fahrlehrer-Kollege Udo Bauer findet die neue Regelung gut und "auf jeden Fall sicherer".

Bauer erkennt allerdings noch bei manchen Verkehrsteilnehmern einen "Mitziehereffekt": Aus Gewohnheit fahren manche Linksabbieger noch los, wenn die Geradeaus-Fahrer Grün haben. Zudem solle niemand vergessen, dass an einigen Kreuzungen, etwa an der Pödeldorfer Straße, noch die alte Signalgebung gelte. "Da wäre Einheitlichkeit schon nicht schlecht. Aber konzentriert sollte man in jedem Fall fahren."

KOMMENTAR von Stefan Fößel

Warten lohnt sich

Wer kennt die Situation nicht: Man ist eh' schon knapp dran und steht dann auch noch minutenlang an der Ampel, weil immer nur drei Autos durchkommen. Oder weniger, weil einer nicht richtig in die Kreuzung hineinfährt.

Aber was sind die paar Minuten Zeitverlust gegen einen messbaren Sicherheitsgewinn? Viel zu oft mussten wir über schlimme Unfälle berichten, an denen Linksabbieger beteiligt waren.

Am Berliner Ring haben Polizei und Verwaltung die richtigen Schlüsse gezogen. Es ist gut, dass auf die Starkenfeldstraße noch weitere Kreuzungen folgen.Das mag zwar viele Autofahrer ein bisschen Zeit kosten. Aber wenn dadurch einer der Hauptunfallursachen der Zahn gezogen wird, lohnt sich das Warten auf jeden Fall.