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Keine Abzocke bei Chemikalien-Entsorgung


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Dienstag, 12. März 2013

Die Entsorgung von Chemikalien kostet. Damit die Bamberger Gymnasien nicht abgezockt werden, landen die Rechnungen künftig zuerst im Umweltamt.
Chemielehrerin Lana Löser führt ihrer Klasse das "Tannenbaum"-Experiment vor: Der gasförmige Borsäuremethylester im Glas wird erhitzt und steigt als Gas auf. Dieses strömt aus dem Glaskolben und wird durch Anzünden sichtbar. Foto: Matthias Hoch


Der "Tannenbaum" brennt, und zwar grün. Lana Löser, Chemielehrerin am Dientzenhofer-Gymnasium, erklärt ihrer zehnten Klasse mit diesem Versuch Ester-Verbindungen. "Gibt man Borsäure und Methanol zusammen, entsteht Borsäuremethylester", sagt die Lehrerin.

Über dem Bunsenbrenner erhitzt, wird das Gemisch gasförmig, steigt auf und kann angezündet werden - und so wird aus dem einfachen Glaskolben ein "Tannenbaum" mit grünen Kerzen.

Was mit dem "abgebrannten Tannenbaum", also im übertragenen Sinn mit den im Unterricht verwendeten Chemikalien nach den Versuchen passiert, darüber berieten die Mitglieder im Zweckverband Gymnasien von Stadt und Landkreis Bamberg in ihrer Sitzung.



Abfälle unregelmäßig abgeholt

Karin Köberlein vom Umwelamt der Stadt Bamberg erklärte auf Nachfrage: "Die Chemikalien werden, nachdem sie verwendet wurden, in den Schulen in speziellen Behältern gesammelt und einmal im Jahr von einer Entsorgungsfirma abgeholt" - sollten sie zumindest.

Diese Vorgabe wurde in den vergangen Jahren von der ein oder anderen Schule wohl nicht ganz so ernst genommen. "Teilweise wurde zwei, drei Jahre nicht entsorgt", sagte Köberlein. Entsprechend saftig waren wegen der zusammengekommenen Menge die Rechnungen der Entsorgungsbetriebe, die 2012 in den entsprechenden Schulen auf dem Schreibtisch landeten.

Je nach Ausrichtung - etwa naturwissenschaftlich oder musisch - und Größe des Gymnasiums fallen laut Köberlein normalerweise zwischen 100 bis 200 Euro und 1000 bis 1500 Euro Entsorgungsgebühr pro Jahr an. Normalerweise. Wie hoch die Rechnungen der einzelnen Schulen im vergangenen Jahr genau waren, war nicht zu erfahren. Die Rede war bei einigen Gymnasien allerdings von "erheblichen Kosten".

Gerade Kosten sollen aber zukünftig eingespart werden. Deswegen, und um die Abwicklung einfacher zu gestalten, schlug das Umweltamt ein überarbeitetes Entsorgungskonzept vor. Das wurde von den Mitgliedern des Zweckverbands denn auch gleich einstimmig durchgewunken.

Konkret bedeutet das nun, dass das Umweltamt einmal jährlich bei den Bamberger Gymnasien nachfragt, welche Chemikalien entsorgt werden müssen. Die Schulen melden bis zu einer festen Frist Art und Umfang der Abfälle und machen mit der Entsorgerfirma einen Termin aus, der gegen Ende des Schuljahres liegen wird.
Die Firma, die den Chemieabfall aller Schulen einsammelt, erfasst Menge und Art der Chemikalien jedes Gymnasiums separat und stellt Fahrtkosten, Bindemittel, Fässer und Personal anteilig in Rechnung.

Rechnung erst ans Umweltamt

Ursprünglich bekäme jede Schule also ihre eigene Rechnung. An dieser Stelle eröffnete Stadträtin Monika Bieber (SPD) allerdings die Diskussion: "Die Rechnungen sollten über die Stadt laufen, sonst fehlt jegliche Kontrolle. Es sollte schon jemand einen Überblick haben, was genau den einzelnen Schulen in Rechnung gestellt wird."
Diesem Vorstoß stimmte auch Wolfgang Funk, Schulleiter des Clavius-Gymnasiums (CG), sofort zu. "Es sollte vermieden werden, dass eine Firma bei jeder Schule den größtmöglichen Gewinn raus holt. Es wirkt mit Sicherheit disziplinierend, wenn eine zentrale Stelle über die Rechnungen schaut."

Landrat Günther Denzler (CSU) nickte eifrig. "Es ist wichtig, das einer den Überblick hat." Entsprechend wurde im Beschlussvorschlag ergänzt, dass die Rechnungen der Entsorgerfirma zunächst an das Umweltamt der Stadt Bamberg gehen. "Ich prüfe dann, ob die Firma die Entsorgung anteilsmäßig sauber zwischen den Gymnasien aufgeteilt hat und leite die Rechnung dann an die Schulen weiter", erklärte Karin Köberlein.

Den größten Teil der zu entsorgenden Stoffe machen Grundchemikalien wie Salzsäure, Natronlauge und verschiedene Salze aus, wie Chemielehrerin Lana Löser erläutert. Für ihre Schüler ist aber erst mal der Begriff "Borsäuremethylester" interessant. Weil der als "Tannenbaum" so schön brennt.