Kein Zug fährt nach Schlüsselfeld
Autor: Hans-Werner Penning
Schlüsselfeld, Mittwoch, 13. Februar 2013
Derzeit ist die Bahnlinie wegen Sicherheitsbedenken der Aufsichtsbehörde gesperrt. Die Regierung von Mittelfranken fordert die Behebung der Mängel. Eine Schlüsselfelder Firma ist auf die Bahntransporte angewiesen.
Für Bürgermeister Georg Zipfel (BBL) ist das Ganze ein "Trauerspiel". Denn die Firma Wilhelm Schwarz & Co. KG hat auf Dauer in der Stadt Schlüsselfeld nur eine Perspektive, wenn sie ihr Rohmaterial über die Schiene beziehen kann. Und nur für diese Firma fahren überhaupt noch Güterzüge von Bamberg respektive Strullendorf nach Schlüsselfeld. Der Personenverkehr auf dieser Strecke ist längst eingestellt und die "Oberfränkische Steiger waldbahn" wird wohl so schnell auch nicht mehr zur Personenbeförderung dienen. Doch jetzt ist auch der Güterverkehr unterbrochen.
Als die Güterzüge am 7. November gestoppt wurden, war das für die Firma Schwarz ein "großes Problem", sagt Dieter Hofmann, Mitglied der Geschäftsführung. "Sehr kurzfristig" sei man informiert worden, am 7. November standen plötzlich die Güterwaggons im Bamberger Bahnhof und konnten nicht weiter nach Schlüsselfeld verschickt werden. Schließlich wurden sie in den Hafen gefahren, die Stahldraht-Rollen dort auf Lastwagen umgeladen und per Straßentransport nach Schlüsselfeld gebracht.
Die Firma Schwarz fertigt Bewehrungsmatten für Stahlbetonbauten und erhält dazu große und vor allem schwere Stahldraht-Rollen von Zulieferbetrieben in Brandenburg und Riesa. Bis dahin ausnahmslos mit der Bahn. Doch dann fuhr ein Messzug die 32 Kilometer von Bamberg nach Schlüsselfeld und die Ergebnisse dieser Fahrt bewirkten, dass der Betrieb eingestellt werden musste.
Zuständig für den Bahnbetrieb in Nordbayern ist die Regierung von Mittelfranken. Deren Sprecher Michael Münchow macht Mängel an den Gleisanlagen, den Brückenbauwerken und den Bahnübergängen für die Betriebseinstellung verantwortlich. Voraussetzung für die Wiederaufnahme des Betriebes sei die Behebung dieser Mängel und der Nachweis der Betriebssicherheit. Eine Kostenschätzung für die nötigen Reparaturen gebe es derzeit nicht.
Betreiber der Strecke ist allerdings nicht die Deutsche Bahn AG, sondern die Bayerische Regionaleisenbahn GmbH (BRE) mit Sitz in Berlin. Deren Geschäftsführer Gerhard Curth erinnert daran, dass die Strecke bis an ihre materiellen Grenzen betrieben worden sei, bevor sie 2007 von der Bayerischen Regionaleisenbahn übernommen wurde. Da es für nicht-bundeseigene Eisenbahnen (anders als bei Bundeseisenbahnen) keine Infrastrukturförderung gibt, müssten sich solche Strecken aus den Trassenerlösen selbst finanzieren.
Dies bedeutete für die "Oberfränkische Steigerwaldbahn", dass vornehmlich die Sicherheit und weniger die Attraktivität im Vordergrund stehe. Somit konnte die Strecke zuletzt nur noch mit einer Geschwindigkeit von maximal 20 Stundenkilometer befahren werden.
Bauzeit von etwa einem Monat
Die Landeseisenbahnaufsicht Nordbayern habe sich zur Streckensperrung veranlasst gesehen, weil aus ihrer Sicht sicherheitsrelevante Maßnahmen erforderlich wurden. Um langatmige Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, habe die BRE, auch unter Rücksichtnahme auf die Belange der verladenden Wirtschaft, auf Rechtsmittel verzichtet. Somit seien die behördlich geforderten Parameter abzuarbeiten, so Gerhard Curth weiter. Dies werde zügig erfolgen, sobald die Rahmenbedingungen, z.B. längerfristige Frostfreiheit, Arbeiten an der Infrastruktur ermöglichen. "Wir gehen von einer Bauzeit von etwa einem Monat nach Baubeginn aus", so Curth.
Dabei hoffte man, die Mängel noch im vergangenen Jahr behoben zu haben. Am 8. Januar befuhr der Messzug also erneut die Strecke und - stellte neue Mängel fest, über deren "Qualität" die Meinungen auseinander gehen. Denn der Messzug, meinen die einen, werde auch auf ICE-Strecken eingesetzt, um feinste Abweichungen zum Beispiel beim Schienen-Abstand zu erkennen, die für den Hochgeschwindigkeitsbetrieb relevant seien. Auf der Schlüsselfelder Strecke werde aber sehr langsam gefahren.
So oder so ist die Bahnanbindung für die Firma Schwarz ein sehr harter Standortfaktor. "Wir hoffen, dass bis Ende Februar der Bahntransport wieder funktioniert", sagt deren Sprecher Dieter Hofmann. Denn die Anlieferung über die Straße verursacht der Firma nicht nur Mehrkosten - auf etwa 300 000 Euro beziffert Hofmann die zusätzlichen Auslagen bisher - sie bedeutet auch ein Verkehrsproblem. Durch Thüngfeld und Schlüsselfeld rollen die Transporte, nicht auszuschließen ist durch die Entladetätigkeit auch ein Hineinragen der Lkw in die Staatsstraße. "Vor allem aus Umweltgründen wollen wir die Anlieferung mit der Bahn" sagt Dieter Hofmann. Dafür wurde schließlich ein eigener Ladebereich gebaut.
Bei der Stadt Schlüsselfeld wünscht man sich jedenfalls möglichst bald wieder klare Verhältnisse auf der Bahnstrecke. "Wir möchten den Betrieb mit seinen 60 Arbeitsplätzen nicht verlieren", hebt Bürgermeister Zipfel hervor. Und wer weiß, ob die Bahnlinie in der Zukunft nicht wieder neue Attraktivität erlangen wird.