Kein Zug fährt bis nach Scheßlitz
Autor: Stefan Fößel
Scheßlitz, Montag, 03. Dezember 2018
In Burgellern hat die Firma Zeck eine Teststrecke errichtet, wie es sie sonst nur bei der Deutschen Bahn gibt.
Nahe der Autobahnausfahrt Scheßlitz liegen 180 Meter Gleise. Hierbei handelt es jedoch nicht um eine zaghafte Wiederbelebung des Schäätzer Bockäla, der einst nach Bamberg führenden Nebenbahn. Es ist eine Teststrecke der Firma Zeck aus Burgellern, die hier unter anderem neu entwickelte Zwei-Wege-Fahrzeuge testen will, die sich mit bis zu 25 km/h auf Straße wie Schienen bewegen.
Wenn in zwei Wochen noch die Oberleitung verlegt ist, ist die Strecke komplett. "Wir haben das gebaut, um hier Maschinenabnahmen machen zu können, die Zwei-Wege-Fahrzeuge kommen für uns neu dazu", sagt Michael Zeck, der in dritter Generation die Geschäfte des Familienunternehmens führt. Neben den Tests sollen hier auch Kunden geschult und die Anlage an andere Unternehmen vermietet werden.
850 000 Euro hat Zeck in die Teststrecke investiert, drei Schienen sorgen dafür, dass hier auf Normal- und auf Schmalspur gefahren werden kann, an einem hydraulischen Kipptisch können Schienenüberhöhungen simuliert werden und die Standsicherheit der Schienenfahrzeuge überprüft werden. Solche Teststrecken gibt es bislang in Deutschland nur im Zusammenhang mit der Deutschen Bahn.
20 bis 50 der neuen Fahrzeuge sollen künftig jährlich produziert werden. "Alle Maschinen werden hier bei uns hergestellt, in Thailand fertigen wir Zubehörteile und Flechtseile", erklärt der Geschäftsführer. Wenn die Rechnung aufgeht, dürfte auch die Belegschaft der Zeck GmbH noch einmal wachsen, von deren 230 Mitarbeitern derzeit 130 im Scheßlitzer Stadtteil Burgellern arbeiten. Insgesamt will das Unternehmen die Bahnsparte ausbauen, die derzeit etwa ein Viertel des Firmenumsatzes ausmacht. "Dieser Markt entwickelt sich sehr gut, gerade die Deutsche Bahn investiert derzeit in viele Bauprojekte." Derzeit dreimal so stark ist bei Zeck der Bereich Freileitungsbau, in dem die Firma seit 1966 tätig ist. 1996 kamen dann die Verlegemaschinen für Fahrdraht hinzu. Der Fachkräftemangel ist auch in Burgellern ein Thema. "Wir würden in einigen Bereichen auch noch Leute einstellen, wer gerne reist und Englisch spricht, kann sich auf unserem Karriereportal bewerben", sagt Marketing-Managerin Astrid Zeck, die Frau des Geschäftsführers Michael Zeck.
Geschäfte mit 102 Ländern
Auf mittlerweile 4,7 Hektar rechts und links der Staatsstraße 2210 erstreckt sich das Zeck-Firmengelände, auf der einen Seite Zentrale und Produktion, auf der anderen Teststrecke, Trainingsgelände und Service-Zentrum, von wo aus die Geschäfte mit derzeit 102 Ländern gesteuert werden. Vielleicht kommen auf dem Gelände noch zwei Produktionshallen hinzu, für die bereits Baugenehmigungen vorliegen.
Die Fertigstellung der Teststrecke fällt ins 100. Jahr nach der Firmengründung durch Michael Zeck, den Großvater des heutigen Geschäftsführers. Der hatte einst mit einem Schlosserbetrieb in Scheßlitz begonnen, der sich im Laufe der Jahre immer breiter aufstellte. Zu Landmaschinen, Motor- und Fahrrädern kam eine Eisenwarenhandlung hinzu - diese Geschäftsfelder gibt es inzwischen nicht mehr. Neben dem Maschinenbau für Frei- und Bahnleitungen ist Zeck auch in den Bereichen Antennenbau und Erdkabel-Verlegung tätig. "Wir versuchen uns auf möglichst viele Füße zu stellen", sagt Michael Zeck. Das meint er auch geografisch.
Großauftrag in Indonesien
Der deutsche Markt mache etwa zehn Prozent des Umsatzes aus, der Rest hängt auch stark von Großaufträgen ab. Über Jahre wurde ein Drittel des Umsatzes in Indien generiert, 2016 kam dann der größte Auftrag der Firmengeschichte aus Indonesien: Der staatliche Energieversorger PLN hatte unter anderem 60 in Burgellern produzierte Maschinen, viel Zubehör und 1500 Kilometer Flechtseil bestellt, das Auftragsvolumen lag bei 6,5 Millionen Euro.