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Kein Neubau für Rewe in Stegaurach


Autor: Hans Kurz

Stegaurach, Mittwoch, 17. Sept. 2014

Der Gemeinderat Stegaurach hat zwei umstrittenen Projekten eine klare Absage erteilt. Auch der Bau einer privaten Aussegnungshalle am Friedhof ist vom Tisch.
Der Rewe-Markt (rechts oben) bleibt, wo er ist, am Friedhof (links unten) wird keine private Aussegnungshalle gebaut. Foto: Ronald Rinklef/Archiv


Eine ganze Reihe von Altlasten hat der Gemeinderat von Stegaurach in seiner jüngsten Sitzung abgearbeitet und dabei den Weg für neue Planungen frei gemacht. Zunächst erteilte das Gremium dem lange umstrittenen Neubau eines Einkaufsmarktes unterhalb des bestehenden einstimmig eine Absage. Eine klare Mehrheit sprach sich auch gegen die Privatisierung einer neuen Aussegnungshalle am Friedhof aus. Vom Tisch ist auch die bisherige Planvariante zum Ausbau der Straße zwischen Mühlendorf und Kreuzschuh, die wegen des problematischen Grunderwerbs und eines laufenden Enteignungsverfahrens jahrelang blockiert waren. Zudem konnte Bürgermeister Thilo Wagner (FL-FW) vermelden, dass die Vermögensauseinandersetzung mit Walsdorf nach der Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft zum 1.

Januar 2013 nun endlich abgeschlossen sei - und dass man sich am Nachmittag in Walsdorf in bestem Einvernehmen nun endgültig voneinander getrennt habe.

Leerstand befürchtet

Ende 2007 hatte der Stegauracher Gemeinderat beschlossen, auf der Grünfläche am Ortseingang zwischen Bundesstraße und Staatsstraße ein Gewerbe und ein Wohngebiet auszuweisen. Ein Investor wollte dort zunächst einen großen Einkaufsmarkt ansiedeln. Wegen der Frage, ob zusätzlich zu den bestehenden drei Märkten dafür überhaupt Bedarf bestand, gab die Gemeinde 2008 ein Einzelhandelsgutachten in Auftrag. Gleichzeitig änderte der Investor seine Pläne dahin, dass es nicht um eine Neuansiedlung, zum Beispiel eines Edeka, ging sondern um eine Umsiedlung und Vergrößerung des Rewe-Marktes. Nachdem er in der letzten Sitzung des Gemeinderates erneut sein Projekt vorgestellt hatte, ergab die Beratung in den Fraktionen ein einhelliges Bild.

"Wir haben Nöth, wir haben Rewe, wir haben Norma", stelle Winfried Oppawsky (FL-FW) fest. Das sei ausreichend, um die örtliche Versorgung sicherzustellen. Und mit Blick auf den Schlecker-Laden, für den es bislang keinen Nachmieter gibt, fragte er: "Wollen wir weiteren Leerstand schaffen?" Bernd Fricke (Grüne) schloss sich der Argumentation an. "Wir wollen unseren Standort innerorts nicht gefährden", sagte er. Für das Argument des Investors, der Stegauracher Rewe-Markt würde mangels Größe zwischen den Standorten Bamberg-Südwest und Burgebrach aufgerieben, gebe es keine Anzeichen. Fricke ergänzte, dass eine Erschließung der Einkaufsmärkte von unten, also von der Staatsstraße aus dennoch sinnvoll und nötig wäre. Bürgermeister Wagner pflichtete dem bei. Dies würde zur Verkehrsentlastung von Debring beitragen.

Die Gefahr, dass weiterer Leerstand produziert würde und den Erhalt des Standorts im Ortszentrum betonten auch Daniel Palasti (CSU) und Heinrich Schubert (BNL) in den Mittelpunkt. Nach dem einstimmig gefassten Beschluss, die Bauleitplanung für einen neue Markt nicht fortzuführen, stellte Wagner fest, dass nun die Gelegenheit bestehe, sich für den gesamten Bereich neu Gedanken zu machen.

Problem mit Gewerbe

Zu diesem Bereich zählt auch der Friedhof. Hier hatte ein Bestattungsunternehmer der Gemeinde angeboten, den dringend notwendigen Neubau einer Aussegnungshalle auf eigenen Kosten zu übernehmen. Wagner wies darauf hin, dass dann die Fläche dafür von einem Wohn- in ein Gewerbegebiet umgewidmet werden müsste. Im Ausschuss für Soziales, Bildung, Kultur und Sport, der das Thema in zweistündiger Diskussion vorberaten habe, sei auch auf das vermutlich steigende Verkehrsaufkommen und Konflikte mit der Wohnbebauung hingewiesen worden.

Der Bestattungsunternehmer habe recht mit der Einschätzung, der Stegauracher Friedhof sei nicht mehr zeitgemäß. "Anfangs habe er die Idee interessant gefunden", meinte Fricke. Doch der Unternehmer baue "nicht uns zu Liebe, sondern weil er ein Gewerbe betreiben will". Wenn man ihm jetzt eine Absage gebe, sei das mit dem Auftrag verbunden, sofort mit der Planung für eine neue Hall und den gesamten Friedhof zu beginnen. Den akuten Handlungsbedarf sah auch Wagner. "Es gibt bereits Beschwerden", teilte er mit.
Oppawsky und Schubert betonten, dass das Bestattungswesen eine hoheitliche Aufgabe sei und deshalb auch ganz in der Gemeinde bleiben solle. In der CSU sei man geteilter Meinung, stellte Daniel Palasti für seine Fraktion fest. Schließlich können man eine Mange Geld sparen. Es ließe sich auch vertraglich regeln, dass der Bestatter kein Monopol erhalte.
Schließlich fasste der Gemeinderat zwei Beschlüsse. Zur Entscheidung, dem Bauvorhaben des Unternehmers nicht zu treten, gab es sechs Gegenstimmen. Darüber, die eigene Planung für den Friedhof sofort aufzunehmen, herrschte anschließend Einstimmigkeit.

Kein Extraweg

Schon seit Jahren steht der Ausbau der Verbindung zwischen Mühlendorf und Kreuzschuh auf der Stegauracher Agenda. Bereits im Dezember 2009 beschloss der Gemeinderat den Ausbau der teilweise in einem Hohlweg verlaufenden Straße mit einem begleitenden Geh- und Radweg oberhalb der Böschung. Mehr als eine halbe Million Euro stehen dafür seither Jahr für Jahr im Haushalt bereit. Gebaut wurde nicht, weil ein Besitzer für den Gehweg benötigten Grund nicht verkaufen will. Ein Enteignungsverfahren ruht laut Bürgermeister Wagner momentan. Er habe deshalb mit dem Planer ein erneutes Gespräch geführt und sich auch mit Bewohnern von Kreuzschuh und Mühlendorf getroffen.

Dabei sei herausgekommen, dass der separate Weg vor allem von den Kreuzschuhern gar nicht gewünscht werde. Darum gehe die Überlegung jetzt dahin, Straße und Gehweg gemeinsam durch den Hohlweg zu führen. Eine Verbreiterung sei aus Naturschutzgründen nicht möglich, der Verkehr müsse daher auf 85 Meter im Einbahnverkehr geführt werden. Der Gemeinderat nahm die neuen Überlegungen wohlwollend zur Kenntnis und diskutierte bereits rege über Details. Die konkreten Neuplanungen müssen nun aber erst in Auftrag gegeben werden.