Druckartikel: Kauf sichert 150 neue Wohnungen für Bamberg

Kauf sichert 150 neue Wohnungen für Bamberg


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Donnerstag, 12. November 2015

Die Stadtbau erwirbt für 3,9 Millionen Euro zwölf Häuser auf dem US-Gelände. Bereits im Februar sollen die ersten Mieter einziehen. Ob das Pionierprojekt im Bamberger Osten funktioniert, wird mit Spannung verfolgt.
Ein Wandel von hohem Symbolwert: Auf dem Kasernengelände entsteht die neue Siedlung "am Föhrenhain".  Foto: Ronald Rinklef


Zweieinhalb Stunden und drei Unterschriften - dann war das Geschäft perfekt: Die Stadtbau GmbH hat am Donnerstagmittag zwölf Häuser auf dem ehemaligen Konversionsgelände erworben. 3,9 Millionen Euro erhält die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben von der städtischen Tochter für die Immobilien. Das locker bebaute Grundstück mit großem Baumbestand umfasst 4,5 Hektar Fläche. Neben acht Wohnhäusern stehen darauf zwei so genannte Boardinghäuser und der Offiziersclub.


Starke: Wohnen für alle

Die Beurkundung des Kaufvertrags sollte ursprünglich bereits im Oktober stattfinden, war aber wegen der fehlenden Freigabe durch den bayerischen Ministerrat in letzter Sekunde geplatzt. Mit der Pines-Siedlung, die künftig Föhrenhain heißen soll, hat die Stadt zum zweiten Mal nach dem Kreiswehrersatzamt ein Stück aus dem Immobilienbesitz der Bundesrepublik in Bamberg erworben. Damit befindet man sich zwar immer noch am Anfang der Umwandlung des 160 Hektar großen Kerngeländes der Warner-B arracks. Dennoch hat der Eigentümerwechsel an der Zollnerstraße hohen Symbolwert. Die Stadt löst damit einen Teil ihres Versprechens ein, die Versorgung der Bamberger Bevölkerung mit günstigem Wohnraum zu verbessern. "Das ist ein wichtiges Signal, dass der Bereich östlich des Berliner Rings nicht nur für Flüchtlingsunterbringung genutzt werden soll, sondern parallel dazu auch dazu, um bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen", sagte programmatisch Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD).

Konkret geht es um acht Wohnhäuser, in denen seit mehreren Monaten die Handwerker zugange sind. Im Auftrag der Stadtbau erneuern sie die Böden, verstärken die Wärmedämmung an den Außenfassaden, tauschen die Fensterscheiben auf und sorgen für einen neuen Anstrich. Die ersten 39 im Schnitt 110 Quadratmeter großen Wohnungen sollen zum 1. Februar für einen Mietzins von 5,50 Euro zur Verfügung stehen. Weitere 110 Einheiten sollen als Miet- , aber auch als Eigentumswohnungen folgen, sagte Bergmann. Wobei mit steigendem Ausbaustandard etwa für Balkons auch die Preise steigen.

Wie groß das Interesse der Bevölkerung für die Ansiedelung auf dem Kasernengelände ist, wird sich schon bald zeigen. Bergmann will kommende Woche eine Musterwohnung präsentieren. Er ist zuversichtlich, dass der Föhrenhain mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen kann.


Ängste im Bamberger Osten

Das Thema Wohnen genießt in Bamberg hohe Priorität. Das zeigt auch eine nicht repräsentative Umfrage auf infranken.de. Darin haben sich 75 Prozent dafür ausgesprochen, dass Staat und Stadt mehr Anstrungen unternehmen müssen, damit ausreichend preisgünstiger Wohraum zur Verfügung steht.

Ob das Experiment im Bambeger Osten funktioniert, wird nicht zuletzt in der Immobilienbranche mit Spannung beobachtet. Die Bamberger Maklerin Petra Heinze, die beim Verkauf von 150 Reihen- und Doppelhäusern in der Nato-Siedlung gute Erfahrungen gemacht hat, berichtet von widersprüchlichen Signalen auf dem Markt. Einerseits sei die Nachfrage nach großen Wohnungen ungebrochen hoch, anderseits gebe es im Bamberger Osten hörbare Änste wegen der hohen Zahl von Flüchtlingen ohne Bleibeperspektive.

Zustimmung findet der versprochene Mietpreis von 5,50 Euro auch beim Mieterverein Bamberg. "Das ist in Ordnung", sagt Mieterschützer Thomas Kliemann. Beim geplanten Kaufpreis von 2300 Euro pro Quadratmeter gilt diese positive Einschätzung allerdings nicht. Laut Kliemann werden Bestandswohnungen im Bamberger Osten im Schnitt zwischen 1700 bis 1900 Euro pro Quadratmeter gehandelt.