Tierheim Bamberg: Höhere Tierarztkosten führen zu mehr Abgaben
Autor: Anton Knorr
Bamberg, Dienstag, 06. August 2024
Die gestiegenen Tierarztkosten wirken sich spürbar negativ auf einige Tierheime aus. inFranken.de hat vom Tierheim Bamberg und Hersbruck erfahren, wie hilflos manche Besitzer handeln.
Die Geschichte von Kater Garfield hat bei vielen Menschen für Empörung gesorgt. Das Tier musste nach einem Unfall operiert werden, jedoch konnten sich die Besitzer den Eingriff nicht leisten und ließen Garfield beim Tierarzt zurück. Daraufhin wurde er ins Tierheim Neumarkt gebracht.
"Ich hätte meinen Kater niemals im Stich gelassen", oder "herzlose Monster", schreiben Leser zu dem Vorfall. Allerdings gebe es manchmal einfach keine andere Lösung und das sei auch in Ordnung, erklärt eine Mitarbeiterin des Tierheims Bamberg gegenüber inFranken.de am Donnerstag (1. August 2024).
Hindernis Tierarzt: Vermehrt Abgaben im Tierheim Bamberg
Im Tierheim Bamberg sei deutlich bemerkbar, dass mehr Tiere abgegeben werden, seitdem die GOT (Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte) erhöht wurde: Die letzte Änderung der GOT gab es im November 2022 - und diese sei immens gewesen, so die Mitarbeiterin. Diese Überarbeitung war die erste umfassende Änderung der GOT seit 1999, erklärt die Bundestierärztekammer. "Da es so lange keine Änderung gab, war die Preiserhöhung vor zwei Jahren so groß", erklärt die Mitarbeiterin des Tierheims Bamberg.
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Dass sich seitdem einige Besitzer den Tierarztbesuch nicht mehr leisten können, sei im Tierheim Bamberg verständlich: "Deswegen haben wir auch keine Abgabegebühr. Wir sind dankbar, wenn die Tiere abgegeben anstatt ausgesetzt oder nachts vor unsere Tür gestellt werden." Auf grausame Weise wurde in Franken etwa eine Katzenmama mit ihren Babys in einem Müllsack entsorgt. So geht es ihnen jetzt. Bei Hunden seien Abgabegründe eher, dass das Tier problematisch in der Haltung ist, nur selten würden Hunde aus Kostengründen abgegeben. Vor allem bei Katzen mache sich das Kostenproblem bemerkbar, erklärt die Tierschützerin: "50 Prozent sind Fundtiere, die anderen 50 Prozent werden abgegeben. Davon werden 80 Prozent aus Kostengründen abgegeben."
Meistens bringen die Besitzer ihre Tiere selbst schweren Herzens ins Tierheim, in manchen Fällen "bringen sie es einfach nicht übers Herz und ein Angehöriger übernimmt es". Hunde werden meistens vom Veterinäramt ins Tierheim gebracht, da die Besitzer gar nicht erst zum Tierarzt gehen, wenn sie sich den Besuch nicht leisten können, erklärt die Mitarbeiterin. Kleintiere seien von dem Tierarztkosten-Problem indes fast nie betroffen.
GOT-Erhöhung auch in Tierheim Hersbruck spürbar: "können solche Tiere leider nicht aufnehmen"
"Die letzte Tierarztkostenerhöhung merkt man in gewissen Punkten auch bei uns", erklärt eine Mitarbeiterin des Tierheims Hersbruck ebenfalls am Donnerstag (1. August 2024). Allerdings sei die Lage dort ein wenig anders, als in Bamberg. In Hersbruck sei das Verhältnis von Hunden und Katzen, die aus Kostengründen abgegeben werden, ungefähr gleich. Insgesamt lediglich 20 bis 30 Prozent der Tiere seien wegen finanzieller Probleme im Tierheim, so die Tierschützerin.
"Alleine heute habe ich schon zwei Abgabenfragen für Hunde bekommen, weil die Besitzer es sich nicht mehr leisten können". In der Hersbrucker Einrichtung herrsche allerdings Platzmangel: "Wir müssen leider oft eine andere Lösung suchen, denn wir sind voll und können solche Tiere leider nicht aufnehmen." Es habe sogar schon Fälle gegeben, bei denen die Besitzer ihren Hund einschläfern lassen wollten, obwohl er eine behandelbare Krankheit habe. "Unser Tierarzt wollte das nicht machen und hat uns deshalb gefragt, ob wir die Tiere aufnehmen können. Das ging aus Platzgründen aber nur einmal", erklärt die Mitarbeiterin der Einrichtung.