Katastrophal, aber ausgezeichnet
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Montag, 08. Dezember 2014
Am 21. Dezember sollen Bamberger Kurzfilmfans wieder auf ihre Kosten kommen: In den Räumen des Katastrophenschutzes erwarten sie am kürzesten Tag des Jahres Filme rund ums Thema unter dem bezeichnenden Motto "Um Haaresbreite".
Noch länger werden die Nächte bis zum 21. Dezember: 17 Stunden Finsternis umgeben uns am kürzesten Tag des Jahres. Ein Lichtblick für Cineasten inmitten der Dunkelheit: Der internationale Kurzfilmtag, der in Paris 2011 Premiere feierte, im Jahr darauf erstmals in Deutschland und mittlerweile in fast 20 Ländern rund um den Globus zelebriert wird. Ein "katastrophales" Programm bietet das Bamberger Lichtspielkino im Teamwork mit den Kurzfilmtagen. Und gewann mit dieser Themensetzung prompt einen Preis.
Viele Preise
Deutschlands "bestes Kinoprogramm" entsteht an der Regnitz, wie wir seit 2011 wissen. Als bestes Dokumentarfilmkino des Landes (2009) und bestes Kino des Freistaats (2006) wurde das Lichtspiel geehrt - um nur drei von etlichen weiteren Auszeichnungen zu erwähnen, wie sie auch das Odeon im Lauf der Jahre einheimste. Wozu jetzt noch der Veranstalterpreis der AG Kurzfilm kommt, die die Kurzfilmrolle des Lichtsspiels "Um Haaresbreite... - Von kleinen und großen Katastrophen" unter 106 Varianten anderer deutscher Kinos auszeichnete.
Und wie schon der Titel verrät, kommen Freunde des schwarzen Humors bei Streifen wie "Staplerfahrer Klaus - der erste Arbeitstag" auf ihre Kosten. Die abgedrehte Parodie auf einen Arbeitssicherheitsfilm avancierte sogar in Cannes zum Festivalknüller: als Mixtur aus Splatter und Slapstick. Verheerend auch das Werk des Protagonisten, der in "Schadensmeldung eines Dachdeckers" vom Krankenhaus aus der Berufsgenossenschaft seinen Fall schildert - lädiert, aber mit wiedergewonnener Muße, die der Mann nun zur Genüge hat. Tja, Gerüste können gefährlicher als Waffen sein.
Ein Publikumsliebling
Eltern dürfte "Careful with that Crossbow" gefallen, als Kurzfilm zum Thema Geschwisterliebe. Spinnenphobikern "Spider", nachdem das Werk Wasser auf ihre Mühle ist. Ja, und ein Publikumsliebling der Bamberger Kurzfilmtage meldet sich zurück: "Armadingen". Worin ein Meteorit auf die Erde zurast, um der Menschheit ein für alle Mal den Garaus zu machen. Während sich ein Bauer vor allem fragt, wie er das seiner Frau auf die Schnelle noch beibringen soll und vor der Herausforderung kapituliert.
Auch "Die letzte Stadt" hat Bamberg-Bezug, nachdem sich kreative Köpfe von der Regnitz am Entstehen des Kurzfilms von Astrid Gleichmann beteiligten. Prompt gewann das Werk beim 48 Hour Filmfestival Berlin 2012 den Hauptpreis. Soweit die Filme zur Katastrophenrolle, die am 21. Dezember auch an einem denkbar unkonventionellen Ort gezeigt wird. So klopften die "Bamberger Kurzfilmenthusiasten monatelang an unzählige Türen, bis sie schließlich Katastrophenschutz, Stadtbrandrat, Stadtbrandinspektor und die Feuerwehr von ihrem Ansinnen überzeugt hatten", wie Stefan Bast von der AG Kurzfilm berichtet. Schon in den letzten Jahren hatten die Veranstalter die Location ja aufs Thema zugeschnitten, um das "grüne Wunder" im Gärtner- & Häckermuseum steigen zu lassen und einen "tierischen Abend" im Naturkundemuseum.
ABC-Anzüge und Geigerzähler
Nun also zeigt man unter dem Stichwort "Um Haaresbreite" kleine und große Katastrophen zwischen Feuerwehr-Löschwagen, ABC-Anzügen und Geigerzählern. "Mit dem Geigerzähler werden gleich am Einlass alle Besucher abgetastet, denen man in Filmpausen die ABC-Anzüge vorführt". Blaulichter blinken, dazu gibt's einen "katastrophal-trashigen" Imbiss und heiße Getränke - erhitzt in einer Dekontaminationsanlage".
Auf einen Blick: Alle Filme der Katastrophenrolle "Um Haaresbreite"
Keine Angst vorm Atom (D 2007): Das Atommaskottchen ATOMI erklärt fundiert, warum Kernkraft zeitlos ist.
Signing off (NZ 1996): Während einer Radiosendung kommt es zu Komplikationen
Armadingen (D 2011), Regie Philipp Käßbohrer: Publikumsliebling der Kurzfilmtage:
Es ist aus, Marie! (D 1989) - und schon jetzt IHM doch wirklich besser ...
Latest News (SW 1996): Das Radio sagt, was Sache ist
Spider (AUS 2007): Kleine Spinne, große Wirkung
Careful with that Crossbow (NZ 2010), ein Kind überspannt den Bogen
Schadensmeldung (NW 1993): So gefährlich sind Gerüste
Die letzte Stadt (D 2012): prämiert beim 48 Hour Filmfestival Berlin 2012 - in Anwesenheit des Komponisten Guido Apel
Pony Place (NL 2013): So lassen wir uns von der digitalen Welt knechten
Grandpa (GB/F 1999): Film um einen wahren Helden
Emergency Calls (FI 2013): Notfalls kann man ja noch Hilfe rufen . . .
Bear (AUS 2011): Böse können Überraschungen im Wald enden
Staplerfahrer Klaus - Der erste Arbeitstag (D 2001): Kultfilm
Gezeigt wird die Katastrophenrolle am 21. Dezember, 19 Uhr, beim Katastrophenschutz Bamberg (Ludwigstraße 22). Mehr Infos gibt"s unter der Homepage der Veranstalter.