Karstadt-Geschäftsführer: "Keine Gefährdung"
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Montag, 21. Juli 2014
Was steht hinter der Berichterstattung zur Schließung der Bamberger Karstadt-Filiale? "Die Einzelmeinung eines Externen", so Alfons Distler, der als Geschäftsführer umgehend klar stellte: "Wir waren nie ein gefährdeter Standort, wir sind nicht gefährdet und werden nicht gefährdet sein."
Wie Focus online unter Berufung auf eine Studie des Warenhausexperten Gerd Hessert berichtete, sind 29 Filialen des Warenhauses Karstadt nicht mehr tragfähig. Schuld seien sowohl Konkurrenten vor allem im Internet, "die sinkende Attraktivität des Warenhauses als Einkaufsstätte, aber auch eine geringe Wirtschaftskraft der Umgebung", so Hessert. Der Wissenschaftler war selbst früher einmal im Management von Karstadt tätig.
Als erfolgreichstes Haus intern ausgezeichnet
Für Alfons Distler jedoch sind Zweifel am Bamberger Standort haltlos. "Über Jahre hinweg haben sich Umsatz und Ergebnis positiv entwickelt. Wir wurden im vergangenen Jahr sogar als erfolgreichstes Haus des ganzen Konzerns ausgezeichnet."
Davon sprach auch Oberbürgermeister Andreas Starke, der auf die Veröffentlichung von Focus online reagierte, und zur Besonnenheit rät: "Das Karstadt-Haus in Bamberg schreibt seit 15 Jahren schwarze Zahlen", so Starke. Er warnte davor, die Belegschaft und die Kunden mit puren Spekulationen zu verunsichern.
"Dieses Gerücht ist für uns nicht nachvollziehbar", betont Bambergs OB, und bezeichnete die Studie als unverantwortlich. Seit vielen Jahren stünde man in engem Kontakt mit dem Chef von Karstadt, Alfons Distler, der ebenfalls überrascht auf die Untersuchung reagierte. Ruth Vollmar, die Leiterin der Wirtschaftsförderung ergänzt, dass "die private Untersuchung ohne Einbindung der Karstadtzentrale zustande kam".
"Der Karstadt-Standort Bamberg im Herzen der Innenstadt muss erhalten bleiben", so Starke. Die jüngste Berichterstattung hat der Oberbürgermeister zum Anlass genommen, sich erneut an die Konzernzentrale in Essen zu wenden, um deutlich zu machen, wie wichtig Karstadt für Bamberg ist. Die Einkaufstadt Bamberg hat großes Interesse, dass das erfolgreiche Warenhaus in der Region erhalten bleibt.
Von einer verantwortungslosen Berichterstattung sprach der Geschäftsführer des Stadtmarketing, Klaus Stieringer. "Ich selbst war fassungslos angesichts der Focus-online-Meldung, die ohne Zahlen und Fakten aus dem Konzern haltlos Ängste schürt." Zumal die Investitionen des Konzerns in den Bamberger Standort in den vergangenen Jahren eindeutige Signale gegeben hätten.
Klarstellung schon vor zehn Jahren
In der Vergangenheit hatte sich der Bamberger Geschäftsführer von Karstadt bereits gegen die Berichterstattung überregionaler Medien gewehrt, die das Ende des traditionsreichen Hauses am Grünen Markt prophezeite. "KarstadtQuelle plant die Schließung von bis zu 30 Häusern", hieß es in einer Meldung, die Ende Juni 2004 für Furore sorgte. Woraufhin Distler vom Umsatzplus in Bamberg sprach und anderen Entwicklungen, mit denen man dem allgemeinen Trend trotze.
Fünf Jahre später die Studie des Handelsexperten Jörg Funder, der nach der Pleite der Karstadt-Mutter Arcandor das große Warenhaussterben in Städten unter 200.000 Einwohnern kommen sah. Und nun die Studie des Warenhausexperten Hessert, der erneut Ängste heraufbeschwört. "An diesen Standorten kommt vieles zusammen: die generelle Konkurrenz durch Online-Anbieter, die sinkende Attraktivität des Warenhauses als Einkaufsstätte, aber auch eine geringe Wirtschaftskraft der Umgebung", bilanzierte er auch auf Bamberg bezogen.