Karmeliten in Sachen Theresianum gesprächsbereit, aber skeptisch
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Freitag, 19. Juni 2015
Auf dem Bamberger Karmel erlebt der Orden die Diskussion um die Schulschließung mit gemischten Gefühlen. Ein Gespräch mit Pater Dieter Lankes und Frater Günter Benker, in dem es auch um 1,6 Millionen Euro Schulden geht.
Sie werden gern am neuen runden Tisch sitzen, den Oberbürgermeister Andreas Starke zur Rettung des Theresianums organisieren will: Pater Dieter Lankes und Frater Günter Benker.
Jede Initiative sei zu begrüßen, die vielleicht noch eine Kehrtwende bringt, machten die beiden Karmeliten in einem Gespräch mit der Lokalredaktion deutlich. Viel Hoffnung, dass noch gelingt, was der Orden angeblich schon seit 2003 erfolglos versucht hat, hegen sie jedoch nicht: einen neuen Träger für das Theresianum zu finden.
Pater Dieter Lankes (52) und Frater Günter Benker (51) stehen an der Spitze der vereinigten Deutschen Provinz der Karmeliten mit Sitz in Bamberg. Lankes wurde erst kürzlich als Leiter der Provinz (Provinzial) für weitere drei Jahre bestätigt. Benker führt als Provinzprokurator die Geschäfte der acht deutschen Karmeliten-Standorte und ist Geschäftsführer der gemeinnützigen Theresianum GmbH.
Benker stellt eingangs fest, dass sich der Orden eigentlich über den öffentlichen Aufschrei freut, den die Nachricht von der Schließung des Theresianums ausgelöst hat. Keiner von ihnen habe mit so einem Echo gerechnet; es zeige den Karmeliten die große Wertschätzung ihrer Bildungsstätte.
Das Theresianum wurde 1946 ins Leben gerufen, um jungen Männern nach dem Krieg den Weg zum Theologiestudium und damit zum Priesteramt zu ermöglichen. An die Gründungsidee zu erinnern ist Provinzial Lankes wichtig. Er sagt, sie habe sich überlebt. Für den Priesternachwuchs spielt die Spätberufenen-Schule keine Rolle mehr, weshalb auch das Erzbistum Bamberg die Übernahme der Trägerschaft abgelehnt hat.
Das Theresianum aufzugeben, falle ihnen nicht leicht, versichern unsere Gesprächspartner. Sie betonen, nicht nur Bamberg, sondern jeder Standort des Ordens stehe auf dem Prüfstand.
Die Gemeinschaft werde kleiner - von 64 deutschen Mitbrüdern seien nur noch 25 unter 65 Jahren - und müsse ihre Strukturen anpassen, um zukunftsfähig zu bleiben. Selbst die Aufgabe des ältesten Konvents in Straubing, wo die Karmeliten seit 1368 präsent sind, sei kein Tabu mehr.
Die Karmeliten sind kein Schulorden wie etwa die Maria-Ward-Schwestern. Mit dem jetzigen Schulleiter Pater Roland Hinzer hört im Theresianum irgendwann der letzte Pädagoge aus ihren Reihen auf. Die Bildungsstätte weiter zu halten, wenn kein Karmelit dort mehr tätig ist, könne in diesen Zeiten nicht mehr Aufgabe des Orden sein, so der Provinzial: "Wir sind alle keine Bildungsexperten."
Hohe Schulden aus der Sanierung
Zu den personellen kommen finanzielle Sorgen der deutschen Ordensprovinz. Auch mit dem Theresianum. Noch trage sich der Schulbetrieb, heißt es. Sollten die Besucherzahlen sinken, würden auch die staatlichen und kirchlichen Zuschüsse geringer. Ein Problem sei, dass man jährlich um die Förderung durch die bayerischen Diözesen bangen müsse.
Ein größeres Problem hat sich aus der viel gelobten Generalsanierung der Schulgebäude von 2010 bis 2012 ergeben. Sie gelten jetzt zwar als die best ausgestatteten weit und breit - doch das hatte seinen Preis.
Die Modernisierung kam nach Angaben der beiden Ordensmänner fast doppelt so teuer wie veranschlagt, weshalb die Karmeliten nun auf 1,6 Millionen Euro Schulden sitzen. Der Minusbetrag wäre noch größer, wenn nicht die Oberfrankenstiftung und die Erzdiözesen Bamberg und Würzburg mit insgesamt 550 000 Euro in die Bresche gesprungen wären.
Namentliche Schuldzuweisungen für die Kostenexplosion machen unsere Gesprächspartner nicht. Die damalige Provinzleitung habe sich zwar externen Sachverstand eines Architekten und eines Beraters geholt. Trotzdem habe "eine Verkettung vieler unglücklicher Umstände" zu Planungsfehlern und außerplanmäßigen Ausgaben geführt, sei die Kostenkontrolle aus dem Ruder gelaufen.
Die schlechten Erfahrungen mit dem Bamberger Umbau bestärken die Provinzleitung im Ziel, sich wieder mehr auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren: das geistliche Leben in den Klöstern und spirituelle Angebote für die Welt. Dafür sieht man großen Bedarf.
Die "Gesundschrumpfung" soll die Karmeliten als Ordensgemeinschaft auch wieder attraktiver für junge Männer machen.
Dem Theresianum geben Lankes und Benker nur eine Zukunft, wenn sich ein neuer Träger findet. Wenn nun weite Kreise fordern, das Bildungsangebot zu erhalten, das auch Hauptschulabsolventen den Weg zum Abitur ebnet, sei die Politik gefordert.