Kapelle am Pfahlplätzchen zu teuer für die Stadt
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Mittwoch, 17. Sept. 2014
Die Zukunft der ehemaligen Marienkapelle am Pfahlplätzchen in Bamberg ist weiter offen. Das denkmalgeschützte Gebäude steht immer noch zum Verkauf - ändert sich das bald?
Es ist ein Gebäude mit Geschichte: die ehemalige Marienkapelle am Pfahlplätzchen. Bevor sie gebaut wurde, stand hier einst die erste Synagoge in der Domstadt. Sie hat eine bewegte Vergangenheit: Im Jahr 2008 wechselte die Kapelle letztmals ihren Besitzer.
Damals hätte die Stadt zuschlagen können, meint Gerhard Seitz, der für die CSU im Stadtrat sitzt. Bis 2008 hatte er noch keinen Sitz im Gremium. Bereits vor acht Jahren habe er sich aus kulturellem Interesse für den Ankauf der Kapelle durch die Stadt stark gemacht. Aus seiner Sicht hat es die Verwaltung damals versäumt, zuzugreifen. Nun steht das Bauwerk erneut zum Verkauf, nun sehe die Sache aber anders aus: "Man darf den Preis fordern, aber er ist nicht akzeptabel", sagt Seitz.
Zu hoher Preis?
Hinter vorgehaltener Hand heißt es, dass der Kaufpreis 2008 weniger als die Hälfte des jetzigen Preises betragen habe.Was Seitz moniert, geht vielen deshalb nur schwer runter: Knapp 750 000 Euro verlangt der aktuelle Besitzer für das mehrere 100 Quadratmeter große Gebäude. Das koste nicht mal ein Wohnhaus in der Lage. Dem widerspricht die Immobilienfirma, die den Auftrag hat, einen Käufer für das alte Gemäuer zu finden. Es gebe auch Wohnobjekte, die gerade mal 150 Quadratmeter groß seien und für die 600 000 Euro verlangt würden.
Dass die Stadt generell Interesse an dem Objekt hat, zeigt sich daran, dass es Anfang des Jahres Verhandlungen mit dem Eigentümer gegeben hat. Wie es beim städtischen Immobilienmanagement, das für den Ankauf von Gebäuden zuständig ist, heißt, seien die Verhandlungen aber gescheitert.
Christian Wonka vom Immobilienmanagement der Stadt sagt, dass nicht nur der Preis stimmen muss, auch die Nutzung, die Kosten für die Renovierung und mehr. Im Exposé der Maklerfirma steht, dass die Kapelle in Teilen renovierungsbedürftig ist. Doch der zentrale Saal, der Kirchenraum, sei in einem guten Zustand.
Wer mehr erfahren will, muss den Besitzer fragen. Doch der Besitzer, ein Gastronom, ist zur Zeit nicht zu erreichen. Er soll viel unterwegs sein. Seine Mobilfunknummer wird nicht herausgegeben. In dessen aktuellen Restaurant im Steigerwald scheint die Leitung tot zu sein. Keiner weiß, ob dort noch einmal die Tore geöffnet werden.
Auch die Zukunft des alten Gebäudes am Pfahlplätzchen steht noch in den Sternen. Wobei: Interessenten gebe es inzwischen einige, das kann der zuständige Makler sagen. Aktuelle Anfragen lägen vor, die auch in der Stadt gefallen finden könnten. Das öffentliche Interesse ist groß. "Es wäre wünschenswert, wenn es in gute Hände kommt", sagt Ursula Sowa, Stadträtin der Grünen Alternativen Liste.
Lange: Konzept entwickeln
Wer die potenziellen Käufer sind, was sie vorhaben, ist momentan nicht zu erfahren. Dazu könnte nur der Besitzer Auskunft geben. Die Stadt gehört nicht mehr zum Kreis der Interessenten. Auch wenn es laut CSU-Stadtrat Gerhard Seitz städtebaulich ein interessanter Platz ist, an dem die Kapelle steht, scheint nur noch ein privater Käufer infrage zu kommen.
Die Überlegung, ein Einzelbauwerk zu erwerben, müsse man im Gesamtzusammenhang sehen, sagt auch Kulturbürgermeister Christian Lange (CSU). "Wir sind grundsätzlich dabei, ein Konzept zu entwickeln, wie wir die Museen und Ausstellungsflächen weiterentwickeln. Dabei wird auch die Frage sein, wie wir das Konversionsgelände einbinden." Ein kultureller Raum am Pfahlplätzchen hätte wohl auch gut gepasst. Doch nun hängt vieles von einem möglichen Käufer ab, der "denkmalpflegerisch weiß, wie damit umzugehen ist", sagt Ursula Sowa von der GAL. Einer Nutzung des Kirchenraumes als Laden würde sie jedenfalls nicht zustimmen, sollte ein entsprechender Antrag im Bausenat behandelt werden.