Druckartikel: Kampf gegen überflutete Keller

Kampf gegen überflutete Keller


Autor: Werner Baier

Strullendorf, Donnerstag, 14. August 2014

Strullendorf muss über fünf Millionen Euro in sein überfordertes Mischwassersystem investieren.
Auch die Leistung des Pumpwerks (Ziegelgebäude) am Stockweg kommt auf den Prüfstand. Foto: Matthias Hoch


Ob es an der perfekt Schall schluckenden Verkleidung von Decke und Wänden lag, dass die Gemeinderäte plötzlich ziemlich kleinlaut klangen? Es wird zwischen 5,2 und 6,6 Millionen Euro kosten, um die meisten Anwesen in Strullendorf vor den immer häufigeren "Überstau-Ereignissen" zu schützen, erfuhren sie da vom Tiefbau-Ingenieur Wolfgang Harrer. Und: Dafür gibt es keinen Zuschuss. Leben kehrte in die schreckstarren Gesichter erst zurück, als klar wurde, dass die unausweichlichen Kosten durch Herstellungsbeiträge und teilweise sogar im Voraus von den Grundstücksbesitzern im gesamten Gemeindegebiet eingeholt werden können.

Da es sich bei der Abwasserbeseitigung um eine kostenrechnende Einrichtung handelt, die aus allgemeinen Steuereinnahmen nicht subventioniert werden darf, bleibt als Alternative zu Herstellungsbeiträgen die Anhebung der Einleitungsgebühren.

Doch unabhängig von der Notwendigkeit, die Kapazität des Abwassersystems zu steigern, müssen in den nächsten Jahren marode Kanäle saniert werden. An manchen Stellen versickerte Schmutzwasser im Erdreich, an anderen (besonders in den östlichen Ortsteilen) schlucken die Kanäle Fremdwasser zum Beispiel aus Dränagen. Auch dafür kommen Kosten auf die Gemeindebürger zu.

Die Zeit drängt

Allzu lange wurden sie geschont, denn bereits im Jahr 2009 sei die wasserrechtliche Erlaubnis zum Betrieb der Mischwasserentsorgung abgelaufen, informierte Harrer. Das Landratsamt dränge nun, die Abwasserreinigungsanlage dem Stand der Technik anzupassen. Das beginne mit der Grundlagenermittlung, umfasse Renaturierungsmaßnahmen, die Erforschung des Fremdwasser anteils am Zulauf der Kläranlage, die Untersuchung des baulichen Zustands der Hauptkanäle, die Überprüfung der Mischwasserbehandlungsanlage, die Ermittlung des Sanierungsbedarfs der Entlastungsanlagen, die Klärung des Bedarfs von Regenrückhaltebecken und der Leistungsfähigkeit des Pumpwerks am Stockweg.

Hier hat das Ingenieurbüro Sauer und Harrer bereits ein Grundproblem der Abwasseranlage Strullendorfs entdeckt: Die Leistung der Pumpen muss von derzeit maximal 750 Liter/Sekunde auf 4000 oder besser 5000 Sekundenliter erhöht werden, um bei Starkregenereignissen die Abwassermenge in Richtung Kläranlage zu befördern. Dort empfiehlt Harrer ein zweites Regenrückhaltebecken zu errichten. Durch Verbesserungen am Zeegenbach und an einem Entwässerungsgraben könne gleichzeitig die Hochwassergefahr für das Gewerbegebiet gebannt werden, erklärte der Planer. Für den besonders problematischen Bereich der Bamberger Straße und die Umgebung des Festplatzes schlug Harrer den Bau eines Hochwasserpumpwerks für den Zeegenbach oder die Verstärkung der Spange durch die Bahnhofstraße vor.

Kostengünstigste Lösung

Bei einer Gegenstimme entschied der Gemeinderat für die mit 5,15 Millionen Euro günstigste Variante, die nach Meinung des Ingenieurbüros auch die effektivste sein wird. Fristgerecht sollen die Pläne dem Landratsamt vorgelegt werden.

Es gibt in Strullendorf Straßen, in denen nach 50-jähriger Beobachtung durchschnittlich einmal jährlich die Keller geflutet werden. In manchen dieser Straßen sind in jüngster Zeit dreimal pro Jahr die Keller überschwemmt. Da muss auch seitens der Gemeinde gehandelt werden!

Die Einsicht, dass es höchste Zeit dafür ist, wächst im Gemeinderat. Gleichzeitig aber wird das Vorgehen durch den bevorstehenden Bau der ICE-Trasse erschwert. So ist momentan die Frage offen, ob die Querung des Bahnkörpers für den Hauptsammler im Zuge eines Fußgängertunnels erfolgen kann oder aufwendiger und teurer im Wege der Durchbohrung und Durchpressung gelöst werden muss.