Kameras zählen Fernverkehr um Bamberg
Autor: Anna Lienhardt
LKR Bamberg, Dienstag, 05. August 2014
Mancher Fahrer fragt sich derzeit, was da eigentlich alles gemessen wird auf der Autobahn - Abstand? Geschwindigkeit? Seit zwei Wochen auch die Anzahl der Fahrzeuge: Es geht um die "Fernverkehrsströme". Messstellen sind an der A73, Anschlussstelle Hirschaid, und an der A70 bei der Gundelsheimer Überführung.
Man wird beobachtet: Blitzerkameras, Kameras auf dem Brückengeländer oder am Brückenpfeiler - Autofahrer im Raum Bamberg werden momentan gleich von mehreren Kameras fokussiert.
Seit 30. Juli insbesondere von jenen, die messen, wie viel Fernverkehr auf welchen Strecken im Bundesland Bayern unterwegs ist. Von offizieller Seite formuliert klingt das so: "Die Zentralstelle Verkehrsmanagement bei der Autobahndirektion Südbayern führt im Jahr 2014 eine Verkehrserhebung zur Bestimmung der Fernverkehrsströme auf dem bayerischen Autobahnnetz durch." Diesen Satz liest Wolfgang Lukas vor, Dienststellenleiter der Autobahndirektion Nordbayern.
Er erklärt: "Auf den bayerischen Autobahnen wird an verschiedenen Standorten gezählt. In Bamberg noch bis Mitte Oktober an zwei Stellen. Und zwar an der A73 an der Anschlussstelle Hirschaid und an der A70 bei der Gundelsheimer Überführung."
Verkehrsmodell Bayern anpassen
Doch warum wird überhaupt per Kamera gezählt? Die Antwort kommt von Josef Wankerl, Abteilungsleiter für Zentrale Landesaufgaben Straßenbau bei der Autobahndirektion Südbayern. "Bei der Fernverkehrszählung wird genau fest gestellt, wo die Fahrzeuge her kommen und wo sie wieder auftauchen." Ziel sei es, mit Hilfe der Daten das so genannte Verkehrsmodell Bayern anzupassen. Es befindet sich laut Wankerl derzeit in der Ausschreibung und soll 2016 fertig gestellt sein.
Es gehe darum, herauszufinden, wo der Fern- und Regionalverkehr in Bayern verläuft. "Anhand des Modells können wir dann zum Beispiel sehen, wie sich der Ausbau einer Bahnlinie auf den Verkehr auswirkt", sagt Wankerl. Außerdem könne man genau erheben, wie viel Verkehr fließt und darauf aufbauend Prognosen errechnen. "Das wird zum Beispiel wichtig, wenn es darum geht, Lärmschutz zu gestalten." Auch für den Straßenbau seien die Zahlen von Bedeutung. "Wir sammeln praktisch Grundlagen, auf deren Basis weitere Feinuntersuchungen stattfinden können."
Mancher Autofahrer hat ob der regen Sammeltätigkeit allerdings Bedenken, was den Datenschutz angeht. So kritisiert der Nutzer "Alb E." auf der Facebookseite "Blitzer - Bamberg und Landkreis", dass die Kennzeichen gespeichert würden und die Zählungen datenschutzrechtlich umstritten seien.
Josef Wankerl erläutert dazu: "Die Kennzeichen werden nur kurz erfasst und sofort vom Computer in einen sogenannten Hashcode umgewandelt. Dieser wird täglich gewechselt." Das Vorgehen sei insgesamt mit Land und Bund abgestimmt.
Zwei Kameras pro Richtung
Wer auf der A73 bei Hirschaid abfährt, wird von zwei Kameras eingefangen - eine über dem Mittelstreifen, eine am Rand. Für die Gegenrichtung gilt das Gleiche. Auch an der Messstelle auf der A 70 wird sowohl in Richtung Bayreuth, als auch in Richtung Schweinfurt gezählt. Vier Kameras also für beide Richtungen. Sichtbar für alle Verkehrsteilnehmer.
Das sorgt für Reaktionen: "Ich habe es die letzten Tage oft erlebt, wie dort an der Messstelle Gefahrensituationen entstehen, weil diverse Autofahrer aufgrund der unbekannten Objekte und einer vermuteten Abstandsmessung voll in die Eisen steigen", schreibt Gerd G. auf der Facebookseite von "Blitzer - Bamberg und Landkreis".
Laut Bernhard Morper, stellvertretender Dienststellenleiter der Verkehrspolizei-Inspektion Bamberg, sind aber keine Unfälle passiert. "Wir stellen allgemein fest, dass Verkehrsteilnehmer reagieren, wenn sie Messpunkte sehen oder vermuten. Da kommt mal ein schneller Fahrstreifenwechsel oder eine ,Abstandsbremsung'." Bisher sei das glimpflich ausgegangen, nur im vergangenen Jahr habe es einen kleinen Auffahrunfall gegeben.
Stichwort Abstandsmessung: Haben eigentlich auch die Kameras der Polizei weiterhin ein scharfes Auge auf den Abstand zum Vordermann? "Ja", bestätigt Morper. "Wir messen im Bamberger Raum nach wie vor."
Auch jene Kameras sind häufig an Brücken angebracht. So ist es theoretisch sogar möglich, dass man hinterm Steuer nicht nur von zwei, sondern mehr Kameras vom Geländer herab beobachtet wird.