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Jura-Quartett: Im Team mehr Kohle holen


Autor: Anette Schreiber

LKR Bamberg, Montag, 03. Juli 2017

Königsfeld, Scheßlitz, Stadelhofen und Wattendorf versprechen sich von einer Zusammenarbeit höhere Fördersätze.
Gisela Hofmann, Ludwig Göhl, Roland Kauper und Thomas Betz (von rechts ) besiegeln ihre ILE-Kooperation. Foto: Anette Schreiber


Zusammen wollen sie's weiter bringen: Gestern Vormittag unterzeichneten Königsfeld, Scheßlitz, Stadelhofen und Wattendorf ihren Kooperationsvertrag "Integrierte Ländliche Entwicklung" (ILE). Gemeinsames Vorgehen wird die vier Gemeinden nicht nur aufgrund der nun vielen Treffen enger zusammenschweißen. Die Zusammenarbeit bringt ihnen insgesamt einen höheren Fördersatz beim Amt für ländliche Entwicklung (ALE).

Das beginnt bereits bei den ersten großen Vorhaben: Mit der Vertragsunterzeichnung ist dem Quartett bis zu 70 000 Euro Förderung für die Erstellung eines gemeinsamen Entwicklungskonzeptes gesichert, dazu weitere nochmals maximal 70 000 Euro für den demografiebezogenen Vitalitätscheck. Den jeweils verbleibenden Kostenanteil teilen sich die vier Juragemeinden prozentual zu ihrer Einwohnerzahl. Scheßlitz zählt 7400 Einwohner, Königsfeld 1300, Stadelhofen 1250 und Wattendorf 660.

Eigentlich ist Rainer Albart von der DLE zuständig für die Entwicklung des Jura-Quartetts. Krankheitsbedingt wurde er bei der Unterzeichnung vom Kollegen Pius Schmelzer vertreten, der seinerseits in einer Jura-Gemeinde lebt.

Nach den vorbereitenden Vorbesprechungen beim Seminar in der Schule für Dorf- und Flurentwicklung in Klosterlangheim im April haben nun sämtliche Gemeinderäte sowie der Scheßlitzer Stadtrat in ihren Juni-Sitzungen Beschlüsse für die gemeindeübergreifende Kooperation gefasst. Vorsitzende der Integrierten Ländlichen Entwicklung ist Königsfelds Bürgermeisterin Gisela Hofmann. Im Landkreis Bamberg gibt es als erste ILE die Partner Burgwindheim und Ebrach. Landkreisübergreifend ist die ILE Regnitz-Aisch mit Altendorf, Buttenheim, Eggolsheim und Hallerndorf unterwegs und die Toskana-ILE in Gründung begriffen.

Die Jura-ILE umfasst eine Fläche von 190 Quadratkilometern, auf denen insgesamt 11 500 Menschen leben.
Mit der Vertragsunterzeichnung kann nun ein Büro für die Erstellung des Entwicklungskonzeptes gesucht werden sowie eines für den Vitalitätscheck.

Nach Schmelzers Zeitplan könnten Konzept und Check bis Mitte 2019 vorliegen. Das Konzept wiederum ist Voraussetzung für Förderung darin dargestellter konkreter Projekte. Einbezogen in die Erstellung wird natürlich die Bevölkerung, die sich in Arbeitskreisen bestimmten Themenfeldern widmet. Bereits bevor große Vorhaben erarbeitet sind, wird man von kleineren profitieren, ist sich Stadelhofens Gemeindeoberhaupt Ludwig Göhl sicher. Er spricht dabei die Harmonisierung von Veranstaltungskalendern an.

Die gemeinsame Entwicklung ist für den Scheßlitzer Stadtchef Roland Kauper auch aus der Warte wichtig, da sich der Jura doch ziemlich nach Scheßlitz orientiert. Die Verlegung des Standesamtes von Steinfeld nach Scheßlitz sieht Wattendorfs Bürgermeister Thomas Betz als einen ersten wichtigen gemeinsamen Schritt.

Worauf alle vier Gemeinden nun warten, das ist das Kernwegenetz, zeigen die Kommentare der Bürgermeister mit Blick auf den Tourismus. Flurbereinigunsverfahren sind in allen vier Kommunen zwar schon vor einigen Jahrzehnten gelaufen, doch waren die so, dass an Gemeindegrenzen wegetechnisch praktisch Schluss war.
Flurbereinigungswege von damals haben eine Breite von 2,70 Metern. Heute benötrigen landwirtschaftliche Geräte da weitaus mehr, so Betz. Und auch die Tonnage stieg: Früher waren es fünf Tonnen, heutzutage seien elf erforderlich. Wie Schmelzer zum Kernwegenetz weiter erklärte, verkraften die befestigten Wege (Asphalt oder Pflaster) künftig nicht nur elf Tonnen Gewicht, sie verfügten auch über 3,50 Meter Breite.


Auch Geh-und Radweg

Sie sollen aber nicht nur landwirtschaftliche Gefährte von den Straßen bringen, sondern auch als Geh- und Radwege genutzt werden. "Mit Zunahme der E-Bikes ist der Jura interessant geworden", ergänzt Gisela Hofmann dazu. "Denn früher waren die Berge für Radler nicht attraktiv", so Roland Kauper. Aber jetzt wolle man hier mehr sanften Tourismus und auch die landwirtschaftlichen Flächen besser erreichbar machen, so Betz.
Mit der Vertagsunterzeichnung sind erste Voraussetzungen geschaffen.