Jungkreut in Bamberg: Das Rätsel um ein Schutzgebiet, das keines ist
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Donnerstag, 25. Oktober 2018
Kann ein Wasserschutzgebiet ohne Bestandskraft die Neubaupläne noch vereiteln? Stadträtin Reinfelder wirft den Stadtwerken ein Täuschungsmanöver vor.
Es sollte Bambergs größtes Neubaubaugebiet werden. 250 Baurechte und Wohneinheiten in schönster Lage zwischen Sylvanersee und Michelsberger Wald. Doch am Dienstag haben maßgebliche politische Akteure, unter ihnen Bambergs OB Andreas Starke (SPD), überraschend erklärt, dass das Neubaugebiet nicht mehr realistisch sei. "Jungkreut" wird wohl ein baupolitisches Luftschloss bleiben. Als Grund für die Vorab-Einschätzung wurde der unüberwindliche Konflikt zwischen der Bebauung und einem bestehenden Wasserschutzgebiet genannt.
Konkret heißt das: Kämen die neuen Häuser wie geplant, müssten die Stadtwerke ihren Tiefbrunnen 2 stilllegen, was sie nach eigener Aussage nicht wollen, auch wenn die Schüttung von 35 000 Kubikmetern im Jahr überschaubar ist. Bestätigt wurde diese angebliche Unvereinbarkeit noch am Dienstag gegenüber dem FT, und das sowohl von den Stadtwerken, als auch vom Wasserwirtschaftsamt Kronach.
Nun aber könnte es sein, dass das "Jungkreut" wie aus dem Jungbrunnen doch wieder auftaucht. Es ist Daniela Reinfelder, die gegenüber den Stadtwerken schwere Vorwürfe erhebt. Das städtische Tochterunternehmen habe den Aufsichtsrat der Stadtwerke, dessen Vorsitzender Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) ist, ebenso wie die Öffentlichkeit getäuscht. Reinfelder sagt: "Die von den Werken vorgelegten Schutzgebietsgrenzen existieren in dieser Form gar nicht. Nicht einmal ein wasserrechtliches Verfahren ist dazu eröffnet worden."
Hat Reinfelder, die das Neubaugebiet selbst maßgeblich vorangetrieben hatte, Recht mit ihrer Vermutung, dass es am Ende doch der Protest aus der Nachbarschaft war, der das vorgezogene Aus des Baugebiets bewirkt hat?
Zweideutiges aus dem Rathaus
Bei der Stadt hören wir auf Nachfrage die Formulierung, dass das Schutzgebiet "festgelegt, aber nicht festgesetzt" sei. Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke, spricht davon, dass das Schutzgebiet "festgesetzt, aber nicht vollzogen" sei. Aus seiner Sicht habe aber der Umstand, dass sich das Schutzgebiet noch im Verfahren befinde, keine Bedeutung für die bereits jetzt klaren Handlungsalternativen: "Es ist ein ziemlich digitaler Entscheidungsprozess. Wenn wir den bestehenden Brunnen erhalten wollen, können wir Jungkreut nicht weiter verfolgen."
Mit dieser Aussage will sich Daniela Reinfelder nicht zufrieden geben. Es könne nicht sein, dass das geplante Neubaugebiet schon für tot erklärt werde, ehe die für ein wasserrechtliches Verfahren nötigen Schritte wie die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange überhaupt durchgeführt worden seien. "Wir haben so viele Anfragen junger Familien, die hier Fuß fassen wollen. Das darf man nicht einfach ignorieren."
Tatsächlich ist es gerade das Wesen eines Verfahrens mit vielen Beteiligten, dass das Ergebnis grundsätzlich als offen zu gelten hat. Deshalb setzt Reinfelder darauf, dass auch beim Rahmenplan Jungkreut die richtige Reihenfolge eingehalten und ergebnisoffen vorgegangen wird. Ihre Hoffnung ist klar: "Es könnte beispielsweise geprüft werden, ob das erweiterte Wasserschutzgebiet doch noch etwas verkleinert werden könnte. Dann wäre möglicherweise auch ein Kompromiss bei der Wohnbebauung möglich."