Jugendherberge Wolfsschlucht steht immer noch leer
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Montag, 31. August 2015
Einst eine beliebte Jugendherberge, zwischenzeitlich Flüchtlingsunterkunft und dann der Leerstand - dabei sollten wieder Kinder und Jugendliche in die "Wolfsschlucht" einziehen. Kommt bald Bewegung in die notwendige Sanierung?
Eigentlich hätten die Sanierungsarbeiten bereits Anfang 2014 beginnen sollen. Und, so die Idee: Im Jahr 2015 könnte die ehemaligen Jugendherberge Wolfsschlucht wieder ein Haus für die Jugend sein - ein Schullandheim vielleicht?
Doch der aktuelle Stand ist ein anderer. Wer dieser Tage an dem Kleinod im Bamberger Hain vorbeiradelt und sich fragt: "Was ist mit der Wolfsschlucht?", erfährt: Das Haus steht leer, im November werden es zwei Jahre. Einst war es eine gefragte Jugendherberge mit 6000 Übernachtungen pro Jahr. Doch bereits vor Jahren wurde klar: Das Haus ist sanierungsbedürftig.
Mit dem steigenden Zustrom von Asylbewerbern wurde aus der Herberge für die Jugend übergangsweise eine für Flüchtlinge. Die sind längst ausgezogen, der letzte Asylbewerber hat das Gebäude im November 2013 verlassen. Es wurde Platz geschaffen in anderen Unterkünften der Stadt. Mitte September dieses Jahres soll eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge mit geringer Bleibewahrscheinlichkeit auf dem ehemaligen Kansernengelände in Bambergs Osten in Betrieb gehen. Bis zu 1500 Asylbewerber aus dem Westbalkan werden acht Wohnblocks mit Leben erfüllen.
Ganz anders in der Wolfsschlucht. Zwar war sich der Stadtrat einig: Es soll ein Haus für die Jugend bleiben. Doch dafür muss in jedem Fall saniert werden. Finanzreferent Bertram Felix, der auch Chef des Immobilienmanagements ist, sagt klar: "Die gesamte Immobilie ist ein Totalschaden."
Doch kein Kreativzentrum
Felix spricht von massiven statischen Problemen im Dachstuhl, von Decken, die man abstützen müsse und von dringend notwendigen Brandschutzmaßnahmen. Dass es diese nicht gebe, sei der "Knock Out" für Veranstaltungen. Denn ursprünglich war geplant, die Wolfsschlucht bis zu ihrer Sanierung als Kreativzentrum für junge Menschen zwischenzunutzen.Warum nicht öffentliche Veranstaltungen wie Lesungen, Theater oder Konzerte abhalten? Oder zumindest Proben- und Übungsräume zur Verfügung stellen? Nach einer Besichtigung vor Ort und Gesprächen am Runden Tisch "Kultur braucht Raum" kamen der Fachbereich Baurecht und das Bauordnungsamt schließlich zu dem Ergebnis, "dass eine Zwischennutzung ohne bauliche Ertüchtigung derzeit nicht stattfinden kann, da Statik- und Brandschutzvorgaben so nicht gewährleistet sind." Ein Satz, der in den Unterlagen zur vergangenen Sitzung des Finanzsenates steht.
Stellt sich die Frage, wie es weiter geht. Stadtrat Norbert Tscherner (BBB) jedenfalls geht es vor allem zu langsam. Tscherner hatte vor zwei Jahren rund 7000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren zum Erhalt der Wolfsschlucht als Haus der Jugend gesammelt. Zu einem Bürgerentscheid war es nicht mehr gekommen, da man sich in der Stadtspitze darauf einigte, dass die Wolfsschlucht auch in Zukunft eine Jugendeinrichtung bleiben solle.
Bürgerbegehren-Initiator Tscherner wird jedoch ungeduldig. "Wenn ich keine feste Zusage bekomme, dass es vorwärts geht, ziehe ich vor Gericht." Er fordert in einem Antrag, dass die Umbauarbeiten noch im Spätherbst 2015 beginnen und auf 750.000 Euro Sonderrücklagen zurückgegriffen wird, sowie Fördergelder beantragt werden.
Erst vor kurzem hatten Gespräche zwischen Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), Norbert Tscherner und einem privaten Investor stattgefunden - sie waren nicht von Erfolg gekrönt. Unterdessen zeichnet sich möglicherweise eine Nutzung ab, die ohne Anbau auskommen könnte. Die Stadt hatte 393.000 Euro für Architekturleistungen ausgegeben, nicht 450.000 Euro, wie zunächst geschätzt. Das merkt Finanzreferent Bertram Felix an.
Welche Art von Jugendhaus?
Geklärt werden sollte, ob die Wolfsschlucht nach ihrer Sanierung als klassische Jugendherberge, als Schullandheim oder als Jugendgästehaus ihre Wiedereröffnung feiern soll. Laut Felix hätten alle drei Varianten eines Erweiterungsbaus bedurft. Es gebe aktuell jedoch Überlegungen, die sich mit einer Nutzung auseinandersetzen, die nicht an eine bestimmte Betriebsform geknüpft sei. Näheres sagt Felix mit Hinweis auf ein "relativ frühes Stadium" noch nicht. Ein politisches Zwischenergebnis werde in der nächsten Sitzung des Ältestenrates nach der Sommerpause diskutiert. Es wird interessant sein, von welchen Kosten die Rede ist. Bei einer Sanierung hin zur Jugendherberge, zum Schullandheim oder Jugendgästehaus kommt Felix - wegen der Anbauten - auf Baukosten von bis zu sechs Millionen Euro. Norbert Tscherner hingegen spricht bei einer kleineren Variante von Sanierungskosten in Höhe von etwa 2,8 Millionen Euro.