Jetzt besteht die Chance, Feuer zu "studieren"
Autor: Anette Schreiber
Strullendorf, Donnerstag, 23. April 2015
64 Atemschutzgeräteträger der Landkreis-Feuerwehren nutzen die Gelegenheit, sich in einem neuartigen Brandübungscontainer für den Ernstfall fit zu machen. Eine Woche lang steht er beim Atemschutzzentrum in Strullendorf.
Rot leuchtet der lange Container. Davor macht sich eine Schar in Schwarz-Gelb zu schaffen. Wenn's aus dem Bauch des roten Monsters so richtig qualmt, dann befinden sich die Schwarz-Gelben genau innen drinnen. Dort ist ein ordentliches Feuer im Gang. Teilweise Temperaturen bis s zu 700 Grad Celsius. Etwa 20 Minuten bleiben die Schwarz-Gelben "eingesperrt". Eine echt heiße Sache, vor allem das, was die schwitzenden Männer mit nach draußen nehmen: Brandwichtige Erkenntnisse.
Florian Esselberger ist einer von den Schwarz-Gelben. Diese Farben kennzeichnen die Schutzanzüge, ohne die sich niemand in den Container begibt. Das große schwarze A steht auf dem beigen Helm und weist Esselberger als Atemschutzgeräteträger aus.
Die Feuerwehr Königsfeld hat den 28-Jährigen nach Strullendorf zum Atemschutzzentrum entsandt, wo der Übungscontainer seit Anfang der Woche steht.
Esselberger ist einer von insgesamt 64 Atemschutzgeräteträgern der insgesamt rund 500, die sich in den 190 Landkreiswehren engagieren. Und einer von denen, die sich in dieser Woche in Strullendorf weiterbilden dürfen. Auch sein junger Kollege Michael Freitag von der Königsfelder Feuerwehr ist mit dabei und absolviert den Durchgang gemeinsam mit Esselberger.
Esselberger ist schon seit 16 Jahren bei der Feuerwehr und seit zehn Atemschutzgeräteträger. Das sind die Feuerwehrleute, die beispielsweise in brennende Gebäude geschickt werden, um Menschen zu retten und natürlich um Brände zu löschen.
Heutzutage beschränken sich die die Aufgaben der Feuerwehr im Gegensatz zu den Anfängen auf eine Vielzahl unterschiedlicher Schwerpunkte, von technischer Hilfeleistung etwa bis zum Einsatz bei Unfällen, bei denen Gefahrgut "im Spiel" ist.
Umso wichtiger ist das Üben für Atemschutzgeräteträger gerade in realistischen Situationen, sagt Kreisbrandrat Bernhard Ziegmann. Damit die Aktiven wissen, wie sie im Ernstfall vorgehen müssen. Genau solche Ernstfall-Bedingungen bietet der neue Brandschutzcontainer. Der "wandert" dank eines Projektes auf Bundesebene und der Initiative von Innenministerium in Begleitung durch Landesfeuerwehrverband Bayern seit Ende Februar durch den Freistaat. Die Landkreisfeuerwehr hat sich zeitig beworben und ist froh, unter den Ersten zu sein, die mit dem neuen Container üben können. Das Projekt ist zunächst auf vier Jahre ausgelegt und soll damit insgesamt 7200 Atemschutzgeräteträger schulen. 1,2 Millionen Euro hat der Freistaat in den Brandschutzcontainer investiert.
Typische Rauchentwicklung
Durch die Verwendung von Holz entsteht die für Zimmerbrände typische Hitze- und Rauchentwicklung. Florian Esselberger schwitzt nach den 20 Minuten im Container zwar heftig, und wird später etliche Liter Wasser trinken. Er ist aber voll zufrieden. Der Ausbilder sei perfekt und drinnen alles realitätsnah. Gelernt habe er viel über die Brandentwicklung und den Brandverlauf. "Im Ernstfall habe ich ja keine Zeit, den Brandablauf zu beobachten, oder das Feuer zu studieren." Da geht es ums Retten und Löschen. Bei etwa 25 Brandeinsätzen hat der 28-Jährige bislang mitgewirkt, aber logischerweise "keine Zeit fürs Feuer" gehabt.
BeimLöschen komme es darauf an, Wasser gezielt einzusetzen, richtig zu dosieren. Ein Liter Wasser ergibt 1700 Liter Wasserdampf und genau an dem kann man sich verbrühen, wenn es zu viel davon gibt. Es geht um Sprühimpulse und Sprühstöße und die Bewegung des Strahlrohrs. Dann gibt es noch die Rauchschichten und, und, und. Etliches wird im Einführungsgespräch erklärt, der Rest in der Nachbesprechung erörtert.
Der Einsatz im Container habe ihm jedenfalls viel gebracht, findet der Atemschutzträger. Auch die anderen Teilnehmer hätten das so empfunden. Die meisten hatten eigens Urlaub genommen, oder wie er, der als Hochbaupolier bereits von 6.50 bis 14 Uhr arbeitete und danach für die Übung Überstunden abfeierte. Was er gelernt hat, davon sollen dann auch die anderen 14 Atemschutzträger der Königsfeder Wehr profitieren. "Ideale Möglichkeiten zum Üben", begeistert sich der Kreisbrandrat dafür, dass bis Samstag in Strullendorf geübt werden kann.