Jeder Kommunionbub ein kleiner James Bond
Autor: Sabine Christofzik
Würgau, Mittwoch, 30. März 2016
Warum schauen alle immer nur auf die "Bräutla" in ihren weißen Kleidern? Leon aus Würgau zeigt seinen coolen Anzug.
Mode ist (noch) nicht sein Thema. Da gibt es Dinge, die wichtiger sind: Fußball und Kung Fu zum Beispiel.
Trotzdem wusste Leon ganz genau, wie sein Kommunion-Outfit sein sollte: bequem und sportlich. Damit war sein Wunsch gar nicht so weit entfernt von den Vorstellungen der Mama. "Auf keinen Fall einen klassischen Anzug" wollte Claudia Meiszburger für den großen Tag des Sohnemanns.
Bis die beiden rundum zufrieden waren - und mit ihnen Vater und Patentante - verging viel Zeit. Sehr viel Zeit. Bei Autofahrten und in den Geschäften. Dass es so "kompliziert" werden würde, damit hatte die Familie aus Würgau nicht gerechnet.
Letzte Hoffnung: Internet
Zu festlich war alles Angebotene bei der ersten Anlaufstelle. Im zweiten Geschäft gab es was, das Leon und seine Mutter halbwegs aber die Patentante überhaupt nicht überzeugte. Dem Papa dagegen gefiel es. "Vielleicht hat er das nur gesagt, damit er seine Ruhe hat", mutmaßt Claudia Meiszburger schmunzelnd. Bei mehreren Mode-Einkaufsquellen in der Bamberger Innenstadt erging es der Familie nicht viel besser. Ein Sakko war dabei, von dem alle begeistert waren. Es war nur nicht in der passenden Größe erhältlich.
"Erst dann sind wir im Internet hängengeblieben. Blazer und Hose in zwei Größen bestellt, für eine entschieden: geschafft!"
Dazu ein sportliches weißes Hemd, dass an Krageninnenseite und Knopfleiste jeansfarben abgesetzt ist.
So weit so gut. Doch etwas Wichtiges fehlte noch: die Schuhe. "Und da ging's dann weiter mit der Sucherei. Ich weiß gar nicht, wo wir überall deswegen gewesen sind", sagt die Mutter des Drittklässlers, der in die Kilian-Grundschule in Scheßlitz geht.
Letztendlich führten auch hier ein paar Mausklicks zum Erfolg. Und als feststand, dass der Neunjährige in braunen Schuhen zur Erstkommunion geht, wurde der Gürtel im passenden Farbton dazubestellt.
Zufrieden, Leon? "Sieht cool aus. Und ich kann mich gut drin bewegen. Einen dunklen Anzug hätte ich nicht gewollt - sowas ist für Leute im Büro."
Es sollte was Neues sein
"Unterhalten hatte ich mich mit einigen Mamas, die eigentlich gesagt haben, dass sie für ihre Buben auch was Sportliches wollten. Da sind ein paar aber dann umgeschwenkt. Es wird eben doch einiges an Kommunionkleidung im Freundes- und Bekanntenkreis weitergegeben," sagt Claudia Meiszburger. "Wenn man was gebraucht kauft, ist das so eine Sache: Es gibt viele Leute, die die Trends kennen und genau sehen, dass die Klamotten zwei oder drei Jahre alt sind."Den Trend zum türkisfarbenen Hemd zum Beispiel. Kaum ein Kommunion-Gruppenbild von 2015, 2014 und noch weiter zurück, auf dem es nicht bei mindestens der Hälfte der Jungen unter der Anzugjacke hervorleuchtete.
Dass dies heuer immer noch so angesagt ist, kann Günter Willmann von "Marry Me", Braut- und Eventmode im Ertl-Zentrum, nicht bestätigen. "Es kommt immer auf die Anzugfarbe an, welches Hemd gewählt wird. In den vergangenen Jahren waren Hosen und Jacken in Grau, Braun oder Dunkelblau gefragt. Diesmal, würde ich sagen, dominiert Schwarz."
Woran mag das liegen? Willmann schmunzelt. "Da gab es diese Werbung eines Herrenausstatters, in der Daniel Craig alias James Bond einen schwarzen Anzug trägt. Sowas kann Jungen durchaus gefallen."
Nun sind Buben im Kommunion-Alter, was Mode angeht, nicht ganz so interessiert wie Mädchen. Dennoch: "Einige kommen mit ganz eigenen Vorstellungen her, die sie dann auch konsequent vertreten. Wieder andere wollen nur das, was die Mama sagt. Das hält sich bei Jungen und Mädchen aber ungefähr die Waage".
Suche in den Schulferien
Als "klassische Zeit" zum Kauf von Kommunionkleidung bezeichnet Günter Willmann die Tage zwischen der ersten Novemberwoche und Dreikönig. "Da sind zwei Schulferien drin und das ist auch die Zeit, in der Paten oder Großeltern die Zusage geben, die Kosten für Kleid oder Anzug des Kommunionkinds zu übernehmen."Nun hört aber niemand in diesem Alter zu wachsen auf, nur weil die Anziehsachen für den großen Tag schon gekauft sind. "Deshalb sind Februar und März die Zeit für die Änderungen. Die Kleidung wird ja fast immer eine Nummer größer genommen."
Ähnlich sieht es aus im Bekleidungshaus Murk in Wachenroth, das nur einen Katzensprung von der Landkreisgrenze entfernt ist. Auch dort sind die Änderungsschneiderinnen jetzt fast schon fertig mit dem Passendmachen von Bräutla-Kleidern und Hosen-Säumen.
Fliege und Hosenträger
"Es darf bei den Buben auch weiterhin farbig sein", berichtet Gerlinde Kleinlein, Leiterin der Abteilung Kindermode. "Blautöne sind bei den Hemden sehr gefragt. Petrol und türkis wird auch noch verkauft, denn viele Kunden fragen nach dem, was sie in den Vorjahren gesehen haben.Zum anthrazitfarbenen Anzug wird auch Weinrot kombiniert. Ansonsten ist Marine und gedecktes Kornblau angesagt, bei den Anzügen. Einstecktücher sind im Kommen. Neben der Krawatte wird auch die Kombination Fliege und Hosenträger gern genommen."
Und wenn sich das Kommunionkind im Anzug nun partout nicht wohlfühlt? "Es gibt gar nicht mal so wenige, die sich für ein sportliches Sakko und eine Jeans entscheiden. Manchmal werden dazu sogar Chucks getragen", sagt Gerlinde Kleinlein.
Manchmal fließen Tränen
"Gelegentlich muss man da schon den Vermittler spielen, wenn die Vorstellungen von Eltern und Kindern zu weit auseinander gehen. Manchmal fließen tatsächlich Tränen."Bei der Bräutla-Mode ist die Zeit der Reifröcke seit zehn bis zwölf Jahren vorbei. "Es ist jetzt alles etwas schlichter. Trotzdem gehen auch aufwendig verzierte Kleider noch ganz gut. Ich würde sagen, mit 60 Prozent überwiegen die langen Kleider. Der Rest hat Dreiviertellänge."